Dienstag, 28. August 2012

Zu verletzlich

Mir wehzutun ist so leicht, viel zu leicht. Schon der kleinste Satz genügt, Dinge, die vielleicht gar nicht beabsichtigt sind, von denen andere, die sie leichtfertig aussprechen nicht einmal wissen was sie in meinem Inneren auslösen. Und Worte, die so gemeint sind, treffen erst recht wie Pfeile. Scharf, schmerzhaft, tief. Wunden in alten offenen Wunden. Denn ich bin komplett ohne Schutz, keine Mauern, nicht einmal eine dünne Glasschicht, gar nichts.
Ich kann mich davor nicht schützen. Bin viel zu verletzlich. Und immer und immer wieder wird mir weh getan. Jeder tut mir weh.
Doch ich lächle. Und verstecke die Tränen. Verstecke die frischen Schnitte an meinem Arm. Enttäuschung. Selbsthass. Traurigkeit. Verstecke alles hinter einem seltsamen Lächeln.
Ich sage: alles okay; und lächle dabei. Doch in Wahrheit bin ich wo anders. Irgendwo in mir drin, irgendwo in meinen Erinnerungen. An einem Ort, den außer mir niemand sehen kann, einem Ort der nur in mir existiert. Ein dunkler, einsamer Ort.
Warum bin ich so verletzlich? Mir hat bisher jeder Mensch weh getan, diejenigen die mir am nächsten waren am allermeisten. Mich hat bisher jeder allein gelassen. Menschen, denen ich vertraut habe, am meisten vertraut habe, und ich vertraue Menschen nur sehr schwer. Sie sind gegangen, haben mich allein gelassen, im Stich gelassen, mich verraten und alle Versprechen die sie mir gaben waren nichts weiter als schöne Worte aus Luft und Wind.
Ich hatte nie irgendeine Art von Schutz. Nichts, um mich selbst zu schützen. Klar gibt es nichts, dass einen davor schützen könnte verletzt und allein gelassen zu werden. Doch andere können sich selbst schützen, irgendwie, ein bisschen. Ich habe keinerlei Selbstschutz, bin viel zu verletzlich. Und habe Angst. Angst, dass mir wieder weh getan wird, Angst anderen zu vertrauen, Angst allein gelassen zu werden. Und zugleich wünsche ich mir so sehr, dass ich jemandem vertrauen kann, dass jemand da ist, der mich nicht allein lässt.
Doch auch wenn man so eine Vergangenheit hat, muss es doch irgendwie, irgendwo eine Zukunft geben. Auch für mich muss es doch irgendwie so etwas wie eine Zukunft geben? So etwas wie Hoffnung?

Montag, 27. August 2012

Spiegelkind

Warum lebt diese Angst in mir, dieses Wesen, das sich an meiner Dunkelheit nährt. Warum kann ich nicht mehr lachen, warum kann ich nur noch mich selbst hassen, hassen hassen. Spiegelkind. Schau in mein Gesicht, doch sehe und finde mich nicht. Spiegel, die mir Dunkelheit zeigen, ich selbst verdecke das Licht. Ich muss verschwinden, durchscheinend werden, weniger werden, durchscheinend wie Licht. Ich bin ein Spiegelkind, komme von all den Spiegeln nicht los. Habe mich selbst in den Spiegel gesperrt, mein Ich sieht mir daraus anklagend entgegen. Es will frei sein. Es will leicht sein und fliegen. Ich muss verschwinden, muss durch den Spiegel gehen, tote Welten sehen. Spiegelmädchen, bist du ich oder bin ich du? Lass uns tanzen, lass uns über den Abgrund balancieren. Lass uns leben lernen und hassen, lachen und Wolkenwelten erschaffen. Doch noch kann ich nicht fliegen.

Sonntag, 26. August 2012

Leere in mir

Ich fühle diese Leere in mir. Dieses unbestimmte Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich kann nicht benennen worum es sich handelt, denn ich weis es selbst nicht so wirklich, doch es ist etwas wichtiges. Etwas existentielles, ohne das man nicht leben kann. Es ist etwas, das andere Menschen haben, das anderen nicht fehlt. Es ist etwas, nach dem ich immer auf der Suche bin, immer auf der Suche sein werde, auch wenn es mir nicht direkt bewusst ist. Doch zugleich ist da die schmerzliche Erkenntnis in mir, dass es etwas ist, das weder das Leben noch der Tod mir geben kann.

Freitag, 24. August 2012

Gefühlstot

Wieder ein Gespräch mitgehört. Meine Mutter am Telefon. Mit meiner Tante. Ich wollte eigentlich in die Küche gehen. Und blieb stehen im Gang, als ich ihre wütende Stimme aus dem Wohnzimmer höre. Das Thema war ich. Wie so oft, mal wieder. Und es tut jedes Mal wieder weh. Zu hören was sie über mich denkt, wie sie über mich schimpft, wie sie mir die Schuld an allem gibt und sich selbst keine. Das hat sie gesagt, dass sie selbst doch gar keine Schuld hat, und sich so mies und ungerecht behandelt fühlt. Ich stand da, im sterbenden Tageslicht das noch durch die Fenster schien, und hab mir fest auf die Lippe gebissen um nicht zu heulen. 
Sie erträgt mich nicht mehr. Ich kriege gar nichts auf die Reihe. Ich würde sie hassen und jeden Tag beschimpfen. Ich würde ihr das Leben vermiesen und sie krank machen, sie erträgt das nicht mehr. So kann und wird es nicht weitergehen. Und so weiter. Dinge, die ich nicht wiederholen will weil sie zu weh tun.
Und im Gang stand das Mädchen, das ich bin, wie erstarrt und zu Eis gefroren, während bestimmt eine halbe Stunde vergeht. Unfähig einfach wegzugehen, denn sie weis vergessen kann sie sowieso nicht, was sie hier hört. Gefühllos, wie betäubt, steht sie da und die Worte brennen sich in ihren Kopf. Augen aufgerissen, angespannt, Angst. 
Als sie in ihr Zimmer geht, ist es schon dunkel. Und dunkel ist es auch in ihr. Sie will weinen, doch es geht nicht. Gefühlstot, nicht eine Träne. Nur Angst. Und etwas in ihr, das weh tut, so weh. Sie kann nicht mehr. Dreht laut Musik auf und zieht die kleine Schachtel mit der Rasierklinge aus ihrem Versteck. Und versinkt in einem roten Strudel aus Schnitten, Blut,  hämmernden Bässen in ihrem Kopf, will nur eines und zwar vergessen. Schmerz vermischt sich mit Gedankenwirbel und toten Träumen, sie fühlt dass sie noch da ist, und zugleich schon lange fort. Gefühlstot  und verloren.

Weiter

Gestern hab ich mit meiner Tante geredet. Und ich habe festgestellt, dass ich mit meiner Meinung und Ansicht und Wahrnehmung über meine Mutter nicht ganz allein dastehe, wie ich immer geglaubt habe. Das war für mich sehr wichtig, das zu erfahren. Und es hat mich erleichtert, ungeheuer erleichtert. Vielleicht bin ich ja doch nicht so komplett vollständig falsch, wie meine Mutter immer behauptet. Und vor allem bin ich keine Lügnerin, denn so stellt sie mich immer da. Andere denken scheinbar genauso über sie.
Meine Tante hat sogar noch gesagt, sie hat während den Jahren öfters darüber nachgedacht, mir zu helfen, mich irgendwie von zuhause wegzuholen. Aber gemacht hat sie es ja dann doch nicht..
Ich war irgendwie in einer seltsamen Stimmung danach, irgendwie total aufgedreht, wie ein Flummi der so lange durch die Gegend hüpft bis ihm die Luft ausgeht. Aber trotzdem war ich noch depri. Und gleichzeitig irgendwie auch nicht. Seltsam zu beschreiben. Ich wollte unbedingt fliegen, ich habe mich leichter gefühlt als seit langem, oder seit immer. Ich wäre vom Dach gehüpft, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre trotzdem abzustürzen. Ich wollte unbedingt rennen, hatte plötzlich so einen Bewegungsdrang, wollte so schnell und so weit rennen wie ich kann. Aber das macht mein Körper und Kreislauf nicht mit. Sport ist zuviel, irgendwie. Ich habe mich gleichzeitig leicht wie ein Luftballon gefühlt, aber trotzdem schwer, so unendlich schwer, als würde ich für immer an der Erde kleben, weil ich niemals hoch in den Himmel steigen kann. Schwer und hässlich. Flügel, die zu verkrüppelt zum Fliegen sind.
Seltsame Gedanken in meinem Kopf. Lachen, einfach lachen ohne zu wissen warum. Und doch irgendwie schwer depressiv, im nächsten Moment Hände vors Gesicht, nicht weinen. So extreme Stimmungsschwankungen hatte ich schon lange nicht mehr.
Obwohl der Tag eigentlich gut war, endete er mit Blut. Neue Schnitte am Arm. Wellen des Selbsthasses, ich bin es nicht wert, nicht wert, nichts wert.


Wieder eine fast schlaflose Nacht. Vielleicht drei Stunden Schlaf, mehr nicht. Als ich aus Alpträumen erwache tun mir die Augen weh. Und mein Körper. Arme und Beine, so schwer.
Der Tag vergeht wieder, irgendwie mit nichts. Ich weis es jetzt schon nicht mehr so recht, also wieder ein sinnloser Tag, der sich einreiht in den grauen trüben Erinnerungsmatsch weiterer sinnloser Tage.
Meinen Eltern begegne ich erst am Abend, und auch das hätte nicht unbedingt sein müssen. Meine Laune sinkt noch weiter, so fern das überhaupt noch geht.


Weitergehen, einfach weitergehen
Durch den Schleier sehen
Durch die Dunkelheit ins Morgen sehen
Dämmerlicht, zerbrich mich nicht
Spiegel, spiegle mich nicht
spiegle nur Licht.

Mittwoch, 22. August 2012

Sinnloser Tag

Es ist so still um mich herum, als würde die Welt die Zeit anhalten. Aber in mir drin ist es niemals still, die Gedanken rauschen durch meinen Kopf. Ich dränge sie zur Seite, will nicht nachdenken. Nicht jetzt. Ich will schlafen, aber ich kann nicht. Ich werde von einer inneren Unruhe getrieben, kann kaum still sitzen, als wäre irgendetwas in mir, das unbedingt nach aussen will. Ein schwarzes Chaos, ein Dämon, was auch immer. Aber zugleich bin ich zu erschöpft, zu müde um mich zu bewegen. Mein Körper ist müde und schwach, meine Gedanken sind heute viel zu wach und drängend. Ich fühle mich zerrissen. Energielosigkeit und Unruhe. Am liebsten würde ich davonlaufen. Doch wohin? Ich habe kein Ziel, nichts wo ich ankommen kann. Nur ein Ort, von dem ich unbedingt weg möchte: Zuhause, oder eben das, was sich zuhause nennt, der Ort wo ich wohne, wo mein Zimmer ist. Mehr ist es nicht, ich fühle mich mit diesem Ort nicht verbunden. Es gibt hier nichts, wofür es sich zu bleiben lohnt. Aber ohne ein Ziel hat es ja sowieso keinen Sinn, von hier weg zu gehen. 
Die Vorwürfe meiner Mutter, die sich in den letzten Tagen wieder einem anderen Thema zuwenden. Einem Thema, das ich mittlerweile so Leid bin. Meine Gesundheit, das was ich esse bzw nicht esse. Alle Verwandten hätten ihr ja gesagt dass ich furchtbar und total krank aussehe. Meinem Körper fehlen ja alle Nährstoffe und Mineralstoffe, und wenn ich demnächst im Krankenhaus lande soll ich ihr gefälligst keine Vorwürfe machen. Und so weiter, bla bla. Ich saß da, in der Küche, beim essen (!!), und ihre Worte rauschten an mir vorbei. Irgendwann hab ich angefangen zu lachen, obwohl rein gar nichts an der Situation lustig war. Ich glaube, hätte irgendein Außenstehender uns beobachtet, hätte er die Situation reichlich bizarr gefunden. Eine Mutter, die halb schreiend, halb vorwurfsvoll auf ein Mädchen einredet, das wie eine Irre anfängt zu lachen. Es war kein fröhliches Lachen. Ich weis selbst nicht warum ich lachte, vielleicht einfach weil ich nicht wusste was ich sonst tun soll. Das hat meine Mutter erst recht wütend gemacht. Du wirst schon sehen, was du davon hast, kommt es noch aus ihrem Mund, die Worte zäh wie Matsch, ausgespuckt landen sie auf dem Boden zwischen uns. Sie rauscht aus der Küche. Zurück bleibt ein Kind mit einem verzerrten Grinsen im Gesicht. Ein Kind, dem einfach nur nach weinen zumute ist.
Der Tag verstreicht mit Nichtstun. Ich warte auf das Gewitter, das doch nicht kommt. Nur am Horizont ein paar Blitze und dunkle Wolken. Ich vertreibe mir die Zeit mit Filmen. Tauche in das Leben anderer ein, um für eine kleine Weile mein eigenes vergessen zu können.
Ich will einfach nur schlafen. Schlafen und vergessen. Ins nichts sinken, dass mich warm und weich auffängt, mir festhält, mich nicht träumen lässt. Mittlerweile weis ich nicht mehr, was schlimmer ist. Die Alpträume und seltsamen Träume, die ich Nacht für Nacht habe, oder die quälenden Stunden, in denen ich mich in meinem Bett hin und herwälze, schlaflos und unendlich müde, alles tut mir weh, und die Gedanken in meinem Kopf wollen einfach nicht still sein. 
Aber Tagträume sind schön. Tagträume sind kleine, schäfchenweisse Wattewolken, die so gar nicht zu dem düsteren, nebelverhangenem Himmel passen wollen, auf den ich sie male. Wolkenträume. So nenne ich meine Tagträume. Weil sie das einzige sind, das mich irgendwie über Wasser halten können, wenn ich dabei bin langsam zu versinken. Weil sie in einer schlechten Welt, einem schlechten Leben, das einzig schöne sind, das ich habe.
Ich habe einmal irgendwo gelesen: Menschen können nicht ohne Träume leben. Aber sie können auch nicht nur durch Träume leben. Man muss letzten Endes aus seinen Träumen erwachen. Weil Träume, aus denen man nicht erwacht, irgendwann zu Traurigkeit werden.
Ich glaube, darin steckt mehr Wahrheit als man in Worte fassen kann. Und ich glaube, an diesem Punkt bin ich schon vor vielen Jahren angelangt.

Dienstag, 21. August 2012

Wohin?

Die Tage treiben dahin und verschwimmen in meiner Erinnerung zu einem grauen Matsch, formlos und nicht greifbar, alle Tage sind irgendwie gleich. Leer und ohne Inhalt, ohne dass irgendetwas passiert, was es wert wäre sich an sie zu erinnern. Selbst meine Gedanken in meinem Kopf sind flüchtig, nicht greifbar. Sie entgleiten mir, kaum dass ich sie gedacht habe. Und hinterlassen nur ein Gefühl von Leere. Es fällt mir so schwer, irgendeinen davon festzuhalten, mich zu konzentrieren, um mal wieder irgendetwas zustande zu bringen, irgendetwas tun zu können, das mir Spaß macht. Aber mein Kopf ist so schwer in letzter Zeit, fühlt sich so voll an, und zugleich so leer. Zu viele Gedanken, aber doch kann ich sie nicht in irgendeine produktive Richtung lenken.
Ich komme mit mir selbst nicht mehr klar. Gar nicht mehr. Sehe ich in einen Spiegel, wird der Wunsch, nicht mehr ich sein zu müssen, übermächtig und unerträglich. Man kann vor so vielem davon laufen, man kann seine Erinnerungen verdrängen, seine unangenehmen Gedanken zur Seite schieben. Aber vor sich selbst kann man nicht davon laufen. Sich selbst kann man nicht vergessen. Man kann niemals vergessen wer man ist. Vor sich selbst wegrennen hat keinen Sinn. Egal wo man auch ist, oder wohin man geht, man ist schon da. 
Ich ertrage mich selbst nicht und ertrage zur Zeit auch andere nur schwer. Es fällt mir schwer, länger in der Gesellschaft anderer zu sein. Aber sobald ich allein bin, bin ich allein mit mir selbst und das halte ich auch nicht aus. Diese Unzufriedenheit, diese Leere, die Dunkelheit, all das was in mir ist. Ich will verschwinden, vollständig verschwinden. Ich will einfach nur weg sein, als hätte es mich nie gegeben. 
Man merkt es mir normalerweise nicht so leicht an, aber ich versuche nach Außen irgendwie Normalität vorzuspielen, die es in meinem Leben nicht gibt. Ich versuche mich der Situation anzupassen: Mir geht es nicht gut, aber naja, mach ich einfach das beste daraus, es gibt Menschen die sind viel schlimmer dran als ich. Ich versuche zu wirken, als wäre ich noch ganz und nicht kaputt. 
Aber ich weis einfach nicht weiter, tief in mir ist diese Gewissheit, die ich einfach nicht wahrhaben will: Egal wohin ich auch gehe, welchen Weg ich für mich wähle, es gibt keine Gewissheit dass es irgendwann wirklich besser werden wird. Dass es mir irgendwann wirklich besser gehen wird, ich zumindest annähernd irgendwie ein bisschen glücklich sein kann. Es ist nicht unbedingt die Hoffnung, die am Ende eines Weges auf einen wartet. Das wollen die meisten nur irgendwie nicht wahrhaben. Alle klammern sich immer nur an ihre Hoffnung, ich bin da nicht anders. Wie ein ertrinkender in stürmischer See. Wenn man nichts hat außer einem Strohhalm, woran soll man sich dann sonst festhalten? Wenn niemand da ist, der einen aus dem tiefen dunklen Meer zieht.

Verloren im Wind

Nach einem furchtbar heißen Tag in meinem Zimmer sitzend, lustlos und immer noch schwach auf den Beinen, in einem Buch lesend, aber die Wörter und Sätze sich zu keinerlei Sinn vereinigend, immer und immer wieder die selbe Stelle lesen, bis es mir irgendwann auffällt, dass es vergebliche Müh ist und ich heute ja doch nichts mehr begreife. Dann, kurz darauf, kommt plötzlich starker Wind auf, Sturm fast. Ich schalte das Licht aus, gehe zum Fenster und mache es auf. Der Wind weht mir entgegen, durch meine Haare, und ich sehe hinaus. Die Umrisse der Bäume, die in der Dunkelheit schemenhaft zu erahnen sind, die Äste die hin und her geschüttelt werden. Ich stehe am offenen Fenster, nur in einem Sommerkleid, und sehe hinaus. Es dauert nicht lang und schon erhellt der erste Blitz für ein paar Sekunden die Nacht. Ich weis nicht warum, aber Gewitter faszinieren mich. Sehr.
Ich hatte plötzlich sehr seltsame Gedanken. Dass der Wind mich einfach forttragen würde, wenn ich mich nach draußen fallen lasse, dass er mich auffangen würde und ich fliegen könnte ohne selbst zu fliegen. Denn selbst fliegen kann ich nicht. Dass ich zum Fenster hinausschweben könnte und meinen Körper und mein ganzes Leben einfach so zurücklassen könnte und nicht mehr ich sein müsse, sondern jemand anders sein könnte, falls der Wind mich irgendwo hinbringt, ich irgendwo ankomme. Wenn nicht, dann dauert die Reise ewig und endet nie, ich bin nicht mehr als ein Geist, auf der Suche nach etwas was ich nicht erreichen kann, und für das ich alles zurückgelassen habe, weil es nicht wert war dafür zu bleiben. Verloren im Wind. Formlos und flüchtig, nicht greifbar, nur ein Schatten, ein Geist.
Ich weis nicht, woher diese Gedanken und Stimmen plötzlich kamen, vielleicht Hallus wegen zu viel Schlafmangel, oder weil mein Kreislauf heute vollkommen im Eimer ist, keine Ahnung. Ich hatte irgendwie das Gefühl eine leise Stimme zu hören, von draußen, fast übertönt vom Wind, nicht zu verstehen. Aber da war niemand, ganz sicher nicht. Niemand, der echt ist.
Die Regentropfen rissen mich aus meinen Gedanken. Kalt fühlen sie sich an auf meiner Haut, wie kleine Nadelstiche. Als es richtig zu schütten anfängt, machte ich das Fenster zu.
Ich weis nicht, woher solch seltsame Gedanken kommen, und wohin sie gehen, wenn sie wieder aus meinem Kopf verschwinden. Lösen sie sich einfach in Luft auf, oder schweben sie aus mir heraus, um sich in anderer Leute Köpfe zu pflanzen? Irgendwie hatte ich früher einen seltsamen Gedanken, wenn ich einen Blitz am Himmel gesehen habe, und der Gedanke fällt mir gerade wieder ein: Für einen kurzen Moment wird der Himmel in zwei Teile gespalten, zerfällt irgendwie, aber eigentlich will er die Erde teilen, nur das schafft er nie. Keine Ahnung, wie ich auf so was komme. Bin ich irgendwie verrückt, oder bin ich dabei es zu werden? Der Gedanke beunruhigt mich.

Montag, 20. August 2012

Ätzender Sommertag

Heute war es viel zu heiß. Als ich aufs Thermometer gesehen habe, hatte es 40 Grad. Und das war erst mittags. Mein Kreislauf macht das nicht mit. Mir ging es heute schlecht, wirklich schlecht. Kaum stehe ich auf, nach einer unruhigen Nacht voller seltsamer Träume, schon dreht sich alles weil mir so schwindlig ist, mir wird schwarz vor Augen, und ich falle auf den Boden. Und das wurde den ganzen Tag auch nicht besser. Mir war nur noch schwindlig, kaum stehe ich auf sehe ich nur noch schwarz, und laufen bereitet mir echt Anstrengung. Mir war schlecht, den ganzen Tag, kotzübel teilweise.. Kreislaufprobleme habe ich ja eigentlich immer, aber an Tagen wie diesen ist es einfach nur extrem heftig. Ich bin so froh wenn dieser Sommer vorbei ist. Oder zumindest nicht noch mehr solche extremen Tage kommen.
Ich bin froh, dass vor einer Weile die Sonne untergegangen ist und es dunkel ist. Ich mag die Nacht, viel mehr als den Tag. Ich weis, dass ich seltsam bin, aber es ist so. Kind der Nacht eben. :D
Ich kann mich noch immer kaum konzentrieren, mein Gehirn hat Mühe einen sinnvollen Satz zustande zu bringen. Also so hab ich mir meine Ferien definitiv nicht vorgestellt. Ich erinnere mich gar nicht mehr, wann eigentlich der letzte schöne Tag war. Also der letzte schöne Tag für mich. Ist irgendwie schon sehr lange her...

Sonntag, 19. August 2012

Besuch von Verwandten

Verwandte waren gestern zu Besuch, meine Tante und meine Oma. Grillen im Garten, Spazierengehen am Fluss, der Hund meiner Tante der einen lautstark anbellt, sobald man nur eine Bewegung macht, stundenlang dasitzen und sinnlosen Gesprächen zuhören müssen...solche Besuche sind anstrengend. Gestern war es zwar sehr warm, aber mir war trotzdem meistens kalt, im Schatten unter den Bäumen und leichtem Wind. Noch immer fiebrig saß ich zwischen den anderen und wollte einfach nur gehen und mich ausruhen. Und die dummen Kommentare meiner Mutter von Zeit zu Zeit haben den Tag garantiert nicht besser gemacht..

Erst am Abend fand ich es besser. Als es dunkel wurde und ich von der Terrasse aus auf die Wiese und die Bäume gestarrt habe, irgendwie mit den Gedanken ganz wo anders, ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass die Bäume nachts aussehen wie Geisterbäume. Weil am Stamm und an den Ästen die Rinde teilweise weis ist, und das auch im Dunkeln noch zu sehen ist, wenn die Äste im Sommerwind schaukeln. Sonst sieht man nichts, hört nur die Blätter im Wind rascheln und sieht den Sternenteppich am wolkenlosen Himmel. 

In der Nacht hatte ich seltsame Träume, wirr und so unruhig, dass ich bestimmt zehn mal wieder aufgewacht bin. Jedes Mal verwirrt und panisch in meinem Bett saß, zitternd wach unter der Decke lag, und dann irgendwann wieder eingeschlafen bin. Irgendwann war es hell und es war Tag. Also aufstehen. Im Bad schaut mir aus dem Spiegel ein Geist entgegen, dunkle Augenringe und abwesender leerer Blick. Seltsame Blicke, die die anderen mir zuwerfen.

Es war bei weitem nicht so schlimm, wie befürchtet.. wie es schon war. Wenn ich da an die letzten Weihnachten denke..nein lieber nicht daran denken. 
Es ist zwar nicht echt, es ist nur ein so-tun-als-wären-wir-eine-Familie. Das ertrage ich nur sehr schwer, dieses so tun als ob alles in Ordnung wäre. Denn das ist es nicht. Gar nichts ist in Ordnung. Wir sind nur Schauspieler, die ein Theaterstück spielen. So fühle ich mich in diesen Momenten immer. Als würde meine Mutter die Kulissen malen, jedem und vor allem sich selbst ein übertriebenes Lächeln ins Gesicht malen, und Textbücher verteilen, an die ich mich sowieso nie halte. Ich bleibe lieber still. Ich kann und will ihre Fassade einer heilen Welt nicht erfüllen. Aber wenn ich Dinge sage, die ihr nicht passen, endet das böse für mich. Also bleibe ich einfach still, und höre nicht den Gesprächen zu sondern den Gedanken in meinem Kopf. Während die Worte der anderen wie Wellen im Meer sind, mal lauter mal leiser, ich höre sie, aber sie gehen durch mich hindurch, das belanglose Gerede prallt an mir ab, glänzt wie Wassertropfen im Licht.

Aber meine Oma und meine Tante hat dieser Tag gestern glücklich gemacht. Ich kann nicht wirklich verstehen wieso, aber ich habe es gesehen und gespürt. Meine Tante hatte einen Gesichtsausdruck wie ein kleines Kind, das Geschenke aufpackt, als sie beim Grillen ihr Zeug gegessen (bzw in sich reingestopft) hat.. Meine Oma hat mich viel zu fest gedrückt, als sie vorhin wieder nach Hause gefahren sind, und gesagt wie sehr sie sich gefreut hat mich gesehen zu haben...
Allein den beiden zu liebe hat sich der Tag trotzdem gelohnt. Es macht sie glücklich. Und auch wenn ich nicht wirklich so ganz verstehen kann, wie das möglich sein soll, so macht es mich dennoch froh. Aber es beunruhigt mich auch, denn ich weis, dass das alles nicht so ist, dass es nicht echt ist, dass gestern eine Harmonie vorgespielt wurde, die es in dieser Familie nicht gibt. Unter der Oberfläche brodelt es wie in einem Vulkan, heißer Hass am überkochen, Streit und eine ganze Welt, die kaputt ist und dabei in immer und immer mehr Teile zu zerfallen.

Aber alle Menschen sind Lügner, belügen andere oder belügen sich selbst. Wenn ich genauer darüber nachdenke wirkt das irgendwie wie ein Schattenkabinett. Tausend Spiegel, in denen sich halbkaputte Masken mit aufgemaltem Lächeln in der Dunkelheit spiegeln.

Vorhin, als ich nach unten kam um mir eine Tasse Tee zu machen, nachdem die anderen gefahren sind, war alles wieder wie immer. Ich wurde ignoriert, war ein unsichtbarer Schatten, meine Mutter hat nur einen bösen Blick für mich übrig. Aber die Gelegenheit für deinen Streit liefere ich gar nicht erst, ich verschwinde so schnell wie möglich aus der Küche, in mein Zimmer. Ich bin das, was ich immer schon war: Eine Fremde im eigenen Zuhause.


Freitag, 17. August 2012

Gedankenmüll und Sinnlosigkeit

Heute ist so ein sinnloser, lustloser Tag. Wie eigentlich jeder. Aber irgendwie trotzdem schlimmer, weil ich sogar zu motivations- und energielos bin, um die Zeit irgendwie tot zu schlagen. Mir geht es nicht gut, und ich schaffe es gerade mal so, am Notebook zu sitzen, im Bett zu liegen, aus dem Fenster zu starren, wie ein Geist durchs Haus zu streifen, ohne Sinn oder Ziel Räume zu betreten und wieder zu verlassen. Mir ist schwindlig, ich habe Bauchschmerzen, ich habe keine Kraft. Meine Arme und Beine tun weh und sind so schwer. Ich glaube, ich habe Fieber. Wieder oder immer noch? Nicht einmal das weis ich. Vor drei Tagen hatte ich Fieber. War es ganz wieder weg? Ich weis es nicht.. Jedenfalls tut es gut, den heißen Kopf ans kalte Fenster zu lehnen. Die Augen zu schließen, den eigenen Atem zu hören. Irgendwie zu schnell. Mein Kopf fühlt sich an, als hätte jemand all den Gedankenmüll darin rausgekratzt und stattdessen Watte reingestopft. Ich kann mich kaum konzentrieren. Vielleicht sind meine Gedanken auch einfach nur aus dem geöffneten Fenster geschwebt und ich hatte einfach nicht die Energie hinterherzurennen und sie alle wieder einzusammeln. Habe zu absolut gar nichts lust. Viel zu wenig Schlaf. Meine Augen tun mir weh. Ich reibe sie, aber das macht es nicht besser. Mein Atem beschlägt die Scheibe.

Ich weis nicht mehr weiter. Es geht mir nicht gut, aber ich weis schon gar nicht mehr, wie es sich anders anfühlt. Ich weis gar nichts mehr. In meinem Kopf ist für nichts anderes mehr Platz als für Watte und dumme Träume. Mir ist kalt und draußen hat es dreißig Grad oder so. Ich denke und merke es fühlt sich falsch an, so viel nachzudenken. Dauernd immer und immer nur nachzudenken, unaufhörlich. Die Gedanken in mir schreien so laut, und auch wenn es um mich herum totenstill ist, weis ich nicht wirklich, wie sich Stille anfühlt. In mir ist keine, ich kenne das Gefühl irgendwie nicht. Das Gefühl, mal gar nichts zu denken. Andere Leute haben das, wenn sie schlafen. Einfach zwischen einschlafen und aufwachen gar nichts. Ich beneide sie darum. Meine Träume sind wirr, sind furchtbar, und wenn ich erwache fühle ich mich, als hätte ich gar nicht geschlafen. Auch wenn es doch ein paar Stunden waren, zwar wenige aber immerhin. Es ist keine Erholung. Ich habe viel zu viele wirre Träume; Gedankenfetzen; Alpträume. Seltsame Bilder, die an irgendetwas in meiner Erinnerung rütteln, mir irgendwie bekannt vorkommen, aber ich erinnere mich nicht, an was, ich weis nur, dass ich es nicht wissen will.
Auf Dauer ist das sehr anstrengend. Immer und immerzu irgendwelche Gedanken im Kopf haben, niemals nichts. Auch im Schlaf nicht. Niemals Stille, niemals Ruhe. Alles in mir, chaotisch, wirr, und laut. Und ich selbst bin still.

Ich will nur, dass dieser Tag irgendwie vergeht. Auch wenn ich nicht weis, wofür. Die Nacht wird nicht besser. Und der morgige Tag sicher auch nicht. Meine Oma und meine Tante werden zu besuch kommen, Grillen usw. Meine Mutter wird auf Happy Family machen, damit sie ihre Fassade aufrecht erhalten kann. Wir sind eine Familie. Haha. Ich würde darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre.
Ich ertrage das nur sehr schwer, bzw gar nicht. Dieses so tun als ob. Und meistens sind Familientreffen einfach nur langweilig. Und enden für mich ziemlich mies, wegen meiner Mutter.. Übermorgen wird auch wieder nur ein langweiliger Tag, voller Sinnlosigkeit und nichts tun. Und weiter denke ich nicht. Wozu auch?

Wenn ich jeden Tag meines Leben im Kalender markieren würde, schwarz für einen schlechten Tag, und das Kästchen einfach weis lassen, für einen guten. Ich glaube, das würde in einem Jahr aussehen wie ein paar weise Löcher in einem schwarzen Meer.
Ein seltsamer Gedanke, und auch ein sinnloser. Denn es gibt nicht nur schwarze und weisse Tage. An manchen Tagen passieren schöne und schlimme Dinge. An manchen Tagen geht’s einem einfach nur mies, aber trotzdem behält man irgendwas, ein kleines Detail als schön in Erinnerung. Und wenn es nur ein kurzer Moment ist, ein kleiner kurzer Moment des Friedens, Frieden von außen aber auch Frieden mit sich selbst, wenn man zb kurz nach draußen geht, sich ins Gras legt und in die Wolken starrt. Oder kurz vor einem Gewitter, im Wind steht. Oder etwas liest, das schön und unglaublig traurig zugleich ist. Oder einen jemand aufzumuntern versucht. Oder irgendwas anderes, kurze Momente, in denen man denkt, dass es doch schönes gibt, irgendwie, irgendwo.

Mittwoch, 15. August 2012

Es geht mir nicht gut.

Wem versuche ich eigentlich etwas vorzumachen? Den anderen, als ich heute in die Küche kam und ein Lächeln aufsetzte. Dass meine Augen noch immer rot vom stundenlangen Weinen waren, hat natürlich keiner gemerkt. Nein, es wurde nur wieder rum gemeckert. Oder versuche ich nur, mich selbst zu belügen, einfach alles verdrängen, verdrängen, einfach weitermachen, einfach weiteratmen. Einfach nur ein neuer, steiler Berg auf meinem Weg durch die Hölle, einfach raufklettern, sich anstrengen und abmühen, abquälen und zerkratzt und zerschunden oben ankommen, nur um dann doch wieder runterzufallen.

So ist es doch immer. Kaum geht es mir zwei, drei Tage lang besser, kaum sehe ich ein Stück Hoffnung wie einen kleinen Kristall leuchten, schon denkt sich das Leben oder Schicksal oder whatever: Nein das geht so nicht das darf nicht sein, und schlägt mir erst recht eine rein bis ich wieder am Boden liege.

Gestern Abend habe ich nur geweint, fühlte mich allein gelassen, im Stick gelassen, von einem für mich sehr wichtigen Menschen, und habe erkannt dass ich ihm niemals in dem Maße wichtig war wie er mir. Mein Traum von Freundschaft, davon dass etwas besseres existiert in dieser Welt, als nur diese Scheisse in der ich stecke und langsam Stück für Stück ertrinke, hat sich einfach in Luft aufgelöst. Mir wurde mehr oder weniger gesagt, dass ich nicht wert bin. Eine ganze Welt, die einfach so in tausend Splitter zerbricht. Klingt vielleicht nicht so extrem, aber für mich ist es das. Weil ich sonst nichts habe. Weil ich viel zu traurig und kaputt bin und etwas brauche, an das ich glauben, mich festhalten kann. Und plötzlich stehe ich wieder vor dem Nichts. Das Licht, das einen in der Dunkelheit wärmen kam, ist wieder verschwunden. Und daher ist sie dunkler als zuvor, dunkler und kälter, weil man die Dunkelheit und Kälte nun viel extremer wahrnimmt.

Ich konnte nicht, konnte nicht mehr. Konnte das einfach nicht ertragen. Ich habe geweint, stundenlang, fast die ganze Nacht. Zusammengekauert in der Dunkelheit, die Arme um meinen zitternden Körper geschlungen, weinend bis keine Tränen mehr übrig waren. Der Schmerz, der sich anfühlt als würde er mich innerlich zerreissen. Angst, dass es das wirklich war, dass es vorbei ist, mein Traum von Freundschaft ausgeträumt. Angst, alles zu verlieren, obwohl ich nichts habe. Denn man kann weniger haben als nichts. Das Gefühl des allein gelassen werdens, als wäre ich einfach nur ein altes Spielzeug, das keiner mehr haben will, das kaputt ist, und das man wegwirft. Als wäre ich gar nichts wert, als wäre ich kein Mensch, der Gedanken und Gefühle hat, und Hoffnungen und Wünsche. Ich versteh warum mich keiner haben will. Warum mich keiner mögen kann, so wie ich bin. Ich bin es einfach nicht wert. Ich habe mir gewünscht, einfach tot zu sein. Einfach nur zu sterben, einzuschlafen und nie wieder aufwachen zu müssen.

Während die Stunden vergehen, in meinem Kopf zugleich absolute Leere und viel zu viele Gedanken. In meinen Augen nur Dunkelheit, in meinen Gedanken kein Licht.
Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen, so in den frühen Morgenstunden. Unruhige Träume, Alpträume, Angst. Aufwachen, sich langsam aus dem Gedankentraummatsch im eigenen Kopf zurück in die Wirklichkeit quälen. Versuchen aufzustehen, aber es geht nicht. Langsam und vorsichtig. Ein Blick in den Spiegel. Ich sehe verheult aus und krank. Ich widere mich selbst an. Schnellwegschauen. Mir ist kalt, eiskalt. Und ich habe Fieber. Bin übermüdet, alles tut weh. Augen, Arme, Beine. Nach dem Aufstehen auch Atmen. Schwindel, Schwäche. Und Kopfschmerzen, rasende Kopfschmerzen, vermutlich vom zu vielen Weinen.

„Alles okay?“
„Klar, mir geht’s gut.“ Lächeln. Auch wenn es anstrengend ist, Lächeln. Auch wenn es anstrengend ist und trotzdem niemal ganz echt wirkt, einfach Lächeln. Maske auf, Maskenmädchen. Lügenmädchen.
Lügnerin. Lügnerin.
Gar nichts ist okay. Meine Welt ist in tausend Scherben explodiert. Meine Welt die sowieso schon dunkel und kaputt ist. Ich bin allein, und erkenne dass ich es immer war und immer sein werde. Für mich gibt es wohl sowas wie Freundschaft nicht. Mich nimmt niemand in den Arm und tröstet mich wenn ich weine. Ich bin ein verlorenes Kind, eines das an einer Klippe steht und nicht weis, ob sie springen soll oder nicht. Und wenn sie noch lange zögert, wird sie sowieso fallen, wird ausrutschen, gestoßen werden oder einfach nicht mehr genug Kraft haben dort zu stehen. Ich kann nicht anders als zu weinen und weinen, und mich dabei selbst erbärmlich finden. Ich komme mit dem Leben nicht klar, komme mit gar nichts klar, und wünsche mir einfach jemanden der mich an die Hand nimmt und aus der Dunkelheit zieht. Ich bin eine Gefangene in meinem eigenen Kopf, bin ein Mädchen, das nicht ganz tot ist aber auch nicht lebendig.

Aber das würde ich niemals sagen, stattdessen einfach nur Lächeln und lügen. Alles okay. Mir geht’s gut. Alles okay. Ich belüge andere, ich belüge mich selbst. Ich bin ein Engel, der seine Flügel verlor, und falle. Falle tiefer und tiefer, und komme noch immer nicht unten an.

Dienstag, 14. August 2012

Feuerblüten


Meine Welt sieht anders aus als die der meisten Menschen.  Meine Welt ist dunkler, und ich sehe all die Schattenseiten, und die Schattenseiten des Lichts. Je heller es leuchtet, umso längere und dunklere Schatten wirft es.  Ich sehe das schreckliche.  Auch das, das sich hinter schönen Dingen verbirgt. Ich sehe viel zu oft keine Farben, meine Welt malt sich grau in grau.

Ich sehe dennoch schönes, sehe Dinge die es wert sind, dass es sie gibt, auch wenn der Preis dafür all der Rest, all der Schmerz und die Tränen, die Grausamkeit und Traurigkeit, ist. Ich sehe schöne Momente in einem viel strahlenderen Licht leuchten, weil es solche Momente für mich nur sehr selten gibt, und sie dafür umso wichtiger sind, umso wärmer und heller. Ich bewahre sie in mir, wie einen wertvollen Schatz, denn sie gehen nie mehr verloren.

Wenn man sich vorstellt, dass es in der Welt eines jeden Menschen einen Garten gibt, so ist meiner dunkler als der von anderen, keine Sonne strahlt von blauem Himmel herab. Sondern Wolken verhängen den Himmel, durch sie schimmern die Sterne und der Mond. Die Erde ist trocken und tot, ein paar Schattengewächse sprießen aus der Erde.
Wo andere bunte, lebende Blumen haben, so sind meine aus Feuer. Feuerblumen, die das ewige Zwielicht der Nacht erhellen, die das schöne symbolisieren, das schöne in der Welt. Ich sehe es, es ist da, doch je näher ich ihm komme, und versuche meine Hand danach auszustrecken, so erreiche ich es dennoch nicht. Erreiche es nie. Denn das Feuer verbrennt mich. Ich kann zusehen, es ansehen, es ist schön, doch berühren kann ich es nicht. Teil davon sein kann ich nicht.

Ein Netz voller Fragen webt sich um mein kleines, menschliches Herz. Hinter meinen Augen tanzen die Gedanken einen nie enden wollenden Rhythmus, wohin ich auch gehe, wo ich stehe, sind tausende Gedanken in meinem Kopf. Sie kreisen und kreisen und halten nicht an, und kommen dennoch niemals irgendwo an. Fragen über Fragen. Ein Weg ohne Ziel. Fragen ohne Antworten. Antworten, zu denen keine Fragen passen. Antworten auf Fragen die ich niemals stellen, niemals wissen wollte. Das wichtige geht in das unwichtige über, und kehrt zum wichtigen zurück. Was ist wichtig? Nicht einmal das weis ich. Was ist leben? Aber noch viel wichtiger: Wie schafft man es, zu leben? 

Feuerblumen. Mondenlicht. Sternenhimmel, unter dem ich nachts sitze, wenn ich nicht schlafen kann, aus dem Fenster starre und auf eine Sternschnuppe warte. Denn auch wenn ich nicht daran glaube, dass sie mir tatsächlich einen Wunsch erfüllt, so habe ich dennoch das Bedürfnis mir etwas zu wünschen.

Sonntag, 12. August 2012

Gefangene meiner eigenen Ängste und Gedanken


So viele Ängste, die mein Leben beherrschen, mich beherrschen. Finstere Gedanken, die in mir wohnen, Ängste die sich in mein Herz krallen und mir das Atmen schwer machen. Ich habe viel zu viele davon, schon mein ganzes Leben lang, so viel mehr als andere Menschen, so viel stärker und intensiver irgendwie. Ich lebe damit weil ich damit leben muss, aber ich sage nicht, dass ich damit leben kann. Denn ich kann es nicht, es ist so schwer. Viel zu viel Angst, vor viel zu vielen Dingen, viel zu vielen Erinnerungen, viel zu vielen Vorstellungen und Ängsten, eine Alptraumwelt in meinem Kopf, in meinen Gedanken, die mich regelmäßig durch die Hölle führt. In meinem Kopf, ich bin eine Gefangene in meinem eigenen Kopf. Ein Käfig, zwar mit Schloss, doch ohne Schlüssel, und unsichtbare eiserne Ketten, all meine Ängste, die mich so fest halten, an mir zerren und mir weh tun, dass ich nicht frei kommen kann, mich nicht einmal bewegen kann, nicht rufen kann, auch wenn ich es möchte, nur weinen kann.

Ich bin wie ein gefangener Schmetterling, wenn ich hilflos mit den Flügeln schlage komme ich nicht frei. Die Ketten, die mich halten, sind so schwer, und ich selbst bin so hilflos und schwach. Ich wünsche mir Stärke, wünsche mir stark genug zu sein, um mit dem Leben klar zu kommen und mit mir selbst. Stark genug um die Ketten meiner Ängste, das Gefängnis, das in meinem Kopf, meinen Gedanken existiert, endlich zu verlassen.  Und eine Welt zu sehen, die schön sein kann, in der es schönes gibt, und mich keine Ängste und Zweifel und schlimmen Dinge und Erinnerungen daran hindern, auch Teil davon zu sein. Ich will aus dem Schatten, in dem ich lebe, hinaustreten ins Licht. Und die Sonnenstrahlen auf der Haut spüren, und sehen, sie verbrennen mich nicht.

Ich bin auf der Suche, doch was ich suche, das weis ich nicht. Ich weis nicht, ob ich es jemals wirklich wusste, doch ich habe aufgegeben nach der Antwort zu suchen. Ich bin wie eine ruhelose Wanderin im Nebelmeer, die nichts sehen kann, keinen Weg, keinen Sinn, kein zurück, kein wohin.

Menschliche Wünsche und Träume sind so zahlreich und bedeutungslos wie die Sterne in dunkler Nacht, und dennoch zaubern sie kleine Lichtpunkte in die Finsternis, und erlangen dadurch eine Bedeutung, deren Ausmaß über jede Logik und vom Verstand erfassbare Vernunft hinausgeht.

Mein Leben ist voller Leere, vor mir und hinter mir liegt nur eine leere Winterwüstenwelt. Vielleicht werde ich auch weiterhin verloren sein, aber ich werde dennoch weitergehen, werde versuchen irgendwie von meinen Ängsten frei zu kommen, irgendwie damit leben zu lernen, werde der sanften und zarten Melodie folgen, die in mir erwacht ist, und leise erklingt.

Die Dunkelheit wird vielleicht irgendwann schwächer, sie durchdringen zarte Strahlen von Licht. Auch wenn ich meinen Weg noch nicht sehen kann, so werde ich dennoch weiter voran schreiten, versuchen die Vergangenheit hinter mir zu lassen, die zwar dennoch bei jedem Schritt wie ein Schatten bei mir bleibt, und trotz aller vergangenen und nie verheilten Wunden ein kleines Licht im Herzen tragen, das Hoffnung heißt und mir den Weg durch die Finsternis weist.

getaggt^^

Da ich von jemandem insbesondere getaggt wurde :D, hier zuerst 10 Dinge über mich, dann die Fragen, und meine Antworten:

1O Dinge über mich:

- Ich mag Regen und Gewitter
- Ich höre überall und ständig Musik, sobald ich aus dem Haus gehe. Mein Ipod und ich sind unzertrennlich :D
- Meine Lieblingsblumen sind weisse Lilien
- Ich bin viel zu oft viel zu traurig
- Ich lebe irgendwo zwischen Traumwelten und Wirklichkeit
- Ich sammle alle möglichen Dinge auf, die ich auf der Straße finde und die andere weggeworfen bzw verloren haben (zb Centmünzen, Spielkarten, alte S-Bahnfahrkarten..)
- ich liebe es nachts in den wolkenlosem Himmel zu schauen, und Sterne und Mond hell leuchten zu sehen
- ich hab viel zu viele Gedanken im Kopf, denke ständig viel zu viel nach, und weis gar nicht wohin mit all den Gedanken, die mich noch verrückt machen
- ich mag es auf Bäume zu klettern (was aber nicht bei jedem Baum geht da ich nicht die Kraft habe mich hochzuziehen wenn die Äste zu weit auseinander sind)
- Ich habe eine kleine Schatztruhe aus Holz, mit einem Vorhängeschloss abgesperrt, in der ich mein Geld spare :D
- ich habe kaum Selbstvertrauen, bin klein und dünn und schüchtern und sage nicht viel, und werde daher von den Leuten für jünger und dümmer gehalten als ich bin
- ich stelle grade fest, dass ich nicht zählen kann und ne Antwort mehr geschrieben hab :D


Lieblingskosmetikmarke? 
ka, ich schmink mich eig nich, nur selten mal..

Tag oder Nacht?
Nacht. Ich bin eindeutig ein Kind der Nacht ;)

Lieblingsplatz?
das Meer :) an schönen Tagen, wenn die Sonne untergeht, bei Sturm und Gewitter... Meer ist immer toll :)
Und Lieblingsplatz hier in der Nähe, wo ich wohne, hmm.. der See
und meine allerliebsten Orte sind die, die ich mir ausdenke, und die von denen Bücher und Filme erzählen..

Wie siehst du dich selbst in 2 Jahren?
Gar nicht. So groß meine Fantasie und Vorstellungskraft auch ist, das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Wenn ich es versuche ist da einfach nichts, ein schwarzer Fleck in meinen Gedanken.

Lieblings Musikrichtung?
Metal, Gothic, Mittelalter. :D

Nagelstudio oder selbst machen?
selber^^

Berühmtes Vorbild?
hab keins o.o

Lieblingsessen?
Pfannkuchen. Und Wassermelone xD

Hast du eine Allergie gegen etwas?
joa gegen irgend so ne Pflanze davon krieg ich ausschlag..^^

Zimmerfarbe?
Weis, Lila^^

Einen Traum den du dir im nächsten Jahr erfüllen möchtest?
Weg von Zuhause. Ausziehen und niemals wieder zurückkommen.

Samstag, 11. August 2012

Fehler können niemals richtig sein


Ich weis wirklich nicht was ich falsch mache. Mein größter Fehler ist, dass ich existiere. Anders kann man das gar nicht erklären. Ich habe nichts getan, gar nichts. Ich bin nur in die Küche gegangen, um mir eine Tasse Tee zu machen. Und da war meine Mutter, essen kochend. Und schon ging der Streit los, ohne dass ich überhaupt realisiert habe, was genau heute ihr Problem ist. Ich bin das Problem. Das  bin ich immer.
Sie hat es wieder gesagt, hat die Worte gesagt, die mir so sehr weh tun, die mich direkt ins kaputte Herz treffen.
Du hast die Grenze dessen, was Menschlichkeit ist, schon lang überschritten!

Wer und vor allem was bin ich eigentlich? Was ich in ihren Augen bin, will ich gar nicht genau wissen, vermutlich etwas viel schlimmeres als ich mir vorstellen mag. Aber was bin ich für andere? Sehen andere mich auch als seelenloses Monster, das Freude daran hat andere fertig zu machen? Das denkt nämlich meine Mutter. Das und noch viel mehr. Sie hat es gesagt, neulich als sie sagte dass sie seit so vielen Jahren so große Probleme mit mir haben, und mir dann vorgeworfen hat, dass ich das will, dass ich es genießen würde alle dabei leiden zu sehen.
Ich ertrag das nicht mehr. Wie kann sie so was nur denken, wie kann sie mir so was nur ins Gesicht sagen, mit tausend ungesagten Vorwürfen in der Stimme, so als wäre das alles wirklich wahr.
Was ist wahr und was nicht? Ich weis es selbst nicht mehr. Es ist nicht wahr, was sie sagt. Aber warum sagt sie es dann? Hat sie Freude daran mich fertig zu machen?
Sie hat mir auch schon vorgeworfen, dass ich nur Aufmerksamkeit haben möchte. Das ist doch Unsinn, die einzige Aufmerksamkeit die ich jemals hier zuhause bekommen habe, ist negative Aufmerksamkeit. Ansonsten bin ich unsichtbar, bin Teil des Hausinventars, bin eben einfach nur da. Mehr nicht. Und all diese Streits und all das negative, das würde doch niemand wollen! Wie kann sie nur so fern jeder Realität sein und das behaupten?  So als würde ich es toll finden, dass ich immer weiter kaputt gehe, immer weiter kaputt gemacht werde. Das ist doch Unsinn. Das findet niemand toll, es ist ein Weg durch die Hölle.

Das einzige was ich mir wünsche, was ich mir wirklich mit jeder Faser meines Herzens wünsche, ist dass jemand für mich da ist, mich jemand in den Arm nimmt und tröstet und festhält während ich weine. Dass jemand mir Wärme gibt. Wärme, die ich selbst nicht kenne, die in meinem eigenen Leben fehlt.

Mich macht das alles so krank. Ich kann die Tränen nicht zurückhalten, jetzt nicht, wo ich allein bin. Solange ich bei ihr in der Küche stand, habe ich einfach nichts mehr gesagt, bin einfach nur gegangen. Sie ist so blind, sie sieht nicht wie weh sie mir tut, sie will es nicht sehen.
Am liebsten hätte ich ihr meine Meinung gesagt, dass sie selbst keine Ahnung von Menschlichkeit hat, dass sie mir weh tut, usw.. Aber ich hab es gelassen. Weil es erstens nichts gebracht hätte, das hab ich schon so oft versucht. Und zweitens hab ich mich dazu einfach nicht in der Lage gefühlt, nach einer Nacht fast ohne Schlaf und voller schlimmer Träume, und einem Körper der heute verdammt schwach ist, alles viel zu anstrengend, keine Energie. Und drittens hätte ich im Streit viel zu viel von mir preisgeben, und das nacher bereut, so wie immer bisher. All die Worte und Gefühle und Erinnerungen, die ich sonst so tief in mir verschließe und niemals, vor allem nicht ihr, offenbaren würde, sind im Streit irgendwie mehr an der Oberfläche. Ich will davon nichts sagen, aber es passiert oft einfach so ohne nachzudenken, während man streitet. Und Worte, die raus sind, können gegen einen verwendet werden. Und das werden sie immer. Man kann sich jede Wahrheit zurechtbiegen wie man sie gerade braucht, und meine Mutter ist Meister darin.
Ich hab keine Chance. Mir glaubt keiner. Ich bin nur irgendwer. Nein, ich bin weniger als irgendwer. Im Grunde bin ich niemand.

Ich fühle mich einfach nur elend und mies. Kaum hat der Tag angefangen, und das sowieso schon mal als mieser Tag, schon ist der Tag durch ihre Worte eben komplett im Eimer. Mir ist eiskalt, kälter als vorhin, ich zittere total. Und mir ist schlecht, so schlecht dass ich das Gefühl habe ich muss mich gleich übergeben.

Ich wünsch mir, dass es regnet statt Sonnenschein. Ich will mich in den Regen stellen, der zwar kalt ist und weh tut auf der Haut, aber vermutlich gerade deswegen. Ich will dass der Regen sich mit den Tränen auf meinem Gesicht mischt, dann fühlt es sich vielleicht besser an, und nicht so als ob ich weine.

Donnerstag, 9. August 2012

Wohin der Wind die Wolken treibt

Meine Tage vergehen in Sinnlosigkeit. Wohin auch immer der Wind die Wolken treibt, ich weis es nicht und werde diese Orte auch niemals sehen. So kommt es mir vor, als wäre ich dazu verdammt, immerzu aus diesem Fenster zu starren, immer auf diese Straße und diese Bäume, die Felder und die fernen Berge am Horizont. Als würde ich niemals von hier loskommen. Doch es ist nur das Seufzen eines Mädchens, das sich mit dem Wispern des Windes mischt, während sie traumverloren in die Ferne sieht. Dieses Mädchen bin ich, das Mädchen das nicht in der Gegenwart lebt und deren Zeit stillzustehen scheint, während sie dennoch langsam vergeht, wie Blütenblätter sie sanft vom Wind getragen zur Erde schweben.
Und die Gedanken, dieses Mädchens, das ich bin, schweifen immer und immer wieder durch Traumwelten und alptraumhaften Erinnerungen. Die Wünsche des Mädchens sind Seifenblasen, die sie schon vor langer Zeit hoch in den Himmel geschickt hat, und noch immer darauf wartet, dass sie dort ankommen, während immer mehr und mehr davon sich einfach in nichts auflösen.
Ein Lächeln aus Glas in ihrem Gesicht, so zerbrechlich und traurig, einige Menschen so stark vermissend. Und alles was sie tut, ist warten. Doch worauf? Darauf kennt sie selbst keine Antwort. Es ist warten, unbewusstes warten, und hoffen. Doch worauf? Dass das Leben endlich beginnt? Oder dass es endet? Oder dass verlorene Dinge zurückkehren? Oder einfach darauf, dass die Zeit vergeht, sinnlose Tage und Nächte voller Angst, vorübergehen? Warten. Doch es gibt einfach keine Antwort auf die Frage "Worauf?".
Wohin der Wind die Wolken treibt, will ich gehen und will ich stehen und sehen, will fliegen können. Allem davonfliegen. Doch das geht nicht, das meiste wovor ich fliehen will, ist in meinem Kopf, meinen Gedanken, meinen Erinnerungen, ist mein dunkler Schatten, der mir folgt wohin ich auch gehe. Ich kann davor nicht wegrennen.
Wenn ich mein Leben betrachte, dann fühlt es sich an, als würde ich an einer Klippe stehen, und kann nicht vor und nicht zurück. Und ich glaube, der einzige Weg mich von dort weg zu bewegen wäre einen Schritt nach vorne zu machen. Ins nichts. Dann würde ich fallen, tiefer und tiefer, tiefer als bisher, und könnte nur hoffen, dass mir auf dem Weg nach unten rechtzeitig Flügel wachsen.
Entweder es klappt oder es klappt nicht. Leben oder Tod. Das sind doch im Gunde die einzigen beiden Wahlmöglichkeiten. Und mit leben, hat das was ich habe, nicht wirklich was zu tun. Also einfach springen, einfach versuchen, einfach hoffen dass es besser und anders wird. Und wenn es nicht funktioniert, dann habe ich es wenigstens versucht.
Das ist es, was ich denke. Ich werde es versuchen. Bald. Ich weis noch nicht genau wann, aber bald.
Ein blasses, dünnes Mädchen am Fenster, das sehnsüchtig hinausstarrt, in eine Welt die sie nicht kennt, und traurig hinausstarrt, in eine Welt die sie kennt, aber nicht mag weil es dort für sie nur Traurigkeit und Schmerz gibt. Auch wenn es Sommer ist, spiegelt sich in ihren Augen der langsam fallende Schnee in ihrer Winterwelt.
Der Mond verändert sich, wenn er Nacht für Nacht über den dunklen Sternenhimmel zieht. Der Mond, der mir so ähnlich ist. Und die Wolken, die in meiner Vorstellung der Ort sind, an den die Träume steigen, wenn sie den Himmel erreichen.

(Heute Nachmittag fotografiert mit meiner Handycam)

Mittwoch, 8. August 2012

Intelligenz.

Ich habe zwei Blogawards erhalten, von Thinking-off_ und von Vanessa. Vielen lieben Dank dafür. :)


*** 

Heute. Ein Tag, der so unscheinbar anfing. Ein typischer Ferientag, den ganzen Vormittag im Bett liegen, nachdem ich wieder so gut wie nicht schlafen konnte in der Nacht. Zitternd, frierend, weil das Fenster noch offen steht das ich in der Nacht nach dem Lüften vergessen habe wieder zu schließen. ein Geräusch weckt mich aus meinem Halbschlaf, seltsame wirre Träume, ganze Labyrinthe und Welten durch die ich in meinem Kopf geistere, doch sie alle sind dunkel und voller Erinnerungsfetzen und Gedankenstücke, an die ich mich nicht erinnern will. Irgendwann quäle ich mich aus dem Bett, mit dem Gedanken dass ich ja nicht den ganzen Tag dort verbringen kann, auch wenn ich das gerne würde. Wenn ich schlafen könnte würde ich am liebsten mein Leben verschlafen. Wochen und Jahre schlafen und nie mehr aufwachen. Nur leider kann ich nicht wirklich schlafen und habe auch irgendwie Angst vor den Träumen, Angst vor dem, was zum Vorschein kommt wenn ich träume. Schlafen ist für mich nicht erholsam. Ich fühle mich so müde, kaputt und schwach wenn ich aufwache wie zu dem Moment in dem ich mich hingelegt habe. Das ist nicht normal, ich weis. Aber ich kenn es schon gar nicht mehr anders..

Die Tage ziehen in Sinnlosigkeit vorbei, ertrinken darin, als wäre die Unendlichkeit ein Meer aus Dunkelheit und Zeit. Aufstehen. Wofür? Sonnenaufgang, Sonnenuntergang. Ist da wirklich etwas dazwischen? Es kommt mir nicht mehr so vor. In der Küche bin ich meiner Mutter begegnet. Wir hatten ein Gespräch. Ja, ein wirkliches Gespräch, keinen Streit, zumindest zunächst nicht. Wir haben miteinander geredet, bzw. sie hat auf mich eingeredet. Zunächst ging es allgemein um mich und wie schlimm ich doch bin (das selbe Thema wie immer halt^^) und um früher, um Vorwürfe die mir gemacht wurden, Dinge die sie mir ins Gesicht gesagt hat, die einfach nicht wahr sind, sie aber für Wahrheiten hält, und einfach nicht zuhören, nicht verstehen will wenn ich etwas sage. Die ganz normalen Themen eben. Wie immer. Es ging auch wieder um die Zukunft, die sie sich für mich scheinbar schon komplett ausgedacht hat. Doch ich will das nicht, will nicht mein Leben nach ihren Vorstellungen leben. Ich hab genug davon eine Marionette zu sein, an deren Fäden zu viele Leute gleichzeitig zu stark in viel zu viele verschiedene Richtungen ziehen. 
Aber es kam nicht wirklich zum Streit, denn kurz bevor es dazu kam hat sie etwas gesagt, dass sie zuvor noch nie gesagt hat. Dass ich aus meiner Zukunft etwas machen muss, weil ich überdurchschnittlich intelligent bin. Ich erstmal: hä? Wahrscheinlich mit einem Gesicht voller Fragezeichen, weil mir ja sonst so oft vorgeworfen wird wie dumm ich bin. 
Und dann fängt sie an zu erzählen. Von ganz früher. Als ich klein war, und die Ärzte gemerkt haben dass ich irgendwie anders bin, dass ich für mein Alter verhältnismäßig teilweise echt extrem intelligent bin, und die das teilweise sogar verwundert hat. Dass die Lehrerin in der Grundschule (Grundschulzeit war die Hölle für mich), so 2. oder 3. Klasse, zu meinen Eltern gesagt hat sie sollen doch mal einen Intelligenztest an mir machen machen lassen. Weil ich so extrem anders bin, klug bin, usw...
Und ich saß da, starr meine Mutter nur an, und die einzige Frage in meinem Kopf in diesem Moment, als sie mir das erzählt: WARUM hat sie mir das zuvor nie erzählt? WARUM weis ich davon nichts? WARUM erzählt sie es mir jetzt, so viele Jahre später, wo es sowieso nichts mehr ändern würde?
Das hat mich so durcheinander gebracht, das zu hören. Ich halte mich selbst nicht für intelligent, im Gegenteil. Ich bin manchmal so verdammt dumm, das ist nicht mehr schön. Für die einfachsten Dinge zu dumm, irgendwie. Aber irgendwie hat das in mir etwas ausgelöst, das jetzt von ihr zu hören. So viele Jahre später, es nebenbei erwähnt während sie mir Vorwürfe macht und am Spülbecken steht und mit einem nassen Tuch eine Pfanne sauber wischt. 
Ich hab nur eine einzige Frage raus bekommen: WARUM hast du den Test nicht machen lassen?
Die einzige Antwort, die ich bekommen habe, was ein Schulterzucken. Aber ich hab nicht nachgelassen, hab so lange nachgebohrt bis ich eine Antwort bekommen hatte. Die nicht sonderlich hilfreich war: "Weil wir dachten dass es nötig ist. Dass du klug bist war uns ja auch ohne Test klar. Also wofür?"
In dem Moment hätte ich am liebsten meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Das ist der Grund? DAS? Ich weis nicht, vielleicht reagier ich da gerade ein bisschen über, weil das ganze eben erst passiert ist, aber in meinem Kopf ist ein Wirrwarr den ich gerade einfach nicht ordnen kann. Wenn das stimmt, wenn das wirklich rausgekommen wäre bei dem Test ( und mir ist durchaus bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit dafür gar nicht so hoch ist, dass es vermutlich sowieso nicht rausgekommen wäre, was ich aber nun niemals erfahren werde, was wirklich rausgekommen wäre), dann hätte das so viel verändert. Hätte meine Vergangenheit verändert, mein Leben. Ob zum besseren weis ich nicht, eine Garantie dafür gibts ja nicht, aber es hätte definitiv etwas geändert, und so schlimm wie es jetzt ist, ist mein Leben ja wirklich nichts tolles. Es hätte besser laufen können, defintiv. Viel besser. Meine Vergangenheit hätte sich komplett anders gestalten können, meine Entwicklung wäre anders gewesen. Das vor allem. Und darauf kommt es an, so wie ich jetzt bin, bin ich nämlich irgendwo in der Vergangenheit hängen geblieben, irgendwo zwischen Gegenwart und Vergangenheit, in einem Niemandsland verlorener Träume und verlorener Zeit, verlorenen Lebens. 
Ich weis, dass diese "Was wäre wenn"- Fragen zu gar nichts führen. Ich werde nie wissen, was anders gewesen wäre. Aber ich wäre vielleicht auf eine andere Schule gekommen, hätte die Chance gehabt da richtig zu leben, neu anzufangen, denn die Grundschulzeit war wirklich die Hölle. Aber so viel besser war es vorher oder nacher auch nicht. 
Versteht das jetzt nicht falsch. Intelligenz ist mir nicht wichtig. Ich halte mich nicht für intelligent und weis auch dass ich es nicht wirklich bin. Nicht in Bereichen die einem etwas nützen. Aber auch wenn die ganze Sache jetzt im Nachhinein natürlich rein gar nichts mehr ändert, so würde es doch einiges erklären, es zu wissen. Warum ich bin, wie ich bin. All die vielen Gedanken, die ich früher schon hatte, und die mir damals so sehr Angst gemacht haben. Dass ich Dinge verstanden habe, die die meisten anderen und andere Kinder in meinem Alter schon gar nicht, nicht verstanden habe. Mir hat das Angst gemacht und ich konnte mit niemandem darüber reden. Und das wäre eine Erklärung dafür, zumindest teilweise, irgendwie. Warum ich schon immer so..anders..war. Aber ich bin dumm, so dumm, denn ich hab mich selbst dafür gehasst. Dass ich es nicht geschafft habe so zu sein wie alle, auch wenn ich es versucht habe. Da sind so viele Momente, so viele teilweise kleine Momente, nur Funken in meiner Erinnerung, die irgendwo im Dunkeln treiben, und wofür das nun mal wirklich eine Erklärung war. Und warum ich früher immer alles selbst machen musste, mir immer gesagt wurde, dass ich es selbst kann, ich deswegen angeschrien wurde, weil ich ein Kind sein wollte wie alle, wie mein Bruder, dem die Eltern helfen und Dinge tun. Doch ich war kein Kind, war sogesehen irgendwie schon erwachsen, weil ich es selbst tun musste. Während mein Bruder wie ein Kind behandelt wurde und ich so neidisch auf ihn war, mein halbes Leben lang neidisch auf ihn war, so intensiv und extrem wie auf niemanden anders in meinem Leben. Und ich hab mich selbst gehasst, weil ich alles selbst machen musste und so dumm war die anderen merken zu lassen dass ich es kann. Im Nachhinein blöd stellen bringt nichts mehr. Ich hab es versucht. Ich hab mir gewünscht nichts selbst zu können. Von meinen Eltern auch mal ins Bett getragen und zugedeckt zu werden, wie sie es bei meinem Bruder gemacht haben, und da dann eine Geschichte vorgelesen zu bekommen. Aber ich konnte ja schon viel zu gut selber lesen, richtige Bücher schon.. und den Unterschied, zwischen vorgelesen bekommen, was irgendwie jedes Kind bekommt wenn es klein ist außer mir, und selber lesen haben meine Eltern nie verstanden. Es geht nicht um die Geschichte. Es geht um Wärme, um Zuneigung, darum dass sich jemand um einen kümmert, dass man jemandem wichtig ist, dass jemand lieb zu einem ist, einen bemerkt und wahrnimmt und gern hat, das jemand da ist und auf einen aufpasst, und man seine Zeit mit einander verbringt..das ist Familie, zumindest die Vorstellung die ich von Familie hab... denn ich selbst kenne es nicht. Ich weis nicht, was Familie ist. Was das Wort wirklich bedeutet. Denn ich habe keine Familie, nur auf dem Papier habe ich eine, nicht in der Realität...
Es geht mir nur darum, dass ich verstehen möchte. Mich, mein Leben, alles. Es geht mir nicht darum, dass ich unbedingt intelligent sein will. Das ist mir nämlich egal. Und ob man nun eine Bescheinigung darüber hat, ob man klug ist oder nicht, und wie klug man ist, ist mir auch egal. Ich finde nicht, dass sich Intelligenz wirklich messen lässt. Ich finde auch nicht, dass Noten in der Schule etwas darüber aussagen ob man nun klug ist oder nicht. Alles was ich möchte ist verstehen. Ich möchte das Puzzle zusammensetzen aus dem mein Leben besteht. Möchte zumindest einige der Teile an ihren richtigen Platz einfügen und somit etwas mehr verstehen können. Warum ich bin wie ich bin. Es ist nicht allein eine schwierige und nicht schöne Vergangenheit, die einen zu dem macht, was man ist. Es ist auch nicht nur die Gesellschaft, die Umgebung, das Umfeld, das uns zu dem macht, was wir sind. Da ist noch ein Teil mehr, etwas das in unseren Köpfen steckt, von Anfang an. Und genau dieser Teil ist am schwierigsten zu verstehen. Wenn man von Anfang an schon anders war, als die schlimmen Dinge gerade erst anfingen zu passieren, dann ist das irgendwie eine riesige, schwarze Lücke im Puzzle, ein wichtiger Teil, der uns einfach fehlt, um das Ganze überhaupt verstehen zu können.
Ich will gar nicht intelligent sein. Denn irgendwie macht es mir Angst, vor allem weil ich eben so dumm bin. In vielen Situationen so dumm, dass ich im Nachhinein einfach nur resigniert den Kopf darüber schütteln kann. Viele Menschen halten mich für dumm, vor allem viele die mich kaum kennen bzw die ich zum ersten Mal sehe. Ich gebe einfach nichts von mir preis, irgendwie. Ich bin still und schüchtern und klein und sehe aus wie ein jahre jüngeres Kind. Manchmal gefällt es mir, dass die Menschen einen vollkommen falschen Eindruck von mir bekommen. Manchmal gefällt es mir gar nicht, dass sie mich nicht ernst nehmen. Das variiert von Situation zu Situation, und das ist so teil meiner Identität geworden, dass ich selbst nicht mehr weis, was davon eigentlich stimmt oder nicht stimmt.
Ich verstehe wirklich nicht, warum meine Mutter das nicht hat testen lassen. Warum sie es gar nicht wissen wollte. Weil ich ihr so egal bin? Weil ich eben einfach nur da bin, so wie das Inventar des Hauses, ich gehör dazu weil ich einfach nur da bin, aber mehr bin ich nicht. Ich war nie gut genug für irgendwas. Ich war nie gut genug, dass man sich näher mit mir beschäftigt und realisiert, dass man ein Kind hat. Im Grunde bin ich ein sprechendes Möbelstück, so hab ich mich früher so oft gefühlt, als ich klein war. Und im Schrank saß wenn ich Angst hatte. Aber die Angst ist so tief in mir, so teil von mir, dass ich mich davor weder verstecken noch weglaufen noch sie verdrängen kann. Ich habe so viele Jahre gebraucht um das zu erkennen. Noch ein Zeichen dafür, dass ich absolut dumm bin. 

Alles was ich jetzt gerade bin ist: verwirrt und müde. Ich weis nicht, was ich denken soll, die Gedanken fahren in meinem Kopf Achterbahn, und ich kann sie nicht abschalten. In mir laufen unzählige "Was-wäre-wenn" Szenarien ab, wie mein Leben vielleicht hätte besser verlaufen können, während ich zugleich weis dass es absolut sinnlos ist darüber überhaupt nachzudenken. Es bringt nun mal einfach nichts. Es bringt absolut nichts. Und ich denke mal ich bewerte das grad über, vielleicht ist es einfach nur wirklich Unsinn. Und ich schreib gerade einen halben Roman über diesen Unsinn, weil meine Gedanken gerade darum kreisen und ich einfach nicht weis was ich denken, wie ich meine Gedanken ordnen soll. Unsinn, der sowieso niemanden interessiert, tut mir Leid, dass mein Gehirn gerade nichts sinnvolles zustande bringt.
Ich weis es nicht, weil ich gar nichts mehr weis. Ich will einfach nur schlafen. Ich will schlafen und nicht mehr aufwachen müssen. 

Freitag, 3. August 2012

Hoffnung und Verzweiflung


Komm, nimm mich an der Hand, halt mich fest, beschütz mein Licht, denn ich selbst, ich kann es nicht. Halt mich fest und fang mich auf. Kannst du die Traurigkeit in meinen Augen und die Tränen unter dem zerbrechlichen kleinen Lächeln sehen? Jeder sieht nur, was er sehen will. Meine Maske ist nicht gut genug um jemanden wirklich zu täuschen, nur den der getäuscht werden will. Zu viele Risse in meiner Maske, kaputte Seele, ein Scherbenmeer mein Herz. Wer bin ich?  Ein Mädchen, verloren. Ein Mädchen das Dunkelheit ist und totes Licht.


Mittwoch, 1. August 2012

eine Achterbahnfahrt in der Hölle

Ein Gespräch. Ein Streit. Ein Theaterstück, in dem die Personen aneinander vorbeireden, doch da es Realität ist, ist es statt lustig einfach nur traurig. Ein Tag in meinem Leben. Vorwürfe und böse Worte, die auf mich einprasseln wie Regen. Nur leider hat dafür noch niemand einen Regenschirm erfunden.

Auszüge aus einem Streit heute:

"Weisst du eigentlich, was du mir damit antust, wenn du so bist? Was glaubst du denn, warum ich immer kranker werde? Das ist alles nur deinetwegen!"

"Schau dich doch an, wie krank du bist! Du siehst aus wie eine wandelnde Leiche. Aber das gefällt dir, was? Es gefällt dir, dass es allen anderen weh tut dich anzusehen. Du willst anderen Menschen weh tun. Das bereitet dir Freude. Du hast kein Herz und keinerlei Mitleid. Vielleicht mit einem Schmetterling, aber nicht mit Menschen. Du hast keinerlei Menschlichkeit!"

"Siehst du denn gar nicht, dass es mir immer schlechter geht? Du machst mich psychisch krank, und dadurch werde ich nur immer und immer noch weiter krank!"
"Nein, du mich. Wie es mir geht interessiert dich ja nicht, hat dich nie interressiert, dir gehts nur um dich!"
"Das stimmt doch gar nicht, wie es dir geht interessiert mich seit sechs Jahren, seit es eskaliert ist und wir so schlimme Probleme mit dir haben!"
"Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich bin älter als sechs!"
"Ich meinte, dass ich doch seit sechs Jahren sehe dass du ein Problem hast."
"Du verstehst es echt nicht, oder? Und ich habe schon viel viel länger Probleme. Du verstehst gar nichts, du hast ein Problem!"
"Ja, du bist mein Problem!"

"Du bist nicht fähig, das Leben zu meistern. Dinge zu erledigen, die man nun mal erledigen muss. Du kannst nicht mit anderen Menschen umgehen, du hast keinerlei Selbstbewusstsein!"
"Das ist aber vor allem deine Schuld, dass ich es nicht habe..."
"Das ist eine Lüge, wie kannst du nur so etwas herzloses sagen?"
"Weil es die Wahrheit ist!"
"Alles was du kannst ist die Wahrheit verdrehen und lügen!"

So geht das immer und immer weiter. Und das taucht bei jedem Streit wieder auf. Wie ein altes Band, das sich immer und immer wieder von vorne abspult. Natürlich sagt sie noch mehr, viel mehr. Schlimmere Dinge. Ich will niemanden mit meinem dauernden Streit und Problemen zu hause langweilen, doch ich fühle mich damit langsam immer und immer mehr überfordert. Ihre Worte machen mich krank, tun mir weh, wie Pfeile die sie mir direkt ins Herz schießt. Jahre lang. So viele Jahre. Nur streiten, sobald ich ihr über den Weg laufe. Sonst bitterböse Blicke und eisiges Schweigen, dass man sich direkt wundert warum die Fenster nicht beschlagen.
Zweifel und Selbstzweifel, die mich quälen und in den Wahnsinn treiben. Bin ich schuld? Bin ich es nicht, da ich es einfach nicht sein kann? Oder hoffe ich einfach nur, dass ich es nicht bin, weil ich es nicht ertragen könnte und endgültig daran zerbrechen würde? Angst. So große Angst, dass mit das atmen schwer fällt. Das Gefühl zu versagen, nichts wert zu sein, niemals gut genug sein zu können. Die Bestätigung, dass ich das bin, wofür sie mich immer schon gehalten hat: ein Fehler.
Wenn ich nachts in der Dunkelheit sitze, mit leeren nass geweinten Augen in das beinahe dunkel des Zimmers starre, ohne wirklich etwas zu sehen, stundenlang einfach ins nichts starre, in mir selbst verloren. Leere Augen, tote Augen. Leeres Mädchen. Totes Mädchen, innerlich tot.
Wenn mein Köper zu sehr weh tut, um ihn noch wirklich bewegen zu können. Wenn ich meine Finger in mein Kissen kralle und weine und weine, bis ich nicht mehr weinen kann, dann wünsche ich mir, dass jemand da ist, der mich in den Arm nimmt und festhält, der für mich da ist wenn es mir so schlecht geht, der mich nicht alleine lässt. (Wo bist du? Du fehlst mir..)
Ich hab das Gefühl ich verliere immer und immer mehr von mir selbst. Als würde ich in diesen Streits irgendwie untergehen, irgendwie immer und immer weniger werden. Ich gehe nur noch mehr kaputt. Vielleicht könnte man es auf Dauer irgendwie aushalten, wenn es das einzigste Problem wäre. Aber es ist nur eines von so vielen. Ich weis nicht, ob es möglich ist, all die Jahre leben zu müssen wie ich ohne daran psychisch kaputt zu gehen. Es war nicht möglich, nicht für mich.
Mein Leben ist wie eine Achterbahnfahrt in der Hölle. Es geht bergab, immer und immer weiter, rasend schnell. Und manchmal gibt es ein paar schönere Momente, Tage ohne Tränen und mit etwas anderem gefüllt als nur Angst und Traurigkeit und Verzweiflung. Aber es hört niemals auf. Viel zu schnell geht es wieder nach unten, immer und immer weiter nach unten. Höllenfeuer ist heiß. Und manchmal auch eiskalt.



Leser ♥