Dienstag, 21. August 2012

Verloren im Wind

Nach einem furchtbar heißen Tag in meinem Zimmer sitzend, lustlos und immer noch schwach auf den Beinen, in einem Buch lesend, aber die Wörter und Sätze sich zu keinerlei Sinn vereinigend, immer und immer wieder die selbe Stelle lesen, bis es mir irgendwann auffällt, dass es vergebliche Müh ist und ich heute ja doch nichts mehr begreife. Dann, kurz darauf, kommt plötzlich starker Wind auf, Sturm fast. Ich schalte das Licht aus, gehe zum Fenster und mache es auf. Der Wind weht mir entgegen, durch meine Haare, und ich sehe hinaus. Die Umrisse der Bäume, die in der Dunkelheit schemenhaft zu erahnen sind, die Äste die hin und her geschüttelt werden. Ich stehe am offenen Fenster, nur in einem Sommerkleid, und sehe hinaus. Es dauert nicht lang und schon erhellt der erste Blitz für ein paar Sekunden die Nacht. Ich weis nicht warum, aber Gewitter faszinieren mich. Sehr.
Ich hatte plötzlich sehr seltsame Gedanken. Dass der Wind mich einfach forttragen würde, wenn ich mich nach draußen fallen lasse, dass er mich auffangen würde und ich fliegen könnte ohne selbst zu fliegen. Denn selbst fliegen kann ich nicht. Dass ich zum Fenster hinausschweben könnte und meinen Körper und mein ganzes Leben einfach so zurücklassen könnte und nicht mehr ich sein müsse, sondern jemand anders sein könnte, falls der Wind mich irgendwo hinbringt, ich irgendwo ankomme. Wenn nicht, dann dauert die Reise ewig und endet nie, ich bin nicht mehr als ein Geist, auf der Suche nach etwas was ich nicht erreichen kann, und für das ich alles zurückgelassen habe, weil es nicht wert war dafür zu bleiben. Verloren im Wind. Formlos und flüchtig, nicht greifbar, nur ein Schatten, ein Geist.
Ich weis nicht, woher diese Gedanken und Stimmen plötzlich kamen, vielleicht Hallus wegen zu viel Schlafmangel, oder weil mein Kreislauf heute vollkommen im Eimer ist, keine Ahnung. Ich hatte irgendwie das Gefühl eine leise Stimme zu hören, von draußen, fast übertönt vom Wind, nicht zu verstehen. Aber da war niemand, ganz sicher nicht. Niemand, der echt ist.
Die Regentropfen rissen mich aus meinen Gedanken. Kalt fühlen sie sich an auf meiner Haut, wie kleine Nadelstiche. Als es richtig zu schütten anfängt, machte ich das Fenster zu.
Ich weis nicht, woher solch seltsame Gedanken kommen, und wohin sie gehen, wenn sie wieder aus meinem Kopf verschwinden. Lösen sie sich einfach in Luft auf, oder schweben sie aus mir heraus, um sich in anderer Leute Köpfe zu pflanzen? Irgendwie hatte ich früher einen seltsamen Gedanken, wenn ich einen Blitz am Himmel gesehen habe, und der Gedanke fällt mir gerade wieder ein: Für einen kurzen Moment wird der Himmel in zwei Teile gespalten, zerfällt irgendwie, aber eigentlich will er die Erde teilen, nur das schafft er nie. Keine Ahnung, wie ich auf so was komme. Bin ich irgendwie verrückt, oder bin ich dabei es zu werden? Der Gedanke beunruhigt mich.

1 Kommentar:

  1. Hey :)

    Danke, dass du meinen Blog besucht hast und danke für deinen netten Kommentar.<3

    Deine Texte und dein Schreibstil sind echt toll. c:

    xoxo Livey

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