Dienstag, 22. Januar 2013

Show me the light...

Ich ertrinke. Langsam, Tag für Tag. Ich ertrinke im eiskalten, schwarzen Meer meiner eigenen Gedanken. Ich will atmen, will meine Lungen mit Luft und Leben füllen, doch es geht nicht. Ich höre meine eigenen Gedanken, so laut als würden sie mit mir sprechen. Was sie auch tun.
Versagerin. Du bist es nicht wert. Du bist schon lange kein Mensch mehr. Du bist nichts. Nein, du bist noch weniger als das.
Ich versuche die Stimmen zu unterdrücken.  Doch ich hasse mich. Hasse mich so sehr. Versuche dem Drang neue rote Linien in meine blütenweise Haut zu schneiden zu unterdrücken. Ich denke an all die Narben auf meinen Arm, die nie mehr weg gehen werden.
Das ist nicht genug. Es wird niemals gut genug sein.
Meine Hände zittern. Vor Kälte. Vor Angst. Vor dem unterdrückten Verlangen zu schneiden. 
Lass mich nicht allein, will ich rufen. Strecke die Hand aus. Fasse nichts, kein Licht. Die Dunkelheit klebt zu sehr an mir. Willst du wirklich diesen Weg mit mir gehen?
Ich habe Angst vor der Antwort. 
Ich habe Angst. Das ist alles was übrig bleibt. Wenn ich nachts in meinem Bett liege, und die Geister der Vergangenheit aus ihren Verstecken kriechen und die Träume mich jagen, und die Gedanken selbst im Schlaf - auch wenn man es nicht so bezeichnen kann - nicht aufhören. 
Ich habe Angst vor dem, was die Angst aus Menschen macht.

Freitag, 11. Januar 2013

Wirre Gedankenflut

Tage die zäh wie Kaugummi vorbeiziehen und nichts als den schalen Geschmack von Leere und Bedeutungslosigkeit hinterlassen. Streit, der wohl nur noch um des Streitens Willen ausgetragen wird, denn alles dreht sich immer nur im Kreis. Einsicht ist ein Fremdwort, genauso wie Verständnis und Zuneigung. Zwischen mir und meinem Eltern steht seit ich ein ein kleines Kind bin eine Mauer und mittlerweile ist daraus ein ganzer Berg geworden, der auch das letzte Sonnenlicht verdunkelt. Hier kann die Sonne nie wieder scheinen. Ich bin nur ein Mädchen, ohne Sinn und ohne Ziel, ohne ein richtiges Leben, ohne Zukunft. Ich treibe im Meer und meine eigenen finsteren Gedanken zerren mich immer weiter in die Tiefe hinab. Ich möchte schreien, möchte tief Luft holen, doch ersticke an meinen eigenen Worten.
Ich lasse mich von den Stunden durch den Tag tragen, beobachte emotionslos und schlaflos den Wechsel von Tag und Nacht, und selbst die letzten Atemwolken verschwimmen in Bedeutungslosigkeit. Ich schaue aus dem Fenster, und was ich sehe sieht mich nicht. Was ich sehen will sehe ich jedoch nicht, denn es ist viel zu weit weg, viel zu fern, ist nicht bei mir denn ich bin hier. Ich will meine Hand ausstrecken, will rufen, will hoffen dass jemand meine eiskalte Hand ergreift und mich aus meiner Finsternis zerrt. Doch ich ersticke an meinen eigenen Tränen, die ich nicht mehr weinen kann.
Ich existiere solange ich atme und mein Herz schlägt. Doch oft frage ich mich: Wie lange noch? Denn ich weis es nicht. Es fühlt sich an, als würde mir die Zeit davonlaufen. Die Zeit, von der ich doch eigentlich mehr als genug habe, mehr als mir lieb ist. Welch lächerliche Ironie. Ein Körper, der nicht mehr so kann, wie ich es will. Ein Herz das schmerzhaft schlägt. Als müsste es für jemand anderen mitschlagen. Manchmal ist Atmen so schwer. Und noch viel schwerer ist es morgens zu erwachen. Ich fühle mich gefangen in einer Welt die es nicht gibt. Irgendwo zwischen Wachen und Schlafen. Ein Körper der sich nicht bewegen kann. Gedanken, die sich nicht verselbstständigen können. Eine Welt, die mich in ihre Richtung zerrt, und eine andere die mich in die Tiefe zerrt. Mein Kopf ist so leer und zugleich viel zu voll. Gedanken die beim sich ständigen wiederdenken weh tun. Ein Kopf der viel zu klein ist um Platz für all die Gedankenwelten zu bieten. Der Wunsch nach Stille, und die gleichzeitige Angst davor. Denken das manchmal so schwer fällt. Eine Welt die verschwimmt, die sich immer mehr selbst verzerrt. Ein kurzer Weg, ein paar Meter nur, der mir plötzlich so unwahrscheinlich weit und unmöglich zu erreichen scheint. Ein Verstand der schreit, dass er nicht wahnsinnig werden will. Und ein Kopf, der so schwer ist und so weh tut und einfach nicht mehr denken will. Blut das durch meine Adern und meine Ohren rauscht. Sterne obwohl es noch lange nicht Nacht ist.  
Quälend langsam kriechen die Zeiger der Uhr vorwärts. Zeit sickert durch Sanduhren. Wiederholt sich immer wieder. Wiederholt sich sofort. Zahlen am Kalender, die sich ohne Bedeutung die Hand reichen. Wechselnde Wolken, die der Wind vor sich her treibt.
Die Welt ist grau und dunkel und trist. Ein Lachen wirkt fehl am Platz, klingt grell und falsch. Ein Lächeln wirkt wie aufgemalt, nachträglich auf ein Gemälde gepinselt. Wärme ist nur eine Illusion, Kälte hingegen dringt durch den Körper, nistet sich in Knochen und im Herzen ein. In mir wohnt die Dunkelheit, bei jedem Schritt tropfen die Schatten auf die Straße, bleiben in Pfützen hängen, an kahlen Ästen kleben.
Wege führen weit fort. Wege führen ins Nirgendwo. Wege weichen von festen Straßen ab. Wege können irgendwo ankommen. Wege können einen in die Irre führen.
Doch Menschen kommen niemals irgendwo an. Denn immer geht es irgendwo weiter, immer lauert irgendwo eine weitere Abzweigung, ein weiterer Irrweg, eine Sackgasse, ein Tunnel, der einen nur im Kreis führt.
Man kann ewig auf der Suche sein. Doch das was man sucht, ist meist etwas dass es gar nicht gibt. Oder dass es einmal gab und schon lang verloren ist, was nur die Hoffnung einfach nicht einsehen will. Man kann ewig unterwegs sein, ohne jemals irgendwo anzukommen.
Dennoch ist unterwegs sein besser, als ewig zu warten. Denn warten worauf? Die Antwort ist genauso wenig existent wie die Anzahl der Sandkörner im Wüstenwind. Auf den Tod kann man nicht warten. Denn er wird dich finden, so oder so. An diesem oder an jenem Ort. Egal wo. Auf das Leben kann man eben so wenig warten, denn es kommt einen nicht besuchen, klingelt nicht einfach plötzlich an der Tür. Wenn man einmal die Chance verpasst hat, richtig zu leben, ist es sehr sehr schwer es überhaupt jemals zu lernen. Und der Weg ist weit, und ans Ende wird man niemals kommen wenn man ihn nicht geht.
In schwarzen Pfützen sehe ich all die toten Träume schwimmen, sehe die vergossenen Tränen glitzern. Ich habe Angst, und weis doch nicht wovor. Wolken stürzen vom Himmel, denn er ist nicht so hoch und weit wie ich all die Jahre dachte. Sterne lassen sich nicht fangen, denn eingesperrt können sie nicht mehr leuchten. Ich schaue auf mein Spiegelbild und weis dass der Spiegel mir nie die ganze Wahrheit zeigt, obwohl Spiegel nicht lügen können. Ich laufe, weil ich nicht mehr stehen bleiben will, doch ich laufe auf der Stelle, was letztendlich auf das Selbe hinausläuft. Ich atme die kalte Luft ein, und sie brennt in mir. Ich will rufen, doch ich kann nicht. Ich will davonlaufen, will mich irgendwo unter der Decke verkriechen, doch ich weis es bringt nichts. Die Schatten sind immer da. Die Angst ist immer da. Sie folgt mir, tritt aus dunklen Ritzen, kriecht über den Boden, berührt mich mit kalten Fingern im Schlaf und im wachen Zustand. Angst kann niemals mein Freund sein. Und doch kann ich erst lernen mit ihr zu leben, wenn sie nicht länger mein Feind ist.
Worte fließen aus mir heraus, und doch bleibt das Chaos in meinem Kopf. Nichts ordnet sich, nichts wird besser. Ich grabe Löcher in den Schnee, doch die Gedanken verschwinden nicht darin. Winterwelt ist kalt und leer, Winterwelt ist in mir, denn es ist die Welt in der ich lebe, die Welt in der ich gefangen bin, auch wenn es eine Welt ist, die nur in mir existiert.

Mittwoch, 9. Januar 2013

Neues Jahr, altes Leben

Das neue Jahr geht genauso beschissen weiter wie das alte. Nur weil das Jahr nun einen anderen Namen trägt, heißt das nicht dass sich auch nur die kleinste Kleinigkeit geändert hat. Als ich vor ein paar Tagen am Ende der Ferien wieder nach Hause komme, ist alles wie immer.
Feindliche Blicke. Menschen, die nicht einmal mehr so tun als würden sie ein Gespräch miteinander führen, sondern sich umkreisen wie Feinde, immer auf der Lauer, immer auf der Jagd. Lang vergangene Dinge, die sich mir erst jetzt in all ihrem Ausmaß erschließen. Und weh tun.
Meine Mutter, die mich hasst für all das was ich bin. Und was ich nicht bin.
Das einzige was ich meiner Mutter je recht machen konnte, was gute Noten zu schreiben. Und sie hat es immer so hingestellt, als wäre es zur Hälfte auch ihr verdienst. Und gestern erfahre ich, dass sie überall herum erzählt hat, ich würde damit nur Aufmerksamkeit und Anerkennung wollen. 
Das tut weh. Zu realisieren, dass ich in ihren Augen noch viel schlechter war, als ich dachte.
So geht das immer und immer weiter. Sie reißt jedes Mal nie verheilte Wunden auf, lässt mich spüren dass ich nichts, aber auch gar nichts wert bin. Sie tut mir damit weh. Und behauptet, sie hätte ja nichts falsch gemacht, es liegt alles an mir, ist meine Schuld, sie war ja immer eine gute Mutter. 
War sie nicht. Ich frage mich, warum sie all die blutenden Wunden, die sie mit ihren Worten reisst, nicht sehen kann. Oder warum sie sie nicht sehen will.
Allein dadurch, dass sie eine Frage stellt, ist sie der Meinung das Recht auf eine Antwort zu haben. Als würde mein Leben irgendwie ihr gehören. Als wäre ich nur eine Puppe, die sie steuern will, an deren stählernen Fäden sie zieht, aber darum kümmern will sie sich nicht. Ihrer Meinung habe ich einfach nur da zu sein, einfach nur zu funktionieren.
In ihren Augen bin ich kein Mensch. 
Du hast keinerlei Menschlichkeit in dir. Diese Worte kann ich einfach nicht vergessen.
Ich besuche meine Oma und meine Tante, weil ich es zuhause nicht mehr aushalte, und weil ich meine Oma und meine Tante gern hab. Meinte Mutter wirft mir vor, ich würde nur hingehen und nett tun, weil ich Geld von ihnen will...
Wir stehen in der Küche als sie das sagt. Mein Blut gefriert zu Eis, ich will sie anschreien, will ihr klar machen wie weh sie mir tut Wie kaputt sie mich macht. Doch das hätte keinen Sinn. Das sind nur verschwendete Worte. Sie versteht es nicht. Sie hat es noch nie verstanden.
Und in meinem Kopf sind all die Gedanken, die sich immer und immer wieder im Kreis drehen. Was, wenn sie recht hat? Was wenn ich wirklich nur ein aufmerksamkeitskrankes Kind bin? Wenn ich wirklich so schlimm bin wie sie behauptet? Habe ich wirklich keine Zukunft? Warum will sie mit die Hoffnung kaputt machen, die ich bezüglich Zukunft habe? Warum lässt sie mich nicht einfach in Ruhe, lässt mir zumindest das bisschen Leben das noch von mir übrig ist, auch wenn es nur ein Scherbenhaufen ist? Warum will sie mir das auch noch nehmen?
Wann wird sie zufrieden sein? Wenn ich nichts mehr habe, gar nichts mehr? Und dann wirft sie mir vor, ich würde sie ausnutzen und nur ihr Geld wollen.
Die Wahrheit ist, ich will nichts mehr von ihr. Nur dass sie mich endlich in Ruhe lässt. Dass sie sich nicht mehr in mein Leben mischt. Dass sie mich nicht noch mehr kaputt macht, denn ich bin schon kaputt. Nicht nur wegen ihr, aber auch wegen ihr.
Ich will nicht mehr nachdenken müssen. Will die Rasierklinge aus ihrem Versteck holen, der Drang ist so groß. Doch ich versuche es zu lassen. Ich will schlafen ohne schlecht zu träumen.
Ich will in einem Traum erwachen und feststellen, dass mein Leben nur ein Alptraum war, den ich vergessen kann.
Ich fühle mich so allein und verloren. In mir ist es Winter, und nichts anderes als das. Sanft fallender Schnee brennt auf der eisigen Haut, in blutenden Wunden, und egal in welche Richtung man blickt, überall ist Winterwüstenwelt, ein Feld aus Eis, ein Gefängnis in meinem Kopf, ein Schlüssel den es nicht gibt, ein Schrei den niemand hört....

Leser ♥