Das neue Jahr geht genauso beschissen weiter wie das alte. Nur weil das Jahr nun einen anderen Namen trägt, heißt das nicht dass sich auch nur die kleinste Kleinigkeit geändert hat. Als ich vor ein paar Tagen am Ende der Ferien wieder nach Hause komme, ist alles wie immer.
Feindliche Blicke. Menschen, die nicht einmal mehr so tun als würden sie ein Gespräch miteinander führen, sondern sich umkreisen wie Feinde, immer auf der Lauer, immer auf der Jagd. Lang vergangene Dinge, die sich mir erst jetzt in all ihrem Ausmaß erschließen. Und weh tun.
Meine Mutter, die mich hasst für all das was ich bin. Und was ich nicht bin.
Das einzige was ich meiner Mutter je recht machen konnte, was gute Noten zu schreiben. Und sie hat es immer so hingestellt, als wäre es zur Hälfte auch ihr verdienst. Und gestern erfahre ich, dass sie überall herum erzählt hat, ich würde damit nur Aufmerksamkeit und Anerkennung wollen.
Das tut weh. Zu realisieren, dass ich in ihren Augen noch viel schlechter war, als ich dachte.
So geht das immer und immer weiter. Sie reißt jedes Mal nie verheilte Wunden auf, lässt mich spüren dass ich nichts, aber auch gar nichts wert bin. Sie tut mir damit weh. Und behauptet, sie hätte ja nichts falsch gemacht, es liegt alles an mir, ist meine Schuld, sie war ja immer eine gute Mutter.
War sie nicht. Ich frage mich, warum sie all die blutenden Wunden, die sie mit ihren Worten reisst, nicht sehen kann. Oder warum sie sie nicht sehen will.
Allein dadurch, dass sie eine Frage stellt, ist sie der Meinung das Recht auf eine Antwort zu haben. Als würde mein Leben irgendwie ihr gehören. Als wäre ich nur eine Puppe, die sie steuern will, an deren stählernen Fäden sie zieht, aber darum kümmern will sie sich nicht. Ihrer Meinung habe ich einfach nur da zu sein, einfach nur zu funktionieren.
In ihren Augen bin ich kein Mensch.
Du hast keinerlei Menschlichkeit in dir. Diese Worte kann ich einfach nicht vergessen.
Ich besuche meine Oma und meine Tante, weil ich es zuhause nicht mehr aushalte, und weil ich meine Oma und meine Tante gern hab. Meinte Mutter wirft mir vor, ich würde nur hingehen und nett tun, weil ich Geld von ihnen will...
Wir stehen in der Küche als sie das sagt. Mein Blut gefriert zu Eis, ich will sie anschreien, will ihr klar machen wie weh sie mir tut Wie kaputt sie mich macht. Doch das hätte keinen Sinn. Das sind nur verschwendete Worte. Sie versteht es nicht. Sie hat es noch nie verstanden.
Und in meinem Kopf sind all die Gedanken, die sich immer und immer wieder im Kreis drehen. Was, wenn sie recht hat? Was wenn ich wirklich nur ein aufmerksamkeitskrankes Kind bin? Wenn ich wirklich so schlimm bin wie sie behauptet? Habe ich wirklich keine Zukunft? Warum will sie mit die Hoffnung kaputt machen, die ich bezüglich Zukunft habe? Warum lässt sie mich nicht einfach in Ruhe, lässt mir zumindest das bisschen Leben das noch von mir übrig ist, auch wenn es nur ein Scherbenhaufen ist? Warum will sie mir das auch noch nehmen?
Wann wird sie zufrieden sein? Wenn ich nichts mehr habe, gar nichts mehr? Und dann wirft sie mir vor, ich würde sie ausnutzen und nur ihr Geld wollen.
Die Wahrheit ist, ich will nichts mehr von ihr. Nur dass sie mich endlich in Ruhe lässt. Dass sie sich nicht mehr in mein Leben mischt. Dass sie mich nicht noch mehr kaputt macht, denn ich bin schon kaputt. Nicht nur wegen ihr, aber auch wegen ihr.
Ich will nicht mehr nachdenken müssen. Will die Rasierklinge aus ihrem Versteck holen, der Drang ist so groß. Doch ich versuche es zu lassen. Ich will schlafen ohne schlecht zu träumen.
Ich will in einem Traum erwachen und feststellen, dass mein Leben nur ein Alptraum war, den ich vergessen kann.
Ich fühle mich so allein und verloren. In mir ist es Winter, und nichts anderes als das. Sanft fallender Schnee brennt auf der eisigen Haut, in blutenden Wunden, und egal in welche Richtung man blickt, überall ist Winterwüstenwelt, ein Feld aus Eis, ein Gefängnis in meinem Kopf, ein Schlüssel den es nicht gibt, ein Schrei den niemand hört....
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