Dienstag, 16. Oktober 2012

Zu viel

Zu viel. Zu viel kreist durch meinen Kopf, zu viele Gedanken die auf mich einhämmern und danach verlangen geordnet zu werden, doch ich kann nicht. Kann die Gedanken nicht ordnen, zu viel, zu viel Chaos. Und hinter den Gedanken warten die Erinnerungen, warten die Bilder, warten die Alpträume. Und meinetwegen können sie da warten bis in alle Ewigkeit, denn ich will mich damit nicht auseinandersetzen, will mich nicht erinnern, will nicht darüber nachdenken. Ich will einfach nur verdrängen. Will vergessen, doch ich weis, dass das nicht geht.
Ich kann nicht mehr. Die letzten Tage fast komplett ohne Schlaf. Zitternd und kalt im Bett liegend, traurig und voll Angst. Denn in der kurzen Zeit, in der ich tatsächlich einschlafe, kommen die Alpträume. Und ich erwache, spüre mein Herz schmerzhaft schnell schlagen und habe Angst. 
Ich fühle mich falsch. Fühle mich überflüssig und absolut fehl am Platz. In der Schule laufe ich durch die Gänge, überall lachende Menschen, die über wichtiges und unwichtiges reden, und dazwischen ich. Ich bin das Mädchen, das irgendwie da ist und doch nicht da. Meine Gedanken treiben irgendwo durch die Wüste, während mein Körper soweit funktioniert, dass er einen Schritt vor den anderen macht und mich von einem Ort zum anderen trägt, vorbei an all den Menschen, vorbei am Leben.
Denn ich fühle mich, als wäre alles um mich herum komplett still. Obwohl ich weis, dass das nicht so ist, weil ich den Lärm auf den Schulfluren, den Straßen der Stadt und in der S-Bahn höre. Doch dennoch fühlt es sich an, als wäre es komplett still. Das einzige was mir laut vorkommt, sind die Gedanken in meinem Kopf. Als wäre ich in einem luftleeren Raum gefangen, an dem alle Geräusche und die Umgebung irgendwie abprallen, und ich bin allein, wohin ich auch gehe..Denn es kann niemand hinein in meinen Raum, und ich kann nicht hinaus..
Ich fühle mich so zerrissen. Fühle mich, als würde ich irgendwo über dem Abgrund stehen, und das einzige was mich noch irgendwie hält sind die Hoffnungen an die ich mich klammere. Die Hoffnung, die mir jemand geschenkt hat. Hoffnung ist wie ein Schmetterling, so zerbrechlich, aber irgendwie auch lebendig. Das letzte, das mich noch irgendwie hält.
Und gleichzeitig ist da die Angst. Angst, dass diese Hoffnung wieder zerbricht. Angst, dass es die Zukunft, die ich nun für mich irgendwo in den Nebeln sehe, gar nicht gibt, gar nicht geben wird. Angst, wieder allein gelassen zu werden. Angst, die mich nicht schlafen lässt, die mich langsam von innen auffrisst, immer mehr und mehr, bis irgendwann nichts mehr von mir übrig ist, außer einer leeren toten Hülle, die sich noch bewegt und atmet.
Ich bin absolut überflüssig. Ob ich da bin oder nicht macht keinen Unterschied. Ich bin unsichtbar. Zuhause bin ich einfach nur da. Mehr nicht. Ich bin da ohne wirklich da zu sein. Ich existiere hier, wandere wie ein Geist durch die Räume und das Haus, doch mehr bin ich nicht. Ich bin unerwünscht. Ich bin nicht die, die meine Eltern gerne hätten. Und dafür hassen sie mich. Dass ich bin wie ich bin.
Ich kann nur zusehen. Zusehen, wie alles Stück für Stück in Scherben zerbricht. Das ist mein Leben. So war es schon immer. Alles zerbricht mit der Zeit. Ich kenne es nicht anders. Alles, woraus man sich einmal eine Welt gebaut hat, alle Hoffnung, an die man sich je geklammert hat..
Ich selbst bin Stück für Stück zerbrochen, hab viel zu lang verzweifelt versucht meine eigenen Scherben aufzusammeln, und irgendwann eingesehen, dass es sinnlos ist. Ich bin kaputt und werde es wohl auch immer sein. Solange nur ich kaputt bin, ist das okay. Doch ich ertrage es nicht, jemandem der mir sehr wichtig ist, dabei zusehen zu müssen, wie er kaputt geht, und nichts dagegen tun zu können. Ich bin so hilflos, irgendwie.
Ich hasse die Nächte, und hasse die Tage. Ich schlafe kaum mehr, bin aber trotzdem niemals wirklich wach. Das einzige, das wach ist, sind meine Gedanken, die niemals aufhören. Die sich im Kreis drehen, die auf mich einhämmern Tag und Nacht...
Ich hab Angst. Ich vermisse die Wärme einer Umarmung, die mir irgendwie ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gibt, und das Gefühl verstanden zu werden...

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