Mittwoch, 26. Dezember 2012

What will last and what will fade away?

Ich bin hier und nicht zuhause, und ich bin mehr als nur froh darum. Ich habe es gar nicht verdient, dass jemand so lieb zu mir ist, und trotzdem ist das jemand. Und ich merke in letzter Zeit mehr denn je, wie kaputt ich bin, und vor allem wie kaputt und krank mein Körper ist. 
Die Nächte sind der Horror, Bauchkrämpfe und Schmerzen am ganzen Körper, ein Herz das wehtut, mal zu schnell und mal zu langsam schlägt. Und ich finde einfach keinen Schlaf. Mein Körper quält mich mit Schmerzen, mein Verstand quält mich mit all den Gedanken, die niemals still stehen.

Letzte Nacht als es mir nicht gut ging hielt mich mein Bruder, und schüttelt mich auf einmal panisch und ruft meinen Namen. "Weiteratmen! Du musst weiteratmen!" Ein verwirrter Blick meinerseits, die Erklärung seinerseits: Meine Atmung hat scheinbar kurz ausgesetzt. Ich weis nicht, was mit meinem Körper nicht stimmt, aber ich weis dass etwas nicht stimmt. Etwas ganz und gar nicht stimmt. Ich weis nicht, ob mir das nun Angst machen sollte oder nicht, ich fühle gar nichts. Nicht meinetwegen. Aber es gibt etwas, das mich sehr traurig machen würde: Wenn jemand um mich weint. All die Jahre hatte ich keine Hoffnung, hatte und wollte keine Zukunft, für mich gab es die irgendwie nicht, weil ich nichts als negative Dinge kannte. Und nun, da mir jemand die Hoffnung auf eine Zukunft geschenkt hat, weis ich nicht ob ich sie wirklich haben werde. Wie lang ich sie haben werde. 
"Ich hab Angst, dass du einschläfst und nie wieder aufwachst." Dieser Satz geht mir nicht aus dem Kopf. Den ganzen Tag schon nicht. 
Wahrscheinlich ist das alles absolut harmlos und ich mache mir nur unnötig Gedanken. 

Noch nie zuvor hat mir jemand eine Geschichte erzählt, eine Geschichte für mich erfunden und erzählt. In der Nacht bekam ich eine zu hören. Wenn ich noch weinen könnte, dann hätte ich geweint und erst irgendwann wieder aufgehört. Weil mich das so berührt hat in diesem Moment. Eine Geschichte, viel zu schön und zu traurig. Zu wahr und doch so wahr wie nur eine Geschichte gedichtet aus dem Leben eines Mädchens sein kann, das ich täglich im Spiegel sehe. 

Ich habe etwas an das ich glauben kann. Wenn ich doch nur daran glauben könnte. Doch das fällt mir so unendlich schwer. An irgendetwas zu glauben. Ich kann das einfach nicht. Ich glaube an nichts. Ich kann an nichts glauben. Und doch würde ich es so gerne. Ich will daran glauben, doch ich kann nicht. Und das tut mir so leid. Das macht mich so unglaublich traurig, dass es mich innerlich zerreist. 

Ich kann mit so vielem nicht umgehen. Mit all dem negativen in meinem Leben nicht, mit all den quälenden Gedanken, Erinnerungen und Träumen nicht. Und dennoch kann ich auch mit dem wenigen guten nicht wirklich umgehen. Und das quält mich. Warum kann ich das nicht?

Ich weis nicht mehr was ich noch denken oder fühlen soll. Es ist gleichzeitig viel zu viel und viel zu wenig. Ich bin verwirrt, versuche meine Gedanken irgendwie zu entwirren, irgendwie einen Weg in all dem zu suchen, den es aber nicht gibt. Selbst wenn ich krank im Bett liege, mir alles weh tut, kann ich nicht aufhören zu denken, auch wenn mein Kopf wie vernebelt ist. 

Lass mich nicht allein! Diese Worte, von mir ausgesprochen. Und dahinter lauert die Angst. Denn ich kenne es nicht anders. Bisher hat mich jeder irgendwann allein gelassen. 
Ich weis nicht wo ich anfangen soll und wo ich aufhören kann. Ein Buch ohne Anfang und ohne Ende. So viele Seiten, unbeschrieben. So viele durchgestrichene Seiten und Sätze, so viel ausradiert und doch haften geblieben. So viele Buchstaben, die sich zu wirren Worten ordnen. Auf der aufgeschlagenen Seite verweilend, zittert meine Hand bei dem Gedanken daran, umzublättern, eine neue Seite aufzuschlagen, leer und weis und vielleicht niemals voller Worte, und zugleich wünscht sie sich nichts mehr als das. 

Mittwoch, 19. Dezember 2012

The dark melody inside me

So viele Einträge geschrieben in der letzten Zeit. Sofort wieder gelöscht, kaum dass die Worte getippt waren. Nie veröffentlicht, tausende Worte geschrieben, und doch totgeschwiegen. Denn ich kann nicht, kann all das nicht in Worte fassen, was in mir ist. All diese Dinge...
Ich kann einfach nicht. Aus meinem Mund kommt nicht ein Wort, auch wenn ich es versuche. Mein Körper reagiert mit Panik, unkontrolliertem Zittern und schrecklicher Angst. Mein Gehirn schafft es irgendwie die Gedanken und Erinnerungen halbwegs auszublenden, zu vergessen für den Moment. Zu verdrängen. Denn vergessen ist es nie, irgendwo in den tiefsten und dunkelsten Ecken lauert es, und begleitet mich wohin ich auch gehe.
Ich bin am Limit, halte es nicht mehr aus, weis aber dass ich muss weil ich nicht aufgeben darf. Weil da noch diese Hoffnung ist, dass es eines Tages doch noch besser werden wird, auch wenn nicht ich es bin, die diese Hoffnung trägt. Ich habe so Angst die einzigen Menschen zu enttäuschen, die überhaupt an mich glauben. Halt mich. Bitte, halt mich fest. Und lass mich nie mehr los. Ich bin nur ein Blatt im Wind, wer weis wo ich lande, ertrinke im tiefsten dunklen Wasser, zerbreche im zerrenden Sturm. Halt mich fest.

Mir geht es nicht gut. Das merke ich jeden Tag. Und doch lächle ich und sage, dass alles in Ordnung ist. Kann ich wirklich so gut lügen? Warum schaffe ich es nicht, jene zwei kleinen Wörter auszusprechen, die ich so gerne aussprechen will? Aber stattdessen sage ich mir, ich muss es allein schaffen, und entweder ich schaffe es oder ich schaffe es nicht. Und ich weis dass ich es nicht schaffe. Ich spüre es, jeden Tag. Es ist mein eigener Untergang, eine Abwärtsspirale unterlegt in rot, und ich selbst kann nichts tun, außer mir dabei zuzusehen. All die Worte und Schreie bleiben in mir.
Ich kann nicht hinaus, aus dem Käfig, der nur in meinem Kopf existiert. Und niemand kann hinein, denn ich kann niemanden hineinlassen. Ich weis nicht wie.
Ich habe Angst.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

It's taking over me..

Quälend langsam vergehen die Tage. Noch quälender die Nacht. Draußen glitzert der Schnee in der Nachmittagssonne. Weihnachtslichter beleuchten die Nacht. Die Weihnachtszeit könnte vielleicht sogar schön sein, wenn ich sie nicht so sehr hassen würde. Ich wache auf und kann nicht aufstehen, alles tut weh. Ich bleibe also zuhause. Doch nun fühlt es sich an, als würde die Stille um mich herum, das schweigen des Hauses und seiner Bewohner, mich erdrücken. Ich ertrage diese Stille nicht, die so laut ist. Die Gedanken in meinem Kopf schreien noch lauter. Mein Kopf tut so weh. Und zugleich ertrage ich es nicht, unter vielen Menschen zu sein, in der Schule mit all den anderen im Unterricht zu sitzen, die ihr Leben leben, die lachen und sich anschreien, die gemeinsam für eine Zukunft leben, die es für mich nicht gibt. Ich halte es dort nicht aus. Ich fühle mich so fremd, so absolut abartig anders. Die anderen spüren das. Es ist, als würde man um mich herum eine dunkle Aura flimmern sehen, die andere von mir fernhält.
Schneeflocken fallen leise und geräuschlos, durchbrechen die Stille nicht. Kälte kriecht über Fußboden und Wind in meinen Körper. Lachen erstickt, Lachen verloren. Tränen versiegt, Tränen verloren.
Hab mich selbst verloren. In meiner Winterwelt ist kein Platz für etwas anderes als Leere, Kälte und den Tod.
Denn wie macht man weiter? Wie soll man weitermachen, wenn man es einfach nicht kann?
Ich weis es nicht.  
All die Gedanken, all das woran ich nicht denken will, quält mich. 
Brennende, eiskalte Flammen.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Human life is a senseless dream

Dunkelheit. Traumbilder, die mich auch nach dem Aufwachen nicht loslassen. Zuhause wird es immer, ich ertrage selbst die Blicke meiner Eltern nicht. Mir ist eiskalt, dauerhaft eiskalt, egal was ich versuche, wie viele Sachen ich mir übereinander ziehe, mir wird nicht wärmer. Die Kälte frisst sich durch mich hindurch, nistet sich in meinen Knochen ein. Mein Körper tut weh. Mein Herz tut weh, als könnte es sich nicht entscheiden, ob es weiter schlagen soll oder doch nicht. Ich fühle mich alles andere als gesund. Ich ertrage mich selbst nicht, stehe vor dem Spiegel und kann dieses Mädchen darin nur hassen. Ich schleppe mich durch die Tage, ertrage es nicht im Unterricht zu sitzen, ertrage aber auch die Einsamkeit nicht, die mich überallhin begleitet. Ich fühle nur Leere, und fühle nichts. Ob ich wach bin oder schlafe verliert sich in einem grauen Nebelschleier. Alles zieht vorbei, nur ich bewege mich nicht. Verdrängte Erinnerungen kommen wieder hoch, lassen mich nicht los. Ich stoße stumme Schreie aus, doch nichts geschieht. Nur Blut das im Abfluss zu Wasser zerfließt. Was ist Leben? Alles was von Menschen am Ende übrig bleibt, ist ein Haufen nichts.

Willkommen in meinem Leben.

Freitag, 7. Dezember 2012

Fragenkarusselle, die nur in meinem Kopf existieren

Wo ist die Wirklichkeit, die ich niemals empfand? Die Realität, nicht Scheinwelten und Illusionen, ist es, das uns zeigt, wer wir wirklich sind. Doch wer bin ich? Ich fühle mich nicht wirklich. Fühle mich nicht echt. Ich will fühlen, dass ich da bin, dass es mich gibt, denn diese Leere und Sinnlosigkeit, diese Gefühllosigkeit, ertrage ich nicht. Ich fühle mich nicht wirklich. Kann etwas, das nicht wirklich ist, dennoch existieren?
Ich wünsche mir zu verschwinden, und habe zugleich das Gefühl ich bin schon längst nicht mehr da. Ich scheine nur aus Widersprüchen zu bestehen. Keine Logik im ganzen. Da auch kein Sinn vorhanden ist. Kann es ohne Sinn irgendeine Form von Logik geben in dieser Welt, diesem Leben?
Kann dieses Leben mir einen Sinn geben, wenn diese Welt keinen hat? Warum schlafen all die guten Träume in der Welt des Vergessens, während sich aderschwarz und blutig rot die Alpträume durch meine Gedanken und Erinnerungen ziehen?
Wo ist der Himmel, den ich mir wünsche, wo ist das blau, das den Vögeln ihre Flügel verleiht? Wo ist die Wärme, die den Schneeflocken ihre Schönheit lässt? Wo ist der Tod, der nicht an Türen klopft, wo ist das Ende, das ich nicht sehe?
Kann es ein Ende geben, wenn es keinen Anfang gab? Kann es im Tod ewige Ruhe geben, wenn man sie im Leben nicht kannte? Man kann nicht jemand anders werden im Leben. Doch kann ich jemand werden, wenn ich niemals ich selbst war? Kann ich ich selbst werden, wenn ich niemals jemand war?
Kann es eine Zukunft geben, wenn die Vergangenheit niemals vorbei ist? Kann man in eine Zukunft sehen, wenn man in der Vergangenheit festhängt, kann man in eine Zukunft gehen, wenn die Gegenwart wie eine Endlosschleife immer wieder von vorne abläuft?
Kann man Träumen, in einem tiefen dunklen Meer? Kann man jemals leben, wenn man nur sterben auf Raten kennt?

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Wie ein Vogel ohne Flügel...

Einschlafen und nie wieder erwachen. Fliegen lernen und den blauen Himmel sehen. Aus der Dunkelheit dunkle Wege in eine weniger dunkle Zukunft gehen. Warten bis der Atem in der Kälte gefriert und mein Herz  nicht mehr schlagen will. Darauf warten, dass auch für mich eines Tages der Winter endet. Kaputte Scherbenhaufen meines Herzens, nur ein leeres Loch in mir. Kranker Körper, kranker Geist. Ich will gehen, will endgültig verschwinden. Und will den lieben Worten, die mir jemand sagte vertrauen, die so warm sind. Fühle mich zerrissen, innerlich von all den schlimmen Dingen immer mehr und mehr in Fetzen gerissen. Will eines Tages den Himmel sehen. Will eines Tages meine tote Hoffnung wieder zum leben erwecken. Will lernen, wie es geht zu leben. 
Doch ich weis nicht ob ich das kann.

Mittwoch, 28. November 2012

Fragen, die es sich zu fragen gar nicht lohnt

Ein neuer Tag. Doch immer und immer wieder wiederholt sich die gleiche scheisse. Das einzige was sich ändert ist das Datum auf dem Kalender. Und selbst das wiederholt sich wieder. Tage, Monate, Jahre. Vergehen und hinterlassen nur einen bitteren Nachgeschmack und Dinge an die ich nicht mehr denken will. Immer und immer wieder. Es ändert sich nichts. Am allerwenigsten Ich.
Es heißt, die Menschen würden sich verändern, mit der Zeit. Ich weis nicht ob das stimmt, ob ich daran überhaupt glauben kann. Wenn ich mir andere so ansehe, im Verlauf der Jahre, so ändert sich vielleicht ihr Verhalten, um ihre Ziele zu erreichen. Aber die Menschen an sich, ihr Charakter, ändern sich nicht.

Nichts als Vorwürfe. So viele Lügen, so viele verdrehte Wahrheiten. So viele verletzende Worte. Und ich kann nicht damit umgehen, nach all den Jahren nicht, habe es nie gelernt. Ich will schreien, will meiner Mutter die Wahrheit ins Gesicht spucken, doch ich weis dass sie mir sowieso nicht glauben. Das habt sie nie getan, und wird sie nie tun. Und es tut weh. Immer und immer wieder aufs Neue. 

Alles ist so weit weg. Ich laufe durch die Straßen der Winterstadt,  ruhelos. Im Unterricht hab ich es nicht ausgehalten, doch weis ich nicht wohin. Wie so oft. Ich sehe die Menschen und sehe sie nicht. Alles zieht an mir vorbei, hat einfach absolut nichts mit mir zu tun. Ich bin so teilnahmslos.
Ich stehe im Bad, blicke auf blutige Schlieren die im Abfluss verschwinden. Spüre das Brennen, und spüre es nicht. Alles wie durch einen Schleier. So fern, so weit weg.
Habe keine Kraft noch einmal raus zugehen, hinaus in die Kälte. Kälte, die mir in den Körper kriecht und sich dort einnistet. Winter. Wo niemals Sommer wird.
Meine Gedanken, so wirr und bedeutungslos. Schwimmen im grauen Nebel. Gedankenfischer versuchen die richtigen Gedanken aus dem Sumpf zu ziehen, haben jedoch immer die falschen am Angelhaken hängen. Ich denke zu viel nach, denke zu viel bedeutungsloses, suche zu viele Antworten, die es nicht gibt.

Kann die Worte meiner Mutter nicht aus meinem Kopf vertreiben. Vorwürfe. So viele Vorwürfe. Warum kann ich meine Gedanken nicht im Meer ertränken? Warum kann ich nicht aufhören ständig nachzudenken? Es ist wie ein Karussell, dreht sich immer und immer nur um das gleiche, und kommt niemals zum Stillstand, niemals zum Ziel.

Was ist Wahrheit? Und habe ich als jemand, der selbst lügt, überhaupt das Recht nach so etwas wie Wahrheit zu suchen?
Gibt es für ein Mädchen wie mich, nirgends gewollt und nirgendwo hinein passend, überhaupt einen Platz in dieser Welt?
Kann jemand wie ich, die sich selbst in der Dunkelheit verloren hat, die verloren ist, überhaupt wieder aus der Dunkelheit zurückkehren?

Samstag, 24. November 2012

Gefangenes Spiegelmädchen in eigenen dunklen Gedankenwelten

Ein Lächeln auf den Lippen des Mädchens, das mir aus dem Spiegel in die Augen sieht. Doch es ist kein fröhliches Lächeln. Nichts kann ich dagegen tun, gar nicht, der Selbsthass kommt in Wellen, kommt wie Wind und Sturm. Hass auf dieses Wesen, das ich bin. Dieses dumme Kind, diesen schlechten Menschen, dieses Mädchen, das irgendwo zwischen Leben und Sterben umherirrt, in einer Welt gefangen, die nur in ihrem Kopf und ihren Gedanken existiert, dieses Mädchen, das falsch ist in dieser Welt. 
Dunkle Gedanken hängen in den Wolken über meinem Kopf, senken sich auf meine Welt, nehmen mir die Luft zum atmen, lassen mich in einem Meer aus Tränen ertrinken, die ich nicht weinen kann.
Ich stehe vor dem Spiegel. Und will dieses Ding töten, das darin eingesperrt ist. Dieses Ich, das mich festhält in einer Zeit, die schon längst von der Zukunft eingeholt wurde, doch diese Zukunft gab es nie für mich. Ich stehe noch immer irgendwo in der Vergangenheit. Ich kann nicht nach vorne blicken, sondern nur zurück. Als hätte ich meine Augen auf der falschen Seite. Schatten sind Schatten der Ewigkeit. Sie lassen einen niemals los.

Zu verletzlich. Ich bin viel zu verletzlich. Ich habe keinerlei Schutz, es ist viel zu leicht mir weh zu tun. Es reicht oft schon ein Wort, eine kleine Erinnerung, eine Situation, eine Beobachtung, und schon öffnet sich in mir eine der vielen Türen in mir, hinter denen ich die dunklen Erinnerungen verschlossen halte, verdrängt. Und dann bin ich machtlos. Die Tür fliegt mit einem Knall auf, und ich habe nicht die Kraft, sie wieder zu schließen. Ich stehe da, bewegungsunfähig, während all die Gefühle und Gedanken durch mich fließen, als wäre es nie vorbei sondern geschieht in diesem Moment. Egal wie lang es auch her ist, auch wenn es viele Jahre sind, das spielt keine Rolle. Erinnerungen holen die Zeit zurück. Egal wie viel Zeit auch vergeht, es ist nie genug. Es tut weh. Immer und immer wieder aufs neue. 
Menschen verletzten andere, verletzen mich, denn jeder trägt Messer aus Worten mit sich herum, und die meisten werfen leichtfertig damit um sich, und es ist ihnen egal wenn sie damit treffen. Manchen macht es Spaß in alte Wunden zu stechen, die nie verheilt sind.

Brennende Narben zeigen mir dass ich noch lebe. Dass ich da bin, dass ich nicht nur eine Erinnerung bin, die übrig geblieben ist weil sie vergessen wurde. Ein seltsames Lächeln. Ein Mädchen, das mir so fremd erscheint. Wer oder was bin ich? Wer oder was würde ich gerne sein? Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Wie soll ich an eine Zukunft glauben, wenn ich mich selbst irgendwann auf diesem langen Weg verloren habe? Wenn ich das verloren habe, was man zum leben braucht, sodass sich leben von überleben unterscheidet, bzw. wenn ich das niemals hatte. Wenn mir das, was andere haben, schon immer fehlt, dann ist es kein Wunder dass ich andere Menschen schon seit ich mich erinnern kann um diese Leichtigkeit beneide, diese Fröhlichkeit, die Hoffnung die sie antreibt, und das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Ich habe mich immer gefragt, wie andere es schaffen zu leben ohne zu verzweifeln und sterben zu wollen. Doch andere kennen wohl diese Leere nicht, die Depression und Traurigkeit, die wie ein grauer Nebelschleier über allem hängt und der Welt de Farben entzieht. Auch wenn ich heute Dinge verstehe, die ich früher als ich klein war nicht verstanden habe, so ist es doch das selbe geblieben, es hilft mir nicht zu verstehen, da ich all das andere noch immer nicht verstehe, da ich am Leben verzweifle. Der Wunsch wirklich zu leben statt nur zu existieren ist da, doch genauso die Frage, was "richtig zu leben" eigentlich ist und wie das geht. 
Ich bin die selbe geblieben. In all den Jahren. Und ich werde wohl niemand jemand anders sein können. Wenn in meinem Kopf all die Stimmen flüstern, wenn die Gedanken über mir hereinstürzen, wenn die Dunkelheit in mir mich zu verzehren beginnt, so bin ich gefangen in meinem eigenen Kopf, eingesperrt in meinem eigenen Körper. Aus der Dunkelheit der eigenen Gedankenwelt gibt es kein entkommen. Da führt kein Weg mehr zurück, wenn man sich einmal in dieser Dunkelheit verlaufen und verloren hat.

Ich weis, dass es schlechte und etwas bessere Tage gibt. Auch wenn die besseren sehr selten sind. Und dann gibt es noch diese anderen Tage. Die gefühlsmäßig den absoluten Tiefpunkt darstellen. 
Das was ich habe, kann man nicht Leben nennen. Es ist langsames Sterben, das sich ein Leben lang hinzieht. Auch wenn es ein recht kurzes Leben ist, so kommt es mir selbst vor wie eine Ewigkeit. Viel zu lang.

Ich bin allein und voller Ängste, die die Dunkelheit nur weiter nähren. Ich will weinen, doch ich kann es nicht. Ich sitze da und starre ins Leere, starre hinaus in die Welt, doch ich sehe sie nicht. Mein Blick ist nach innen gekehrt, ich sehe ganze Welten, die sonst keiner sieht. 
Ich habe Angst. Angst vor den Träumen. Angst vor den Erinnerungen und Gedanken. Angst davor einzuschlafen. Angst, am nächsten Morgen wieder zu erwachen.

Meine Tage versinken in Sinnlosigkeit, gehen irgendwo im Strom der Zeit unter. Ich bin so teilnahmslos, alles zieht einfach nur vorüber. Als wäre mein Leben nur eine Zugfahrt. Und keine bei der es sich lohnt auch nur aus dem Fenster zu sehen. 

Ich fühle mich allein. Allein mit all den Gedanken in mir, die auch Gesellschaft nicht vertreiben kann. Diese Art von Einsamkeit, die dem Gefühl von Kälte gleicht, die sich im eigenen Körper eingenistet hat, und einen Wärme von außen nicht länger spüren lässt.

Ich weis nicht mehr weiter. Weis nicht was ich noch tun soll. Fühle mich, als würde ich am Abgrund stehen kurz vor dem Fall, oder schon einen Schritt weiter, ohne es bereits registriert zu haben.

Freitag, 16. November 2012

Wirre Tage die in Bedeutungslosigkeit versinken

Ich hab das Gefühl zu fallen, immer tiefer und tiefer ins Dunkel, es gibt keine Ende, ich komm niemals unten auf.
Ich hab das Gefühl zu ertrinken, unterzugehen im weiten Meer. Nach Halt zu suchen, den es nicht gibt, nach Hilfe zu rufen, doch keiner hört mein stummes Schreien.
Ich hab Angst. Angst, die mich quält. Angst, die Bilder in meinen Kopf malt, die nicht real sind und denen ich dennoch nicht entkommen kann. Angst, die mich zittern lässt, die mich nicht schlafen lässt, die alles in mir zu verschlingen droht.
Ich will aufwachen. Doch mein Leben ist kein Traum. Ich will schreien, doch all die Worte und all der Schmerz bleiben in mir. Ich will weinen, doch kann es nicht mehr. Ich will weglaufen, doch vor mir selbst kann ich nicht fliehen. Ich will sterben, doch ich weis dass ich das noch nicht darf. Ich will leben, doch ich weis nicht wie das geht. 

Ich fühle all den Hass, das Unverständnis und die Abneigung, die die Menschen mir entgegenbringen und in der Vergangenheit entgegenbrachten. 
Ich sehe in den Augen meiner Mutter (die seit heute wieder zuhause ist) all das, was sie nicht aussprechen darf. Ich höre in meinem Kopf all die Worte, die sie mir entgegengeworfen hat, und die noch immer wehtun, noch immer brennen wie Feuer in Wunden, wie am ersten Tag. 
Ich lebe in einem Kartenhaus. Nur der kleinste Windhauch kann alles zum Einsturz bringen. Kartenhäuser sind nicht für Gewitter und Stürme gemacht.

Ich fühle mich fremd. Fremd in dieser Welt. Fremd in meinem eigenen Körper. Ich bin es, der in den Spiegel blickt, doch ich bin es nicht, der vom Spiegel zu mir zurückblickt. 
Ich bin etwas, das irgendwie übrig geblieben ist. Etwas, das niemals jemand haben wollte, weil es niemals gut genug war, niemals die Erwartungen erfüllen konnte. Doch trotzdem bin ich da. Und ich bin diejenige, die dafür am allerwenigsten etwas kann.

Schmerz bohrt sich durch meinen Körper. Unerwartet, ohne Vorwarnung. Plötzlich dieses Stechen, und ich habe Mühe nicht zu schreien. Vor meinen Augen explodieren tausend Funken, die Welt dreht sich. Nach einer Weile lässt es nach.

Meine Tage sind wirr, sind von Leere und Bedeutungslosigkeit geprägt. Alles zieht an mir vorbei, grau und  voller dunkler Gedanken. In meiner Erinnerung verschwimmen diese Tage zu Nebelwolken, nicht greifbar, nicht wirklich da. Es ist als hätte ich die Zeit erlebt und nicht erlebt zugleich.
Allein aufzustehen und in den Unterricht zu gehen bereitet Anstrengung. Nächte voller Alpträume, Nächte fast ohne Schlaf. Ich kann zwar sagen, ich bin es gewohnt, doch ich kann nicht sagen, dass ich auf Dauer so weitermachen kann.

Ich habe Angst. Ich fühl mich so fehl am Platz. Ich fühle oft gar nichts mehr, fühle mich als wäre ich schon lange nicht mehr da. Als wäre ich schon tot, und hätte nur meine eigene Beerdigung verpasst. 

Mittwoch, 14. November 2012

Der Schnee der Vergessenen


Ein Blick in den Spiegel. Eingerahmt das immer gleiche Bild. Immer gleich, immer anders. Immer dunkel, immer leer. Immer voll von Selbsthass und nie geweinten Tränen. 
Allein gelassen. Verletzt. Einsam.
Einsamkeit. Ein Wort, das seltsam auf der Zunge schmeckt, wenn man es sein leben lang in sich trägt, doch niemals ausspricht. Stilles Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit, stille Resignation. 

Ich komme mit der Welt nicht klar, und die Welt nicht mit mir. Ich komme mit meinem Leben nicht klar. Ich komme mit der Vergangenheit nicht klar. Nicht mit Gegenwart und Zukunft. Ich komme mit gar nichts klar.

Ich weis nicht einmal mehr was ich noch fühle. In diesen Tagen fühle ich oft gar nichts. Fühle nicht dass ich noch da bin, fühle nicht dass ich noch lebe. Fühle Schmerz, den ich erst nach einer ganzen Weile als solchen registriere. Fühle nur Angst, doch selbst die fühlt sich manchmal irgendwie betäubt an. Fühle mich allein und leer. Fühle all die Tränen in mir, die ich nicht weinen kann. 

Ich will verschwinden. Will einfach nur verschwinden, eintauchen im Meer des vergessen. Ich will nicht in der Erinnerung der Menschen als jemand bleiben, der ich nicht wirklich bin. Ich will vergessen können. Will all die Dinge hinter mir lassen, die mich einfach nicht loslassen, die mich in meinen Träumen einholen, auch wenn ich sie sonst so gut es geht zu verdrängen versuche. Ich will verschwinden.

Eiskalt. Es ist eiskalt in mir. Ich kann nicht aufhören zu zittern, doch es ist keiner da der mich wärmt. Ich spüre die Kälte nicht nur auf meiner Haut, ich spüre sie in mir, tief in mir drin. Für mich ist es Winter. Schneeflocken fallen leise in meinem Inneren, lassen die Tränen erfrieren, bedecken alles in mir. All das Hässliche und Dunkle. Und das letzte bisschen Licht, von dem ich nicht einmal glaube, dass es noch vorhanden ist. Alles wird von Schnee bedeckt. Doch es ist keine wärmende Decke. Es ist ein Leichentuch.

Dienstag, 13. November 2012

dunkle Spiegelschatten und Gedankengeister

Dunkelheit. Wohin ich auch gehe, denn die Dunkelheit ist in mir. Lässt mich nicht schlafen. Quält mich mit all den Bildern meiner Erinnerung. Lässt mich nicht los. Lässt mich niemals los.
Spiegel können die Türen zu anderen Welten öffnen, doch man selbst kann sich auch im Spiegel verlieren. Wenn ich in den Spiegel blicke, dann sehe ich mein eigenes, müdes Gesicht. Meine langen, hellen Haare, meine Augen, die mich daraus anblicken. Der Blick des Spiegelmädchens ist so leer.
Ich sehe ein Mädchen, das mir selbst fremd ist. Sehe mich selbst, sehe meinen Körper, und spüre deutlicher denn je wie sehr ich mich selbst hasse. Am liebsten würde ich den Spiegel zerschlagen, um das Wesen, das ich bin, nicht länger ansehen zu müssen. Will das Spiegelbild zerstören. Will all die Erinnerungen auslöschen, all die Traurigkeit und den Schmerz, will dieses Leben vergessen.

Meine Welt ist grau und dunkel. Und sie ist so leer. Sinnlosigkeit liegt wie ein schwerer Mantel über allem gebreitet und nimmt mir die Luft zum atmen. Ich habe tausende Fragen. Tausend "Warum?!" spuken mir in blutig roter Leuchtschrift durch den Kopf. Tausend Fragen. Tausende und abertausende Gedanken, durch meinen Kopf rasend, niemals halt machen, und nicht merkend,dass sie sich selbst nur im Kreis drehen. Keine Wände, keine Ruhe, kein Schlaf, der zumindest für eine kurze Weile das Chaos und all die Gedanken in mir zum verstummen bringt. 

Rote Schlieren mischen sich mit Wasser und werden fortgespült. Schon wieder ein Spiegel, dieses Mal der im Bad. Ich schaue schnell weg. Verlasse das Bad. Um in die Stille und Einsamkeit des Hauses zurückzukehren, das mir im sterbenden Licht des Tages leerer denn je vorkommt. Dunkelheit kriecht durch die Fensterscheiben über den Boden, die Schatten werden länger und dunkler. Ich habe keine Angst vor der Dunkelheit, die habe ich schon lang nicht mehr. Was mir Angst macht ist die Stille, die Leere. 
Ich weis selbst nicht mehr, was ich eigentlich will. Ich will gar nichts mehr. Ich weis gar nichts mehr. Ich bin verwirrt, verloren, allein.
Wenn meine Eltern zuhause sind, fühle ich mich genauso verloren und einsam wie an Tagen, wenn sie nicht da sind. Doch heute, wo sie nicht da sind, treibt mich diese Innere Unruhe dazu, ziellos von einem leeren Raum in den nächsten zu gehen, ohne zu wissen, was ich dort eigentlich will. Ich hasse mich, hasse mich mehr denn je. Dieses Leben, das im Grunde keines ist. Ich fühle mich tot, fühle gar nichts mehr. Bin nicht einmal sicher, ob es mich überhaupt noch gibt. Vielleicht bin ich selbst ja schon lang nicht mehr da, bin schon lange weg und habe es nur selbst noch nicht gemerkt. Oder mein Kopf voller kranker Gedanken hat sich mich selbst ausgedacht, und ich bin nur eine Illusion in meiner eigenen Gedankenwelt. 

Zwischen all den Menschen fühle ich mich so falsch. Fühle mich noch viel fremder und noch viel falscher. Sehe lachende Gesichter, höre Worte, die an mir vorbeigehen wie ein unendlicher Fluss. Sehe Bewegungen die sich in tanzenden Lichtern vor meinen Augen abspielt. Sehe die Welt, die nicht stillsteht. Und fühle mich selbst nur umso falscher, weil ich die einzige bin, die stillsteht. Die stehen geblieben ist und niemals weitergehen wird. Wie eine kaputte Uhr, die man nicht mehr aufziehen kann. Kein Teil mehr des ewigen Zeitflusses. Irgendwo darin verloren gegangen, weil ich es nicht mehr geschafft habe, mitzuhalten.
Ich war nie stark genug. Nie. Wenn man nichts mehr zu verlieren hat, dann macht einen das stärker. Das habe ich schon oft gehört und gelesen, doch es stimmt nicht. Aus eigener Erfahrung weis ich, dass man trotzdem nicht stärker wird. Auch wenn man es sich wünscht. Es macht einen nicht stark, es macht einen nur noch mehr und mehr und mehr kaputt. Ich weis nicht, ob es irgendwas gibt, das einen stärker macht. Ich habe es nicht. Und ich glaube, dass ich es niemals haben werde. 

Warum tut es immer noch weh, nach all diesen Jahren? Warum habe ich mich nicht daran gewöhnt? Warum tut es jedes Mal aufs neue weh? Warum habe ich nicht gelernt damit umzugehen?...Ich bin müde. Müde von all den Gedanken, die durch meinen Kopf geistern, und mir keine Ruhe lassen...


Ich will den Himmel sehen
will auf Wolken stehen
im Glanz der Sterne gehen -
Ich bin ein Träumerkind
in weitem Meer und Wind
hab den Weg verloren
kann keinen mehr sehen,
kann allein nicht mehr stehen
hab keinen Weg zu gehen....

Sonntag, 11. November 2012

Kälte

Graue Nebelschleier durchziehen meine Gedanken, Wolkenmassen ergießen Regenströme auf die Erde. Sonntag. Auch wenn mir mein Zeitgefühl schon lange abhanden gekommen ist, auf den Kalender ist verlass. Sonntage sind meistens irgendwie leere, unausgefüllte Tage, die schleichend vergehen, doch dieser Tag heute wollte gar nicht vergehen. Stunde um Stunde um Stunde. Warten. Doch worauf? Das weis ich nicht. Regen, der an mein Fenster trommelt. Mein Zimmer, so kalt und leer. Ich, einsam und allein. Das Spiegelbild, das ich heute rein gar nicht ertragen kann. Als würden tausend ungesagte Worte auf meinen Lippen liegen, die unbedingt frei gelassen werden worden, doch ich halte sie fest. Spreche sie nicht aus. Ich bleibe still. 
Die innere Unruhe lässt mich kaum still sitzen, die Gedanken in meinem Kopf sind ständig in Bewegung. Nach einer unruhigen Nacht, voller wirrer Träume, aus denen ich panisch erwache, ist auch der Tag nicht besser. Der wenige Schlaf in der Nacht bringt mir keine Erholung. Müde und zugleich viel zu unruhig. 
Das Gespräch mit meiner Mutter. "Gespräch". Jedes "Gespräch" endet im Streit. Ich weis nicht mehr, worum es genau ging. Aber sie hat gesagt, dass sie nächste Woche im Krankenhaus ist. Hat es nur so als Randbemerkung hinzugefügt. Dieses Mal keine Vorwürfe, keine Schuldzuweisung. Aber dann, die Worte: "Aber das ist dir doch sowieso egal." Betont nebenbei lässt sie diese Bemerkung noch fallen, all die Vorwürfe indirekt darin mitschwingend, schmeisst mir die Worte wie ein dreckiges Paket vor die Füße und wartet darauf, dass ich es aufhebe. Doch den gefallen tu ich ihr nicht. Ich tu so, als hätte sie gar nichts gesagt. Ignoriere ihre Worte. Gehe. 
Ich weis nicht, was ich hätte sagen sollen, weis nicht was ich hätte fühlen sollen. Und die Wahrheit ist: Ich fühle gar nichts. Nur all die Vorwürfe, all die schlimmen Dinge, die sie mir sonst immer an den Kopf geworfen hat. Du bist schuld, dass ich so krank bin. Du hast keinerlei Menschlichkeit in dir. 
Ich weis nicht, was ich denken soll. Will gar nichts denken. Würde am liebsten all die Gedanken in mir ausschalten. Will endlich mal Ruhe in meinem Kopf. Warum fühle ich nichts, warum fühle ich rein gar nichts? Bin ich wirklich so ein schlechter Mensch?
Ich bewege mich wie ein Geist durch dieses Haus, das kein Zuhause ist. Ein flüchtiger Blick in den Spiegel, Augen nichtssagend und leer. Und noch immer dieser unruhige Blick. Erneut bringt mich diese Unruhe dazu, hinaus in die Dunkelheit und Kälte zu gehen. Und im strömenden Regen ziellos mit dem Fahrrad durch die verlassenen Straßen zu fahren, als könnte ich vor irgendwas davonfahren, als könnte ich vor mir selbst davon  rennen. Meine Kleidung durchnässt. Eisige Kälte die in meinen Körper, meine Knochen kriecht. Atem, der in kleiner, weißer Wolke vor meinem Gesicht tanzt.
Ich fühle nichts, nur Kälte.

graue Wolkengedanken

Die Tage vergehen und fließen ineinander über, genau wie meine Gedanken. Nicht greifbar, sind irgendwo zwischen Himmel und Erde in den Wolken hängen geblieben. Zäh fließen die Stunden der Nacht dahin, kriechen wie schwarze Schatten über den Boden, lauern überall in der Dunkelheit. Einsamkeit. Angst. Kälte. 
Verloren.
Alles erscheint mir unwirklich, alles wirkt zugleich so fremd und schon einmal gelebt. In diesem Haus lauern die Geister der Vergangenheit überall, die Erinnerungen, die irgendwo in meinem Hinterkopf herumspuken, und die ich einfach nur vergessen will. Ich wohne hier zusammen mit Menschen, die eigentlich keine Fremden für mich sein sollten. Ich bin da und nicht da zugleich. Ich bin wie Nebel. Man kann ihn zwar sehen, aber wirklich existieren tut er nicht, denn man spürt ihn nicht, man nimmt ihn nicht wirklich wahr, nur am Rande des Bewusstseins.
Ich quäle mich durch die Tage. Versuche aufzustehen, wenn der Wecker klingelt. Versuche halbwegs pünktlich zu sein, versuche nicht mehr so viel Unterricht zu schwänzen. Versuche so zu tun, als würde es mir gut gehen. Ich bin eine Meisterin der Masken, lache und tue so, als wäre das alles ganz normal, als würde ich mich normal fühlen und nicht absolut fremd in dieser Schule, diesem Haus, dieser Welt und diesem Körper. Für die anderen bin ich jemand, die ich eigentlich gar nicht bin. 
Doch wer oder was ich wirklich bin, weis ich nicht. Jedes Mal würde ich das Mädchen im Spiegel am liebsten fragen: "Wer bist du?", denn es ist mir so fremd. 
Einzig der Blick des Spiegelmädchens ist mir vertraut. Gehetzt und unruhig, unsicher und verzweifelt. Es ist diese innere Unruhe, die mich zur Zeit antreibt. Diese Unruhe, die mich nicht still bleiben lässt, sondern mich trotz eisiger Kälte und Husten hinaus in die Dunkelheit der Nacht treibt.
In diesen Tagen fühle ich gar nichts. Spüre nur eisige Kälte. Kälte auf meiner Haut und Kälte in mir drin. Ich habe das Gefühl, nichts mehr zu wissen, langsam immer weiter verloren zu gehen, mich immer weiter selbst zu verlieren. Mein Leben verschwimmt in einem Meer von Bedeutungslosigkeit. Aufstehen und im Unterricht sitzen ist sinnlos. Warum tue ich es also? Weil zuhause sitzen genauso sinnlos ist. Auch nie mehr aufstehen ist sinnlos. In dunklen Gräbern ist es finster und kalt. Weder im Leben noch im Tod wartet irgendwo eine Antwort. Denn nach Antworten zu suchen, die es nicht gibt, ist ebenfalls sinnlos. Und doch ist das eines der Dinge, die den Menschen irgendwie im Blut liegen, eins der Dinge, die man nicht aufgeben kann, die man niemals aufhören kann, auch wenn einen der eigene Verstand zum tausendsten Mal daran erinnert, dass man sich nur wieder an den Scherben des eigenen Lebens schneiden wird.
An manchen Tagen fühle ich mich absolut leblos, tot. Wie eine Puppe oder eine Maschine laufe ich durch die Welt, durch meinen Tag. Ich funktioniere. Ich führe Gespräche, an die ich mich schon kurz danach nicht mehr erinnern kann, ich höre scheinbar dem Unterricht zu, doch die Worte kommen nicht einmal bei mir an. In mir herrscht Stille. Nur meine eigenen Gedanken füllen diese Stille aus und kreisen unaufhörlich durch meinen Kopf. 
Wenn ich einen Raum verlasse, ist es als hätte ich mein Gehirn irgendwo auf dem Tisch vergessen, denn meine Gedanken verselbstständigen sich, denken sich selbst weiter, während ich irgendwo bin, irgendwo stehe und gehe und das nicht einmal bewusst wahrnehme. Es ist, als müsste ich das Gehirn, und all die vielen Gedanken mühsam wieder einfangen, sie irgendwie dazu bringen zu mir zurückzukommen. Als müsste ich die Gedanken aus den Wolken fangen, weil sie sich hoffnungslos darin verfangen haben.
Es ist Herbst, und die Welt ist grau. Als wären mit den fallenden, bunten Blättern auch alle Farben verloren gegangen, weil die Menschen mit ihren Schuhen achtlos darauf getreten sind, und all die Farben vom Regen davongespült wurden...Meine Welt ist grau. Ich weis nicht, woher diese innere Unruhe kommt, die mich antreibt. Doch sie hält mich davon ab, mich hinzulegen und nie wieder aufzustehen. Denn ich bin müde. Körperlich müde und müde vom Leben.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Wege, die nur tiefer in die Dunkelheit führen...

Wie geht man um mit der Welt? Beziehungsweise wie geht man damit um, wie andere mit einem umgehen? Wieder einmal stelle ich fest, dass ich es nicht kann, dass ich nicht zurechtkomme, nicht das allerkleinste bisschen. Ich schaffe es nicht, schaffe es nicht damit umzugehen, schaffe es nicht mit all den Vorwürfen umgehen zu können, schaffe es nicht dass es mir nichts mehr ausmacht. Denn das tut es, nach all den Jahren, noch immer. Ich stelle fest, dass ich noch immer dieselbe bin, noch immer das verletzliche kleine Mädchen bin, das ich schon immer war. Und ich glaube schon lange nicht mehr, dass sich daran je wirklich etwas ändern wird. Verzweiflung und Angst, Hass auf mich selbst. Die seltenen Augenblicke der Hoffnung sind zu kurz, um sie wirklich festzuhalten. Es hilft einem rein gar nichts, wenn man weis an welchem Punkt in der Vergangenheit man stehen geblieben ist. Das Ende eines Weges ist das Ende davon, und solange man keinen neuen weg gefunden hat, kann man auch nicht weitergehen. Klingt einfach, aber das ist es nicht. Denn es bedeutet nicht, dass weitere Wege existieren. Irgendwo im Nirgendwo verloren, irgendwo in mir selbst verloren. Ich bin da und nicht da zugleich. Ich bin verloren gegangen in meiner eigenen Vergangenheit, habe mich darin selbst verloren..
Und wieder einmal ist da diese bittersüße Ironie, die mir ins Ohr flüstert: "Lass es, du kannst es sowieso nicht, du bist einfach wertlos, nicht gut genug, wirst niemals gut genug sein.." Ich schüttle den Kopf, um diese Gedanken daraus zu vertreiben, doch sie sind trotzdem da. Sie verschwinden nicht einfach so, Gedanken sind lebendig. Genauso wie Gefühle, Ängste und Erinnerungen lebendig sind, solange wir ihnen Leben einhauchen, weil sie noch immer so große Bedeutung in unserem Leben haben, weil sie uns nicht loslassen wollen, weil sie in meinem Schatten kleben, und folgen wohin ich auch gehe...
Unzusammenhängende Bilder in meinem Kopf, verwirrende Träume, Angst. Aufwachen und einschlafen, in einer Mischung aus Bewusstsein und Halbschlaf durch die Nächte dämmern, frierend und zitternd, allein mit mir selbst und meinen Gedanken, die so laut in meinem Kopf hallen, als würde ein tausendfaches Echo sie von Felswänden zurückschleudern, eintauchen in tiefe Meere, die so unendlich und schwarz sind, dass es mir Angst macht. Ich weis nicht, was schlimmer wäre: Nie wieder aufwachen aus diesen Träumen, oder niemals für sehr lange Zeit, ein paar Jahre vielleicht, einzuschlafen...
Und dann ist da dieses seltsame Lächeln im Spiegel, das wohl auch andere sehen, wenn sie mit mir reden, meine Freunde wenn sie mit mir lachen, meine Mutter wenn sie mit Vorwürfen um sich wirft, und wenn ich allein bin und meine Gedanken in meinem Kopf Karussell fahren...
Dann ist da noch diese Leere in mir, die ständig da ist, die wie ein zweiter Schatten...Ich weis nicht, was ich noch tun soll, weis nicht wie ich mit der Welt und den Menschen, die so anders sind als ich, die diese Gefühle gar nicht kennen, die Lächeln können und es auch so meinen. Die einfach wirklich leben, ohne weiter darüber nachdenken zu müssen.
Weis nicht, wie ich mit dem Leben umgehen soll.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Schnee

Begraben unter einer Schneedecke aus reinem Weis liegt die Welt verborgen, als ich frühmorgens aus dem Fenster blicke. Leise fallen die Schneeflocken, und ich spüre wie ich anfange leicht zu lächeln. Schnee im Oktober. Ich mag Schnee. Und ich mag den Winter, obwohl ich ihn in gleichzeitig hasse. Doch das Winterkleid aus Kälte und Schnee ist nun mal das einzige, das einem Wintermädchen steht...
Viel zu oft habe ich das Gefühl, dass die Zeit und das Leben vergeht, nur ohne mich. Dass ich irgendwann einfach stehen geblieben bin, weil ich es nicht geschafft habe mit den anderen mitzuhalten, nicht geschafft habe trotz allem weiterzugehen, dass alles sich immer schneller und schneller dreht, und alle vorbeirennen, nur ich selbst kann das nicht, denn ich kann mich nicht bewegen, das einzige das sich bewegt ist die Welt unter mir, immer schneller und schneller. Alles ist in Bewegung, immerzu. Nur ich selbst stehe still. Und warte. Auch wenn ich längst vergessen habe worauf. Das ist, als würde ich an einem verlassenen Bahnhof stehen und auf den nächsten Zug warten, da ich versehentlich hier ausgestiegen bin, doch alles Züge die fahren, rasen einfach nur vorbei und ich sehe nur eine verschwommene Linie aus Farben und Licht, während ich den Zügen hinterherblicke, von denen ich nicht weis wo ihre Reise endet. Doch meine ist zuende, denn der Bahnhof an dem ich stehe, ist alt und vergessen und existiert so gesehen gar nicht mehr... Ich will weiter, will nicht für immer am selben Ort stehen, will nicht mehr leben und schon tot sein zugleich.
Der Wunsch, die Welt anzuhalten, wird im Winter zumindest ein bisschen erfüllt. Denn alles ist irgendwie verlangsamt, als würde der Schnee nicht nur das hässliche der Welt zudecken sondern zugleich versuchen sie irgendwie anzuhalten, die Zeit irgendwie einzufrieren.
Wo auch immer ich gehe, wo auch immer ich stehe, ich bin da und bin doch nicht da. Etwas an und in mir ist irgendwo anders, verloren in irgendeiner Erinnerung...

Donnerstag, 25. Oktober 2012

sinnlose Leere. leere Sinnlosigkeit.

Unruhige Träume begleiten mich durch die Nacht. Ein Erwachen in Finsternis, nur um dann festzustellen, dass ich noch immer im Traum gefangen bin. Ob ich wach bin oder schlafe, geht irgendwie ineinander über. 
Ein Herz, das schlägt und sich dann krampfartig zusammenzieht, ein kurzer stechender Schmerz. Bauchkrämpfe, Erschöpfung. Einschlafen. Die Decke rutscht halb vom Bett und ich zittere vor Kälte, als ich nur halb zugedeckt wach werde. Es ist Nacht, oder vielleicht auch schon sehr früh morgens, zumindest ist es dunkel. Ich habe Angst. Angst wegen den Träumen, aus denen ich gerade erwacht bin. Ich schlafe erneut ein. Bis mich der Wecker wieder aus dem Schlaf reisst. Die Nacht ist dunkel, doch auch der Tag ist nicht hell. Wie eine Marionette ziehe ich mich an und blicke in den Spiegel, während ich mich frage wer gerade an meinen Fäden zieht. 
Die Welt rauscht vorbei. Eingesperrt in die übervolle S-Bahn blicke ich sehnsüchtig nach draußen, blicke aus dem Fenster, wo die Welt in kurzen Farben des hereinbrechenden Morgens vorüberzieht. Alles verschwimmt, ich tauche ein in diesen tiefen Ozean, schwimme auf den verzerrten Bildern, der rasend schnell vorbeiziehenden Welt, und versuche nicht darin unterzugehen.
Die Sinnlosigkeit liegt wie ein dunkler, grauer Schatten über allem. Auch wenn Dinge mit dem Verstand und mit Logik erfassbar sind, heißt das nicht, dass sich dahinter auch irgendwo ein Sinn versteckt. Auch wenn man noch so lange sucht, und noch so klug ist, was nicht existiert kann man auch nicht finden. Und wenn man dumm ist, kann man erst recht nichts finden, erst recht nichts verstehen. Warum kann man für die einfachsten Dinge zu dumm sein, während man in absolut unwichtigen Dingen scheinbar ziemlich gut ist? Eine Frage ohne Antwort. Ein leises Seufzen eines Mädchen in einer S-Bahn. Ein resigniertes Ausatmen, das kaum die Scheibe beschlägt.
Allein. Ich fühl mich so allein. Ich spiele anderen eine Person vor, die ich nicht bin. Ich trage viele Masken. Doch wer oder was ich bin, das weis ich nicht. Was darunter liegt, kenne nicht einmal ich so wirklich. Und so langsam beginne ich daran zu zweifeln, dass überhaupt etwas darunter liegt. Vielleicht existiere ich gar nicht, vielleicht existiere ich nicht mehr, und habe es bisher nur noch nicht begriffen. 
Das ist Unsinn, sagt mein Verstand. Und trotzdem ist da diese Leere in mir, die nichts füllen kann, die niemand sehen kann, die keine Logik dieser Welt erklären kann.
Meine Augen tun weh. Ich bin müde. Nicht nur mein Körper ist müde, aufgrund des Schlafmangels. Auch mein Kopf ist müde, sich immer und immer wieder über die selben Dinge den Kopf zu zerbrechen; immer und immer wieder nach Antworten zu suchen, die man vermutlich gar nicht finden kann, weil es sie nicht gibt. 
Ich habe Angst. Ich fühle mich allein. Meine Finger streichen über das kalte Glas des Spiegels an meiner Wand. Vorsichtig, als würde das Glas sonst brechen, die Berührung ist kaum mehr als ein Windhauch. Ich blicke in das Gesicht des Mädchens im Spiegel. Diese Augen, in denen so tiefe Sehnsucht zu lesen ist, und zugleich so tiefe Leere. Diese Augen. Ich will nicht, dass das die meinen sind. 
Unerfüllbare Sehnsucht und Leere, wie zwei Seiten eines Spiegels. Nicht gleich, aber dennoch untrennbar verbunden. 
Leere, die grenzenlos ist, und irgendwie gefüllt werden möchte.
Sehnsucht, die einen langsam auffrisst, und deshalb unerfüllbar ist, weil man nicht einmal weis was es ist, dass einem fehlt. Etwas, damit man nicht mehr kaputt ist sondern wieder ganz. Etwas, das es einem ermöglicht wirklich zu leben, statt nur zu existieren. Etwas, das diese Leere in einem selbst füllen kann. Es ist irgendetwas sehr sehr wichtiges, doch was es ist vermag man nicht zu sagen. Doch man weis, dass es etwas ist, das nicht existiert, etwas das man niemals finden wird weil man es gar nicht finden kann.

Freitag, 19. Oktober 2012

toter Tag


Es ist einer dieser Tage, an denen der Tod mir so verlockend erscheint. Er ist kalt und dunkel, aber auch friedlich und endgültig, er verspricht alles und nichts. Ich will nie mehr denken müssen, nie mehr fühlen müssen. Mich nie mehr erinnern müssen. Ich wünsche mir das Nichts, wünsche mir dass es aufhört, dass meine Gedanken endlich zum schweigen gebracht werden, dass all die Bilder in meinem Kopf endlich ausradiert werden können. Ich wünsche mir, zu vergessen. Alles zu vergessen, vor allem mich selbst. Und zugleich fürchte ich mich auch ein wenig davor, denn zu vergessen, endgültige Stille, erinnert mich zu sehr an Leere. An die Leere in mir drin.
Und es fühlt sich so an, als würde ich dann endgültig in diese Leere fallen, würde hineinstürzen, hineingezogen werden. Und es gibt kein zurück.
Ich fühle mich gefangen. Gefangen in diesem Widerspruch, sterben zu wollen und wirklich leben zu wollen. Beides erscheint mir verlockender, als mein Zustand, einfach nur zu existieren.
Ich lebe nicht, nicht wirklich. Aber ich bin nicht tot, zumindest äußerlich nicht. Ich bin leer. Und es fühlt sich an, als würde ich an dieser Leere langsam aber sicher zugrunde gehen.
Ich fühle mich allein, so sehr allein. Ich höre Musik, versuche mir mit Liedern, die eine Bedeutung für mich haben, in Erinnerung zu rufen dass die schöne Zeit kein Traum war. Doch auch die Lieder machen mich traurig, machen mir bewusst dass ich hier sitze, allein in meinem Zimmer, allein mit mir selbst. Dass es in diesem Moment keine andere Realität für mich gibt als diese: Ein Mädchen, das sich allein fühlt, voller Verzweiflung, Einsamkeit und Angst. Und Traurigkeit.
Worte rauschen durch meinen Kopf, die nicht meine eigenen sind. Leise dringt die Melodie in meinen Kopf, meinen Körper, und auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist, blicke ich aus dem Fenster in die dunkel gewordene Welt und denke gar nichts. Denke alles und nichts. Fühle mich zerrissen und verloren, und weis zugleich nicht, was ich eigentlich fühlen soll. Die verschiedensten Emotionen laufen durch meine Gedanken, doch ich kann keine davon lange festhalten. Das was übrig bleibt, ist das selbe wie immer: Angst und Traurigkeit.
Ich blicke auf den Spiegel, der an der Wand meines Zimmers hängt, und frage mich nicht zum ersten Mal welches Bild er mir zeigen würde, wenn ich nicht mehr Ich sein müsste. Wenn der Spiegel mir diesen Wunsch erfüllt. Wer oder was wäre ich dann?
Und wenn Spiegel das Innerste eines Menschen abbilden könnten, statt nur das äußere Bild, was würde ich dann sehen wenn ich auf das undurchdringliche Spiegelglas blicken würde? Und was würde der Spiegel mir zeigen, wenn er die Dunkelheit in mir sehen könnte? Denn Spiegel brauchen Licht, um das Bild wiederzugeben das ihnen entgegenblickt. All das, was im Schatten, in Dunkelheit liegt, ist für das Spiegelbild unsichtbar…

Donnerstag, 18. Oktober 2012

So sieht mein Leben aus...


Ich träume, dass ich schlecht träume und panisch aus einem Alptraum erwache, nur um dann festzustellen ich war noch immer im Alptraum gefangen, als ich dann wirklich erwache. Und in meinem Bett liege, während das dunkle Licht der Nacht, von Mond und Straßenlaterne stammend, über meinen Zimmerboden kriecht, und ich mal die Umrisse meiner Möbel im Raum erkennen kann. Das beruhigt mein schmerzhaft schnell schlagendes Herz zumindest ein wenig, lässt mich wieder ruhiger atmen und in die Kissen zurücksinken, die Decke über mich gezogen, das Kuscheltier das mir mein Bruder geschenkt hat, fest mit zitternder Hand an mich gepresst. Ich fühle mich so verdammt allein.
Die Stunden vergehen. Schleichen dahin als  würde die Zeit gerade selbst lieber stehen bleiben als weiter vergehen. Meine Nächte, obwohl sie realistisch betrachtet, viel zu kurz sind da ich kaum schlafe, kommen mir dennoch viel zu lang vor. Ebenso wie meine Tage, die sich dahinziehen vom Klingeln meines Weckers, den Stunden die sinnlos vergehen, bis es dunkel wird, und ich noch sehr lange wach bleibe, weil ich weder schlafen will noch schlafen kann. Mittlerweile ist mein Körper wieder sehr geschwächt, und der Tag, der Unterricht,  anstrengende Dinge allgemein, werden zur Qual. Ich kann selbst nicht einmal sagen, was ich eigentlich will. Ich will weder, dass es Tag wird, noch dass es Nacht wird. Ich warte, doch weis nicht einmal worauf.
Die Gedanken rauschen durch meinen Kopf, und die Sinnlosigkeit schlägt in Wellen über mir zusammen und begräbt mich unter ihr. Ich ertrinke darin, wie in den Wellen eines großen schwarzen Meeres, ertrinke in all den Gedanken in meinem Kopf, der Angst und der Traurigkeit, die mich beherrscht. Ich will weinen, doch ich kann nicht. Ich hasse mich dafür, für all das, dafür dass es mir passiert, dafür dass mir all das passiert ist, dafür was und wer ich war, und heute bin.
Ich bin leer. So leer. In mir ist nichts, gar nichts. Ich spüre den Drang, diese Leere irgendwie zu füllen, mich selbst mit Leben und Licht zu füllen, wo nur Dunkelheit und Tod zu finden ist. Doch zugleich spüre ich die Verzweiflung in jeder Faser meines Herzens, weil ich weis, dass nichts diese Leere füllen kann, das ich vergeblich danach suche. Dass ich irgendwie damit Leben muss, es aber nicht wirklich kann. Ich lebe schon so lange damit, doch das bedeutet nicht, dass ich auch damit leben kann.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Zu viel

Zu viel. Zu viel kreist durch meinen Kopf, zu viele Gedanken die auf mich einhämmern und danach verlangen geordnet zu werden, doch ich kann nicht. Kann die Gedanken nicht ordnen, zu viel, zu viel Chaos. Und hinter den Gedanken warten die Erinnerungen, warten die Bilder, warten die Alpträume. Und meinetwegen können sie da warten bis in alle Ewigkeit, denn ich will mich damit nicht auseinandersetzen, will mich nicht erinnern, will nicht darüber nachdenken. Ich will einfach nur verdrängen. Will vergessen, doch ich weis, dass das nicht geht.
Ich kann nicht mehr. Die letzten Tage fast komplett ohne Schlaf. Zitternd und kalt im Bett liegend, traurig und voll Angst. Denn in der kurzen Zeit, in der ich tatsächlich einschlafe, kommen die Alpträume. Und ich erwache, spüre mein Herz schmerzhaft schnell schlagen und habe Angst. 
Ich fühle mich falsch. Fühle mich überflüssig und absolut fehl am Platz. In der Schule laufe ich durch die Gänge, überall lachende Menschen, die über wichtiges und unwichtiges reden, und dazwischen ich. Ich bin das Mädchen, das irgendwie da ist und doch nicht da. Meine Gedanken treiben irgendwo durch die Wüste, während mein Körper soweit funktioniert, dass er einen Schritt vor den anderen macht und mich von einem Ort zum anderen trägt, vorbei an all den Menschen, vorbei am Leben.
Denn ich fühle mich, als wäre alles um mich herum komplett still. Obwohl ich weis, dass das nicht so ist, weil ich den Lärm auf den Schulfluren, den Straßen der Stadt und in der S-Bahn höre. Doch dennoch fühlt es sich an, als wäre es komplett still. Das einzige was mir laut vorkommt, sind die Gedanken in meinem Kopf. Als wäre ich in einem luftleeren Raum gefangen, an dem alle Geräusche und die Umgebung irgendwie abprallen, und ich bin allein, wohin ich auch gehe..Denn es kann niemand hinein in meinen Raum, und ich kann nicht hinaus..
Ich fühle mich so zerrissen. Fühle mich, als würde ich irgendwo über dem Abgrund stehen, und das einzige was mich noch irgendwie hält sind die Hoffnungen an die ich mich klammere. Die Hoffnung, die mir jemand geschenkt hat. Hoffnung ist wie ein Schmetterling, so zerbrechlich, aber irgendwie auch lebendig. Das letzte, das mich noch irgendwie hält.
Und gleichzeitig ist da die Angst. Angst, dass diese Hoffnung wieder zerbricht. Angst, dass es die Zukunft, die ich nun für mich irgendwo in den Nebeln sehe, gar nicht gibt, gar nicht geben wird. Angst, wieder allein gelassen zu werden. Angst, die mich nicht schlafen lässt, die mich langsam von innen auffrisst, immer mehr und mehr, bis irgendwann nichts mehr von mir übrig ist, außer einer leeren toten Hülle, die sich noch bewegt und atmet.
Ich bin absolut überflüssig. Ob ich da bin oder nicht macht keinen Unterschied. Ich bin unsichtbar. Zuhause bin ich einfach nur da. Mehr nicht. Ich bin da ohne wirklich da zu sein. Ich existiere hier, wandere wie ein Geist durch die Räume und das Haus, doch mehr bin ich nicht. Ich bin unerwünscht. Ich bin nicht die, die meine Eltern gerne hätten. Und dafür hassen sie mich. Dass ich bin wie ich bin.
Ich kann nur zusehen. Zusehen, wie alles Stück für Stück in Scherben zerbricht. Das ist mein Leben. So war es schon immer. Alles zerbricht mit der Zeit. Ich kenne es nicht anders. Alles, woraus man sich einmal eine Welt gebaut hat, alle Hoffnung, an die man sich je geklammert hat..
Ich selbst bin Stück für Stück zerbrochen, hab viel zu lang verzweifelt versucht meine eigenen Scherben aufzusammeln, und irgendwann eingesehen, dass es sinnlos ist. Ich bin kaputt und werde es wohl auch immer sein. Solange nur ich kaputt bin, ist das okay. Doch ich ertrage es nicht, jemandem der mir sehr wichtig ist, dabei zusehen zu müssen, wie er kaputt geht, und nichts dagegen tun zu können. Ich bin so hilflos, irgendwie.
Ich hasse die Nächte, und hasse die Tage. Ich schlafe kaum mehr, bin aber trotzdem niemals wirklich wach. Das einzige, das wach ist, sind meine Gedanken, die niemals aufhören. Die sich im Kreis drehen, die auf mich einhämmern Tag und Nacht...
Ich hab Angst. Ich vermisse die Wärme einer Umarmung, die mir irgendwie ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gibt, und das Gefühl verstanden zu werden...

Montag, 15. Oktober 2012

Gedankenchaos

Zu viele Gedanken in meinem Kopf, und trotzdem zu viel Leere. Viel zu viele unausgesprochene Fragen hängen in der Luft, und zu viele Vorwürfe, die besser nie durch den Raum geflogen wären. Dieser Ort, an dem ich lebe, ist kein Zuhause mehr für mich. War es wohl auch nie wirklich. Denn dieser Ort ist kalt und leer. Menschen existieren, sind da und irgendwie doch nicht da. Jahre vergehen, und dieser Mensch, dieses Mädchen, das ich bin, existiert weiter und weiter und beginnt sich irgendwann zu fragen, ob es nun tatsächlich da ist, oder ob es sich das alles nur einbildet. Zu viel Traurigkeit hängt an allen Ecken und in allen Räumen. Erinnerungen schreiben Bücher in den Staub, und lassen einen nie vergessen. Schon so oft hatte ich das Gefühl an diesem Ort langsam aber sicher zu ersticken. An all dem gesagten und nicht gesagten, an all dem Streit, an den Vorwürfen, an dem was zu schwer wiegt um es auf Dauer zu tragen. Langsam aber stetig drückt es einen nieder, drückt einen unter Wasser und nimmt die Luft zum Atmen. Ich ertrinke in all den Tränen, die ich nicht mehr weinen kann.
Es ist oft nur sehr schwer zu ertragen. Dieses Leben. Aber vor allem bin ich selbst schwer zu ertragen, denn ich ertrage mich meist selbst nicht. Ich hasse mich, hasse mich so sehr, und werde wohl nie verstehen, wie es möglich ist jemanden wie mich zu mögen. 
Ich habe zu viele Jahre nur von Träumen und Gedanken gelebt. Habe in Geschichten gelebt, die Geschichten in mich aufgenommen wie ein Blatt Papier den Regen. Immer mehr Geschichten haben sich in meinem Kopf eingenistet und dort weitergelebt, haben sich selbst in meinen Gedanken weiter geschrieben, haben aus Welten immer und immer neue Welten erschaffen. So viele Tagträume. Das hat mir geholfen, um zu überleben.
Aber jetzt will ich nicht mehr nur in Geschichten leben. Ich will wirklich leben, will wissen was es bedeutet richtig zu leben. Ich weis nun, dass es sich warm anfühlt wenn einen ein lieber und sehr wichtiger Mensch im Arm hält. Warm und sicher. Und ich will ein einziges Mal erleben, dass die Hoffnung, die ich langsam doch wieder zugelassen habe, dieses Mal Wirklichkeit wird, und nicht wie jedes Mal sonst wie ein Spiegel in Tausende Splitter zerspringt, die so scharfkantig sind, dass sie mir bei jedem Atemzug mein Herz in Stücke schneiden.
Ich will leben. Zu viel Traurigkeit, Verzweiflung, Leere, Dunkelheit, Depression, schlechte Erinnerungen, Ängste usw... All das wird bleiben, das wird nie mehr weg gehen. Das weis ich. Doch irgendwie muss es trotzdem möglich sein, wirklich zu leben.
Es fühlt sich an, als würde ich noch immer in der Dunkelheit sitzen, verloren und weinend, umherirrend und verloren. Doch jemand hat meine eiskalte Hand genommen, und wärmt mich..
Ich will das alles hier einfach nur hinter mir lassen. Einfach gehen, und wenn ich von hier weg gehe, dann komme ich auch nie wieder zurück. Auch meine Familie will ich nicht wieder sehen, zumindest meine Mutter nicht. Nur weil man blutsverwandt ist, bedeutet das nicht, dass man auch wirklich eine Familie ist. 
Ich fühle mich so falsch, so absolut falsch in dieser Welt. Ich passe nicht hier hin. Nicht in dieses Haus, dieses Leben. Aber auch allgemein nicht in diese Welt. Ich fühle mich so verloren, zwischen all den Menschen. In der Schule, in der Stadt. Ich fühle dass ich anders bin, niemals so sein kann und nie so sein werde wie die anderen. Doch das will ich auch gar nicht. Nicht mehr. Ich habe schon lange akzeptiert, dass es wohl irgendwie keinen Platz für mich gibt. Ich bin da, doch haben wollte mich niemand. Ich bin da, ohne etwas dafür zu können. 
Ich habe Angst. Aber ich habe auch Hoffnung. Die lebt irgendwo in mir, in meinem kaputten Herzen, wie ein kleiner Schmetterling, der verzweifelt mit den Flügeln schlägt. Eines Tages, wenn die Hoffnung und Zukunft, die ich dachte dass ich niemals haben werde, Wirklichkeit geworden ist, dann werde ich den Schmetterling freilassen. Ob durch die Wolken oder an den Horizont, er wird seinen Weg finden.
Und hoffentlich werde auch ich einen Weg finden. Irgendwie, irgendwann, irgendwo. Denn ich glaube, Wege lassen sich leichter gehen, wenn man nicht mehr ganz allein ist.

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Allein sein...

Ich sitze hier in meinem Zimmer und mache gar nichts. Sitze nur da und starre ins Leere. Drehe die Musik auf, damit sie das Geräusch des Regens und meine eigenen Gedanken übertönt. Aber meine Gedanken lassen sich nicht übertönen. Zu viele Gedanken in mir, und gleichzeitig zu viel Leere und Dunkelheit.
Ich habe das Gefühl als würde ich einfach in Tausend Teile zersplittern; als könnte der Sturm mich einfach forttragen sobald ich mich in den Wind stelle, wenn mich niemand festhält.
Das wünsche ich mir gerade am meisten.
Ich vermisse Wärme einer Umarmung, doch ich habe Angst dass sie meine eiskalte Haut verbrennt.
Ich vermisse das Gefühl nicht ganz allein zu sein, doch ich habe Angst, dass die Leere in mir zu groß ist.
Ich vermisse das Gefühl lachen zu können, doch ich habe Angst an meinen eigenen nicht geweinten Tränen zu ersticken.
Ich vermisse die Hoffnung, die in den letzten Wochen in mir erwacht ist, doch ich habe Angst dass es für mich keine Hoffnung mehr gibt.

Montag, 1. Oktober 2012

Nur ein Traum?

Angst. Angst, dass die schönen Wochen nur ein Traum waren. Nur eine Illusion. Angst dass nun, da ich wieder zurück bin, alles wieder wie vorher ist. Ich will wieder weg von hier, ich hasse diesen Ort, hasse dieses "Zuhause". Ich hab Angst, dass die letzten Wochen nur ein Traum waren. Dass ich nun erwacht bin und nur niemand außer mir sich mehr an diese Zeit erinnern kann, da nur einer einen Traum noch kennt nachdem er davon erwacht ist, und das ist derjenige der ihn geträumt hat. 
Ich habe Angst, wieder allein zu sein. Das Gefühl zerreisst mich innerlich. Ich habe Angst, dass die Hoffnung nicht bei mir bleibt und ich wieder in der Dunkelheit versinke und immer weiter zerbreche, obwohl ich doch jetzt schon kaputt bin.
Ich will die Zeit zurückdrehen und anhalten. Ich will diese schöne Zeit festhalten. Ich will sie nicht nur zu Erinnerungen werden lassen, ich will diese Erinnerungen Wirklichkeit werden lassen, indem ich daraus eine Zukunft baue.
Ich habe Angst. 

Dienstag, 25. September 2012

Zwischen Verzweiflung und Hoffnung

Alles ist ständig in Bewegung. Die Welt zieht vorüber, zu schnell, viel zu schnell. Alles rast an mir vorbei. Und ich kann nichts  festhalten, mich an nichts festhalten. Denn ich selbst stehe in der Mitte, sehe alles an mit vorbeiziehen, aber ich selbst stehe still. Ich sehe zu. Die Gedanken rasen durch meinen Kopf. Ich bin gefangen, in meinem eigenen Kopf, meinen eigenen Gedanken und Erinnerungen. Manchmal habe ich das Gefühl ich bin wirklich dabei wahnsinnig zu werden, weil die Gedanken in meinem Kopf nicht aufhören, niemals aufhören, niemals auch nur einen Moment Stille in mir ist. Ich habe nie Ruhe, niemals. Nicht tagsüber, nicht in der Nacht, denn da kommen die Träume. Alpträume. Seltsame Träume. Verzerrte verdrängte Erinnerungen, die ich nicht sehen will. Angst, die vor allem in der Nacht oder wenn ich alleine bin wie ein großer dunkler Schatten da ist. Immer da ist. Die Angst wächst und wächst in mir, denn sie nährt sich an meiner Dunkelheit. Und davon habe ich viel zu viel in mir. An Tagen wie diesen kann ich meine eigenen Gedanken nicht ertragen, kann die Stimme in meinem Kopf nicht ertragen, kann das Gefühl der Ausweglosigkeit nicht ertragen. Und die Leere in mir, die kann ich überhaupt nicht ertragen. Ich fühle mich so leer. Als wäre ich wirklich kein Mensch mehr.
Ich fühle mich so verloren. Zwischen all dem anderen, mit dem ich irgendwie nicht klar komme stehe ich selbst und mit mir kommt niemand klar.
Ich fühle mich falsch, fühle mich absolut falsch in dieser Welt. Ich passe nicht rein. Ich bin
Ich habe diese Tage des Öfteren, an denen ich einfach nur weinen könnte und nicht einmal konkret sagen kann warum. Aber Tränen kommen keine mehr.
Ich komme mit mir selbst nicht klar. Ich weis nichts mit mir anzufangen, bin von mir selbst genervt. Ich hasse mich, hasse mich selbst so sehr. Und merke noch deutlicher als sonst, wie fail ich bin, wie falsch, wie unfähig zu leben. Wie kaputt ich bin.
Jemand hat zu mir gesagt, dass auch ich wieder ganz werden kann, zumindest ein bisschen. Alles wird nie weggehen, das ist klar, aber es könnte zumindest besser werden. Das dauert lange Zeit, jahrelang. Aber eines Tages könnte ich dann wirklich leben. Trotz all dem was passiert ist. Richtig leben, und nicht nur existieren wie jetzt.
Es bedeutet mir so viel, dass jemand an mich glaubt.
Ich wünschte, ich könnte selbst daran glauben.

Sonntag, 16. September 2012

Im Schatten

Ich hab Angst. Angst davor, dass diese schöne Zeit nur ein kurzer Traum war, und sich nach dem aufwachen niemand außer mir mehr daran erinnert. Angst davor, dass die Zukunft und die Wege, die ich gehen kann, einfach wieder hinter einer dichten Nebelwand verschwinden. Angst, dass ich mir das alles nur eingebildet habe, dass ich in einer Illusion lebe, eine Gedankenblase, die unter Wasser schwebt und ich in der Dunkelheit  des Meeres schon längst aufgehört habe zu atmen. 
Ich bin fail. Ich kann nicht anders, ich kann immer und immer nur nachdenken, immer und immer nur seltsame Gedanken in meinem Kopf, die sich zu ganzen Welten verdichten und mich vergessen lassen, was noch Wirklichkeit ist und was nicht, was wichtig ist und was nicht. Was echt ist und was nicht. Wenn Träume sich selbst träumen können, dann bin ich gerade vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben wirklich wach, und sobald ich die Augen schließe, werde ich wieder in der Wirklichkeit die nur ein Traum ist erwachen. Ich habe  Angst davor, zu schlafen. 
Man kann gar nicht anders, als mich für seltsam zu halten. Ich halte mich selbst für seltsam. Und ich halte mich selbst einfach nicht mehr aus. Ich halte die Gedanken und die Dunkelheit in mir nicht aus. Am liebsten würde ich meinen Kopf solange gegen die Wand schlagen, bis ich auch den letzten Gedanken und das letzte bisschen Verstand in mir getötet habe. 

Ich stehe seit Jahren an der selben Stelle. Ich bin einfach stehen geblieben, und alle anderen sind weitergegangen. Ich habe ihnen zugesehen, habe ihnen hinterhergesehen, als sie einfach weitergingen und Stück für Stück auch das letzte bisschen Licht mitgenommen haben. Und alles, was übrig bleibt, ist Finsternis. Und Leere. 
Ich bin nie älter geworden, bin immer ein Kind geblieben. Etwas in mir ist stehen geblieben, wie eine Uhr, die man nie wieder aufziehen kann. Ich werde wohl für immer so bleiben. Egal wieviel Zeit vergeht, das wird sie nicht heilen können.

Und jetzt bin ich dabei, vielleicht doch nach all dieser Zeit einen Schritt nach vorne zu machen. Einen Weg zu wählen um eine Zukunft zu sehen. Aber wirklich sehen kann ich nichts, alles ist immer und immer nur dunkel. Ich könnte fallen, noch tiefer als sowieso schon, wenn ich bei meinem Weg nach vorne in einen Abgrund stürze. Aber das macht mir keine Angst. Stattdessen habe ich Angst davor, im Kreis zu rennen, mich immer und immer im Kreis zu drehen, einen Weg zu gehen, den man nicht gehen kann, ein Weg der nirgendwo hin führt und man immer und immer wieder am Anfang landet. Ich kann selbst nicht so genau benennen, was mir so furchtbar Angst macht. Aber ich weis, dass es immer so ist. Dass ich immer und immer  Angst bekomme. Angst ist mehr als nur normale Angst. Angst ist die Schattenseite der Hoffnung. Denn alles ist für mich negativ. Selbst die wenigen guten Dinge in meinem Leben sind negativ, zumindest im selbsten Maße negativ wie positiv, weil die Angst dann aus den Schatten kriecht und sich in meinen Körper schleicht und seine scharfen Krallen in die Stelle bohrt, an der bei normalen Menschen das intakte Herz sitzt. Es ist immer so. Dunkelheit ist überall. Denn auch Licht wirft Schatten. Und genau dort lebe ich. Im Schatten, in der Dunkelheit. 
Ich weis dass das fail ist. Dass es mir auch das wenige gute im Leben kaputt macht. Dass ich mir das wenige gute dadurch selbst kaputt mache. Aber ich kann nicht anders. Ich wünschte ich könnte es. Ich weis dass das fail ist. 

Ich fühle mich so verloren. Daran hat sich nichts geändert.  Auch wenn mir im Moment jemand das Gefühl gibt nicht mehr ganz allein zu sein, so fühle ich mich dennoch noch immer verloren.

Dienstag, 28. August 2012

Zu verletzlich

Mir wehzutun ist so leicht, viel zu leicht. Schon der kleinste Satz genügt, Dinge, die vielleicht gar nicht beabsichtigt sind, von denen andere, die sie leichtfertig aussprechen nicht einmal wissen was sie in meinem Inneren auslösen. Und Worte, die so gemeint sind, treffen erst recht wie Pfeile. Scharf, schmerzhaft, tief. Wunden in alten offenen Wunden. Denn ich bin komplett ohne Schutz, keine Mauern, nicht einmal eine dünne Glasschicht, gar nichts.
Ich kann mich davor nicht schützen. Bin viel zu verletzlich. Und immer und immer wieder wird mir weh getan. Jeder tut mir weh.
Doch ich lächle. Und verstecke die Tränen. Verstecke die frischen Schnitte an meinem Arm. Enttäuschung. Selbsthass. Traurigkeit. Verstecke alles hinter einem seltsamen Lächeln.
Ich sage: alles okay; und lächle dabei. Doch in Wahrheit bin ich wo anders. Irgendwo in mir drin, irgendwo in meinen Erinnerungen. An einem Ort, den außer mir niemand sehen kann, einem Ort der nur in mir existiert. Ein dunkler, einsamer Ort.
Warum bin ich so verletzlich? Mir hat bisher jeder Mensch weh getan, diejenigen die mir am nächsten waren am allermeisten. Mich hat bisher jeder allein gelassen. Menschen, denen ich vertraut habe, am meisten vertraut habe, und ich vertraue Menschen nur sehr schwer. Sie sind gegangen, haben mich allein gelassen, im Stich gelassen, mich verraten und alle Versprechen die sie mir gaben waren nichts weiter als schöne Worte aus Luft und Wind.
Ich hatte nie irgendeine Art von Schutz. Nichts, um mich selbst zu schützen. Klar gibt es nichts, dass einen davor schützen könnte verletzt und allein gelassen zu werden. Doch andere können sich selbst schützen, irgendwie, ein bisschen. Ich habe keinerlei Selbstschutz, bin viel zu verletzlich. Und habe Angst. Angst, dass mir wieder weh getan wird, Angst anderen zu vertrauen, Angst allein gelassen zu werden. Und zugleich wünsche ich mir so sehr, dass ich jemandem vertrauen kann, dass jemand da ist, der mich nicht allein lässt.
Doch auch wenn man so eine Vergangenheit hat, muss es doch irgendwie, irgendwo eine Zukunft geben. Auch für mich muss es doch irgendwie so etwas wie eine Zukunft geben? So etwas wie Hoffnung?

Montag, 27. August 2012

Spiegelkind

Warum lebt diese Angst in mir, dieses Wesen, das sich an meiner Dunkelheit nährt. Warum kann ich nicht mehr lachen, warum kann ich nur noch mich selbst hassen, hassen hassen. Spiegelkind. Schau in mein Gesicht, doch sehe und finde mich nicht. Spiegel, die mir Dunkelheit zeigen, ich selbst verdecke das Licht. Ich muss verschwinden, durchscheinend werden, weniger werden, durchscheinend wie Licht. Ich bin ein Spiegelkind, komme von all den Spiegeln nicht los. Habe mich selbst in den Spiegel gesperrt, mein Ich sieht mir daraus anklagend entgegen. Es will frei sein. Es will leicht sein und fliegen. Ich muss verschwinden, muss durch den Spiegel gehen, tote Welten sehen. Spiegelmädchen, bist du ich oder bin ich du? Lass uns tanzen, lass uns über den Abgrund balancieren. Lass uns leben lernen und hassen, lachen und Wolkenwelten erschaffen. Doch noch kann ich nicht fliegen.

Sonntag, 26. August 2012

Leere in mir

Ich fühle diese Leere in mir. Dieses unbestimmte Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich kann nicht benennen worum es sich handelt, denn ich weis es selbst nicht so wirklich, doch es ist etwas wichtiges. Etwas existentielles, ohne das man nicht leben kann. Es ist etwas, das andere Menschen haben, das anderen nicht fehlt. Es ist etwas, nach dem ich immer auf der Suche bin, immer auf der Suche sein werde, auch wenn es mir nicht direkt bewusst ist. Doch zugleich ist da die schmerzliche Erkenntnis in mir, dass es etwas ist, das weder das Leben noch der Tod mir geben kann.

Freitag, 24. August 2012

Gefühlstot

Wieder ein Gespräch mitgehört. Meine Mutter am Telefon. Mit meiner Tante. Ich wollte eigentlich in die Küche gehen. Und blieb stehen im Gang, als ich ihre wütende Stimme aus dem Wohnzimmer höre. Das Thema war ich. Wie so oft, mal wieder. Und es tut jedes Mal wieder weh. Zu hören was sie über mich denkt, wie sie über mich schimpft, wie sie mir die Schuld an allem gibt und sich selbst keine. Das hat sie gesagt, dass sie selbst doch gar keine Schuld hat, und sich so mies und ungerecht behandelt fühlt. Ich stand da, im sterbenden Tageslicht das noch durch die Fenster schien, und hab mir fest auf die Lippe gebissen um nicht zu heulen. 
Sie erträgt mich nicht mehr. Ich kriege gar nichts auf die Reihe. Ich würde sie hassen und jeden Tag beschimpfen. Ich würde ihr das Leben vermiesen und sie krank machen, sie erträgt das nicht mehr. So kann und wird es nicht weitergehen. Und so weiter. Dinge, die ich nicht wiederholen will weil sie zu weh tun.
Und im Gang stand das Mädchen, das ich bin, wie erstarrt und zu Eis gefroren, während bestimmt eine halbe Stunde vergeht. Unfähig einfach wegzugehen, denn sie weis vergessen kann sie sowieso nicht, was sie hier hört. Gefühllos, wie betäubt, steht sie da und die Worte brennen sich in ihren Kopf. Augen aufgerissen, angespannt, Angst. 
Als sie in ihr Zimmer geht, ist es schon dunkel. Und dunkel ist es auch in ihr. Sie will weinen, doch es geht nicht. Gefühlstot, nicht eine Träne. Nur Angst. Und etwas in ihr, das weh tut, so weh. Sie kann nicht mehr. Dreht laut Musik auf und zieht die kleine Schachtel mit der Rasierklinge aus ihrem Versteck. Und versinkt in einem roten Strudel aus Schnitten, Blut,  hämmernden Bässen in ihrem Kopf, will nur eines und zwar vergessen. Schmerz vermischt sich mit Gedankenwirbel und toten Träumen, sie fühlt dass sie noch da ist, und zugleich schon lange fort. Gefühlstot  und verloren.

Weiter

Gestern hab ich mit meiner Tante geredet. Und ich habe festgestellt, dass ich mit meiner Meinung und Ansicht und Wahrnehmung über meine Mutter nicht ganz allein dastehe, wie ich immer geglaubt habe. Das war für mich sehr wichtig, das zu erfahren. Und es hat mich erleichtert, ungeheuer erleichtert. Vielleicht bin ich ja doch nicht so komplett vollständig falsch, wie meine Mutter immer behauptet. Und vor allem bin ich keine Lügnerin, denn so stellt sie mich immer da. Andere denken scheinbar genauso über sie.
Meine Tante hat sogar noch gesagt, sie hat während den Jahren öfters darüber nachgedacht, mir zu helfen, mich irgendwie von zuhause wegzuholen. Aber gemacht hat sie es ja dann doch nicht..
Ich war irgendwie in einer seltsamen Stimmung danach, irgendwie total aufgedreht, wie ein Flummi der so lange durch die Gegend hüpft bis ihm die Luft ausgeht. Aber trotzdem war ich noch depri. Und gleichzeitig irgendwie auch nicht. Seltsam zu beschreiben. Ich wollte unbedingt fliegen, ich habe mich leichter gefühlt als seit langem, oder seit immer. Ich wäre vom Dach gehüpft, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre trotzdem abzustürzen. Ich wollte unbedingt rennen, hatte plötzlich so einen Bewegungsdrang, wollte so schnell und so weit rennen wie ich kann. Aber das macht mein Körper und Kreislauf nicht mit. Sport ist zuviel, irgendwie. Ich habe mich gleichzeitig leicht wie ein Luftballon gefühlt, aber trotzdem schwer, so unendlich schwer, als würde ich für immer an der Erde kleben, weil ich niemals hoch in den Himmel steigen kann. Schwer und hässlich. Flügel, die zu verkrüppelt zum Fliegen sind.
Seltsame Gedanken in meinem Kopf. Lachen, einfach lachen ohne zu wissen warum. Und doch irgendwie schwer depressiv, im nächsten Moment Hände vors Gesicht, nicht weinen. So extreme Stimmungsschwankungen hatte ich schon lange nicht mehr.
Obwohl der Tag eigentlich gut war, endete er mit Blut. Neue Schnitte am Arm. Wellen des Selbsthasses, ich bin es nicht wert, nicht wert, nichts wert.


Wieder eine fast schlaflose Nacht. Vielleicht drei Stunden Schlaf, mehr nicht. Als ich aus Alpträumen erwache tun mir die Augen weh. Und mein Körper. Arme und Beine, so schwer.
Der Tag vergeht wieder, irgendwie mit nichts. Ich weis es jetzt schon nicht mehr so recht, also wieder ein sinnloser Tag, der sich einreiht in den grauen trüben Erinnerungsmatsch weiterer sinnloser Tage.
Meinen Eltern begegne ich erst am Abend, und auch das hätte nicht unbedingt sein müssen. Meine Laune sinkt noch weiter, so fern das überhaupt noch geht.


Weitergehen, einfach weitergehen
Durch den Schleier sehen
Durch die Dunkelheit ins Morgen sehen
Dämmerlicht, zerbrich mich nicht
Spiegel, spiegle mich nicht
spiegle nur Licht.

Mittwoch, 22. August 2012

Sinnloser Tag

Es ist so still um mich herum, als würde die Welt die Zeit anhalten. Aber in mir drin ist es niemals still, die Gedanken rauschen durch meinen Kopf. Ich dränge sie zur Seite, will nicht nachdenken. Nicht jetzt. Ich will schlafen, aber ich kann nicht. Ich werde von einer inneren Unruhe getrieben, kann kaum still sitzen, als wäre irgendetwas in mir, das unbedingt nach aussen will. Ein schwarzes Chaos, ein Dämon, was auch immer. Aber zugleich bin ich zu erschöpft, zu müde um mich zu bewegen. Mein Körper ist müde und schwach, meine Gedanken sind heute viel zu wach und drängend. Ich fühle mich zerrissen. Energielosigkeit und Unruhe. Am liebsten würde ich davonlaufen. Doch wohin? Ich habe kein Ziel, nichts wo ich ankommen kann. Nur ein Ort, von dem ich unbedingt weg möchte: Zuhause, oder eben das, was sich zuhause nennt, der Ort wo ich wohne, wo mein Zimmer ist. Mehr ist es nicht, ich fühle mich mit diesem Ort nicht verbunden. Es gibt hier nichts, wofür es sich zu bleiben lohnt. Aber ohne ein Ziel hat es ja sowieso keinen Sinn, von hier weg zu gehen. 
Die Vorwürfe meiner Mutter, die sich in den letzten Tagen wieder einem anderen Thema zuwenden. Einem Thema, das ich mittlerweile so Leid bin. Meine Gesundheit, das was ich esse bzw nicht esse. Alle Verwandten hätten ihr ja gesagt dass ich furchtbar und total krank aussehe. Meinem Körper fehlen ja alle Nährstoffe und Mineralstoffe, und wenn ich demnächst im Krankenhaus lande soll ich ihr gefälligst keine Vorwürfe machen. Und so weiter, bla bla. Ich saß da, in der Küche, beim essen (!!), und ihre Worte rauschten an mir vorbei. Irgendwann hab ich angefangen zu lachen, obwohl rein gar nichts an der Situation lustig war. Ich glaube, hätte irgendein Außenstehender uns beobachtet, hätte er die Situation reichlich bizarr gefunden. Eine Mutter, die halb schreiend, halb vorwurfsvoll auf ein Mädchen einredet, das wie eine Irre anfängt zu lachen. Es war kein fröhliches Lachen. Ich weis selbst nicht warum ich lachte, vielleicht einfach weil ich nicht wusste was ich sonst tun soll. Das hat meine Mutter erst recht wütend gemacht. Du wirst schon sehen, was du davon hast, kommt es noch aus ihrem Mund, die Worte zäh wie Matsch, ausgespuckt landen sie auf dem Boden zwischen uns. Sie rauscht aus der Küche. Zurück bleibt ein Kind mit einem verzerrten Grinsen im Gesicht. Ein Kind, dem einfach nur nach weinen zumute ist.
Der Tag verstreicht mit Nichtstun. Ich warte auf das Gewitter, das doch nicht kommt. Nur am Horizont ein paar Blitze und dunkle Wolken. Ich vertreibe mir die Zeit mit Filmen. Tauche in das Leben anderer ein, um für eine kleine Weile mein eigenes vergessen zu können.
Ich will einfach nur schlafen. Schlafen und vergessen. Ins nichts sinken, dass mich warm und weich auffängt, mir festhält, mich nicht träumen lässt. Mittlerweile weis ich nicht mehr, was schlimmer ist. Die Alpträume und seltsamen Träume, die ich Nacht für Nacht habe, oder die quälenden Stunden, in denen ich mich in meinem Bett hin und herwälze, schlaflos und unendlich müde, alles tut mir weh, und die Gedanken in meinem Kopf wollen einfach nicht still sein. 
Aber Tagträume sind schön. Tagträume sind kleine, schäfchenweisse Wattewolken, die so gar nicht zu dem düsteren, nebelverhangenem Himmel passen wollen, auf den ich sie male. Wolkenträume. So nenne ich meine Tagträume. Weil sie das einzige sind, das mich irgendwie über Wasser halten können, wenn ich dabei bin langsam zu versinken. Weil sie in einer schlechten Welt, einem schlechten Leben, das einzig schöne sind, das ich habe.
Ich habe einmal irgendwo gelesen: Menschen können nicht ohne Träume leben. Aber sie können auch nicht nur durch Träume leben. Man muss letzten Endes aus seinen Träumen erwachen. Weil Träume, aus denen man nicht erwacht, irgendwann zu Traurigkeit werden.
Ich glaube, darin steckt mehr Wahrheit als man in Worte fassen kann. Und ich glaube, an diesem Punkt bin ich schon vor vielen Jahren angelangt.

Dienstag, 21. August 2012

Wohin?

Die Tage treiben dahin und verschwimmen in meiner Erinnerung zu einem grauen Matsch, formlos und nicht greifbar, alle Tage sind irgendwie gleich. Leer und ohne Inhalt, ohne dass irgendetwas passiert, was es wert wäre sich an sie zu erinnern. Selbst meine Gedanken in meinem Kopf sind flüchtig, nicht greifbar. Sie entgleiten mir, kaum dass ich sie gedacht habe. Und hinterlassen nur ein Gefühl von Leere. Es fällt mir so schwer, irgendeinen davon festzuhalten, mich zu konzentrieren, um mal wieder irgendetwas zustande zu bringen, irgendetwas tun zu können, das mir Spaß macht. Aber mein Kopf ist so schwer in letzter Zeit, fühlt sich so voll an, und zugleich so leer. Zu viele Gedanken, aber doch kann ich sie nicht in irgendeine produktive Richtung lenken.
Ich komme mit mir selbst nicht mehr klar. Gar nicht mehr. Sehe ich in einen Spiegel, wird der Wunsch, nicht mehr ich sein zu müssen, übermächtig und unerträglich. Man kann vor so vielem davon laufen, man kann seine Erinnerungen verdrängen, seine unangenehmen Gedanken zur Seite schieben. Aber vor sich selbst kann man nicht davon laufen. Sich selbst kann man nicht vergessen. Man kann niemals vergessen wer man ist. Vor sich selbst wegrennen hat keinen Sinn. Egal wo man auch ist, oder wohin man geht, man ist schon da. 
Ich ertrage mich selbst nicht und ertrage zur Zeit auch andere nur schwer. Es fällt mir schwer, länger in der Gesellschaft anderer zu sein. Aber sobald ich allein bin, bin ich allein mit mir selbst und das halte ich auch nicht aus. Diese Unzufriedenheit, diese Leere, die Dunkelheit, all das was in mir ist. Ich will verschwinden, vollständig verschwinden. Ich will einfach nur weg sein, als hätte es mich nie gegeben. 
Man merkt es mir normalerweise nicht so leicht an, aber ich versuche nach Außen irgendwie Normalität vorzuspielen, die es in meinem Leben nicht gibt. Ich versuche mich der Situation anzupassen: Mir geht es nicht gut, aber naja, mach ich einfach das beste daraus, es gibt Menschen die sind viel schlimmer dran als ich. Ich versuche zu wirken, als wäre ich noch ganz und nicht kaputt. 
Aber ich weis einfach nicht weiter, tief in mir ist diese Gewissheit, die ich einfach nicht wahrhaben will: Egal wohin ich auch gehe, welchen Weg ich für mich wähle, es gibt keine Gewissheit dass es irgendwann wirklich besser werden wird. Dass es mir irgendwann wirklich besser gehen wird, ich zumindest annähernd irgendwie ein bisschen glücklich sein kann. Es ist nicht unbedingt die Hoffnung, die am Ende eines Weges auf einen wartet. Das wollen die meisten nur irgendwie nicht wahrhaben. Alle klammern sich immer nur an ihre Hoffnung, ich bin da nicht anders. Wie ein ertrinkender in stürmischer See. Wenn man nichts hat außer einem Strohhalm, woran soll man sich dann sonst festhalten? Wenn niemand da ist, der einen aus dem tiefen dunklen Meer zieht.

Verloren im Wind

Nach einem furchtbar heißen Tag in meinem Zimmer sitzend, lustlos und immer noch schwach auf den Beinen, in einem Buch lesend, aber die Wörter und Sätze sich zu keinerlei Sinn vereinigend, immer und immer wieder die selbe Stelle lesen, bis es mir irgendwann auffällt, dass es vergebliche Müh ist und ich heute ja doch nichts mehr begreife. Dann, kurz darauf, kommt plötzlich starker Wind auf, Sturm fast. Ich schalte das Licht aus, gehe zum Fenster und mache es auf. Der Wind weht mir entgegen, durch meine Haare, und ich sehe hinaus. Die Umrisse der Bäume, die in der Dunkelheit schemenhaft zu erahnen sind, die Äste die hin und her geschüttelt werden. Ich stehe am offenen Fenster, nur in einem Sommerkleid, und sehe hinaus. Es dauert nicht lang und schon erhellt der erste Blitz für ein paar Sekunden die Nacht. Ich weis nicht warum, aber Gewitter faszinieren mich. Sehr.
Ich hatte plötzlich sehr seltsame Gedanken. Dass der Wind mich einfach forttragen würde, wenn ich mich nach draußen fallen lasse, dass er mich auffangen würde und ich fliegen könnte ohne selbst zu fliegen. Denn selbst fliegen kann ich nicht. Dass ich zum Fenster hinausschweben könnte und meinen Körper und mein ganzes Leben einfach so zurücklassen könnte und nicht mehr ich sein müsse, sondern jemand anders sein könnte, falls der Wind mich irgendwo hinbringt, ich irgendwo ankomme. Wenn nicht, dann dauert die Reise ewig und endet nie, ich bin nicht mehr als ein Geist, auf der Suche nach etwas was ich nicht erreichen kann, und für das ich alles zurückgelassen habe, weil es nicht wert war dafür zu bleiben. Verloren im Wind. Formlos und flüchtig, nicht greifbar, nur ein Schatten, ein Geist.
Ich weis nicht, woher diese Gedanken und Stimmen plötzlich kamen, vielleicht Hallus wegen zu viel Schlafmangel, oder weil mein Kreislauf heute vollkommen im Eimer ist, keine Ahnung. Ich hatte irgendwie das Gefühl eine leise Stimme zu hören, von draußen, fast übertönt vom Wind, nicht zu verstehen. Aber da war niemand, ganz sicher nicht. Niemand, der echt ist.
Die Regentropfen rissen mich aus meinen Gedanken. Kalt fühlen sie sich an auf meiner Haut, wie kleine Nadelstiche. Als es richtig zu schütten anfängt, machte ich das Fenster zu.
Ich weis nicht, woher solch seltsame Gedanken kommen, und wohin sie gehen, wenn sie wieder aus meinem Kopf verschwinden. Lösen sie sich einfach in Luft auf, oder schweben sie aus mir heraus, um sich in anderer Leute Köpfe zu pflanzen? Irgendwie hatte ich früher einen seltsamen Gedanken, wenn ich einen Blitz am Himmel gesehen habe, und der Gedanke fällt mir gerade wieder ein: Für einen kurzen Moment wird der Himmel in zwei Teile gespalten, zerfällt irgendwie, aber eigentlich will er die Erde teilen, nur das schafft er nie. Keine Ahnung, wie ich auf so was komme. Bin ich irgendwie verrückt, oder bin ich dabei es zu werden? Der Gedanke beunruhigt mich.

Montag, 20. August 2012

Ätzender Sommertag

Heute war es viel zu heiß. Als ich aufs Thermometer gesehen habe, hatte es 40 Grad. Und das war erst mittags. Mein Kreislauf macht das nicht mit. Mir ging es heute schlecht, wirklich schlecht. Kaum stehe ich auf, nach einer unruhigen Nacht voller seltsamer Träume, schon dreht sich alles weil mir so schwindlig ist, mir wird schwarz vor Augen, und ich falle auf den Boden. Und das wurde den ganzen Tag auch nicht besser. Mir war nur noch schwindlig, kaum stehe ich auf sehe ich nur noch schwarz, und laufen bereitet mir echt Anstrengung. Mir war schlecht, den ganzen Tag, kotzübel teilweise.. Kreislaufprobleme habe ich ja eigentlich immer, aber an Tagen wie diesen ist es einfach nur extrem heftig. Ich bin so froh wenn dieser Sommer vorbei ist. Oder zumindest nicht noch mehr solche extremen Tage kommen.
Ich bin froh, dass vor einer Weile die Sonne untergegangen ist und es dunkel ist. Ich mag die Nacht, viel mehr als den Tag. Ich weis, dass ich seltsam bin, aber es ist so. Kind der Nacht eben. :D
Ich kann mich noch immer kaum konzentrieren, mein Gehirn hat Mühe einen sinnvollen Satz zustande zu bringen. Also so hab ich mir meine Ferien definitiv nicht vorgestellt. Ich erinnere mich gar nicht mehr, wann eigentlich der letzte schöne Tag war. Also der letzte schöne Tag für mich. Ist irgendwie schon sehr lange her...

Sonntag, 19. August 2012

Besuch von Verwandten

Verwandte waren gestern zu Besuch, meine Tante und meine Oma. Grillen im Garten, Spazierengehen am Fluss, der Hund meiner Tante der einen lautstark anbellt, sobald man nur eine Bewegung macht, stundenlang dasitzen und sinnlosen Gesprächen zuhören müssen...solche Besuche sind anstrengend. Gestern war es zwar sehr warm, aber mir war trotzdem meistens kalt, im Schatten unter den Bäumen und leichtem Wind. Noch immer fiebrig saß ich zwischen den anderen und wollte einfach nur gehen und mich ausruhen. Und die dummen Kommentare meiner Mutter von Zeit zu Zeit haben den Tag garantiert nicht besser gemacht..

Erst am Abend fand ich es besser. Als es dunkel wurde und ich von der Terrasse aus auf die Wiese und die Bäume gestarrt habe, irgendwie mit den Gedanken ganz wo anders, ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass die Bäume nachts aussehen wie Geisterbäume. Weil am Stamm und an den Ästen die Rinde teilweise weis ist, und das auch im Dunkeln noch zu sehen ist, wenn die Äste im Sommerwind schaukeln. Sonst sieht man nichts, hört nur die Blätter im Wind rascheln und sieht den Sternenteppich am wolkenlosen Himmel. 

In der Nacht hatte ich seltsame Träume, wirr und so unruhig, dass ich bestimmt zehn mal wieder aufgewacht bin. Jedes Mal verwirrt und panisch in meinem Bett saß, zitternd wach unter der Decke lag, und dann irgendwann wieder eingeschlafen bin. Irgendwann war es hell und es war Tag. Also aufstehen. Im Bad schaut mir aus dem Spiegel ein Geist entgegen, dunkle Augenringe und abwesender leerer Blick. Seltsame Blicke, die die anderen mir zuwerfen.

Es war bei weitem nicht so schlimm, wie befürchtet.. wie es schon war. Wenn ich da an die letzten Weihnachten denke..nein lieber nicht daran denken. 
Es ist zwar nicht echt, es ist nur ein so-tun-als-wären-wir-eine-Familie. Das ertrage ich nur sehr schwer, dieses so tun als ob alles in Ordnung wäre. Denn das ist es nicht. Gar nichts ist in Ordnung. Wir sind nur Schauspieler, die ein Theaterstück spielen. So fühle ich mich in diesen Momenten immer. Als würde meine Mutter die Kulissen malen, jedem und vor allem sich selbst ein übertriebenes Lächeln ins Gesicht malen, und Textbücher verteilen, an die ich mich sowieso nie halte. Ich bleibe lieber still. Ich kann und will ihre Fassade einer heilen Welt nicht erfüllen. Aber wenn ich Dinge sage, die ihr nicht passen, endet das böse für mich. Also bleibe ich einfach still, und höre nicht den Gesprächen zu sondern den Gedanken in meinem Kopf. Während die Worte der anderen wie Wellen im Meer sind, mal lauter mal leiser, ich höre sie, aber sie gehen durch mich hindurch, das belanglose Gerede prallt an mir ab, glänzt wie Wassertropfen im Licht.

Aber meine Oma und meine Tante hat dieser Tag gestern glücklich gemacht. Ich kann nicht wirklich verstehen wieso, aber ich habe es gesehen und gespürt. Meine Tante hatte einen Gesichtsausdruck wie ein kleines Kind, das Geschenke aufpackt, als sie beim Grillen ihr Zeug gegessen (bzw in sich reingestopft) hat.. Meine Oma hat mich viel zu fest gedrückt, als sie vorhin wieder nach Hause gefahren sind, und gesagt wie sehr sie sich gefreut hat mich gesehen zu haben...
Allein den beiden zu liebe hat sich der Tag trotzdem gelohnt. Es macht sie glücklich. Und auch wenn ich nicht wirklich so ganz verstehen kann, wie das möglich sein soll, so macht es mich dennoch froh. Aber es beunruhigt mich auch, denn ich weis, dass das alles nicht so ist, dass es nicht echt ist, dass gestern eine Harmonie vorgespielt wurde, die es in dieser Familie nicht gibt. Unter der Oberfläche brodelt es wie in einem Vulkan, heißer Hass am überkochen, Streit und eine ganze Welt, die kaputt ist und dabei in immer und immer mehr Teile zu zerfallen.

Aber alle Menschen sind Lügner, belügen andere oder belügen sich selbst. Wenn ich genauer darüber nachdenke wirkt das irgendwie wie ein Schattenkabinett. Tausend Spiegel, in denen sich halbkaputte Masken mit aufgemaltem Lächeln in der Dunkelheit spiegeln.

Vorhin, als ich nach unten kam um mir eine Tasse Tee zu machen, nachdem die anderen gefahren sind, war alles wieder wie immer. Ich wurde ignoriert, war ein unsichtbarer Schatten, meine Mutter hat nur einen bösen Blick für mich übrig. Aber die Gelegenheit für deinen Streit liefere ich gar nicht erst, ich verschwinde so schnell wie möglich aus der Küche, in mein Zimmer. Ich bin das, was ich immer schon war: Eine Fremde im eigenen Zuhause.


Leser ♥