Mittwoch, 15. August 2012

Es geht mir nicht gut.

Wem versuche ich eigentlich etwas vorzumachen? Den anderen, als ich heute in die Küche kam und ein Lächeln aufsetzte. Dass meine Augen noch immer rot vom stundenlangen Weinen waren, hat natürlich keiner gemerkt. Nein, es wurde nur wieder rum gemeckert. Oder versuche ich nur, mich selbst zu belügen, einfach alles verdrängen, verdrängen, einfach weitermachen, einfach weiteratmen. Einfach nur ein neuer, steiler Berg auf meinem Weg durch die Hölle, einfach raufklettern, sich anstrengen und abmühen, abquälen und zerkratzt und zerschunden oben ankommen, nur um dann doch wieder runterzufallen.

So ist es doch immer. Kaum geht es mir zwei, drei Tage lang besser, kaum sehe ich ein Stück Hoffnung wie einen kleinen Kristall leuchten, schon denkt sich das Leben oder Schicksal oder whatever: Nein das geht so nicht das darf nicht sein, und schlägt mir erst recht eine rein bis ich wieder am Boden liege.

Gestern Abend habe ich nur geweint, fühlte mich allein gelassen, im Stick gelassen, von einem für mich sehr wichtigen Menschen, und habe erkannt dass ich ihm niemals in dem Maße wichtig war wie er mir. Mein Traum von Freundschaft, davon dass etwas besseres existiert in dieser Welt, als nur diese Scheisse in der ich stecke und langsam Stück für Stück ertrinke, hat sich einfach in Luft aufgelöst. Mir wurde mehr oder weniger gesagt, dass ich nicht wert bin. Eine ganze Welt, die einfach so in tausend Splitter zerbricht. Klingt vielleicht nicht so extrem, aber für mich ist es das. Weil ich sonst nichts habe. Weil ich viel zu traurig und kaputt bin und etwas brauche, an das ich glauben, mich festhalten kann. Und plötzlich stehe ich wieder vor dem Nichts. Das Licht, das einen in der Dunkelheit wärmen kam, ist wieder verschwunden. Und daher ist sie dunkler als zuvor, dunkler und kälter, weil man die Dunkelheit und Kälte nun viel extremer wahrnimmt.

Ich konnte nicht, konnte nicht mehr. Konnte das einfach nicht ertragen. Ich habe geweint, stundenlang, fast die ganze Nacht. Zusammengekauert in der Dunkelheit, die Arme um meinen zitternden Körper geschlungen, weinend bis keine Tränen mehr übrig waren. Der Schmerz, der sich anfühlt als würde er mich innerlich zerreissen. Angst, dass es das wirklich war, dass es vorbei ist, mein Traum von Freundschaft ausgeträumt. Angst, alles zu verlieren, obwohl ich nichts habe. Denn man kann weniger haben als nichts. Das Gefühl des allein gelassen werdens, als wäre ich einfach nur ein altes Spielzeug, das keiner mehr haben will, das kaputt ist, und das man wegwirft. Als wäre ich gar nichts wert, als wäre ich kein Mensch, der Gedanken und Gefühle hat, und Hoffnungen und Wünsche. Ich versteh warum mich keiner haben will. Warum mich keiner mögen kann, so wie ich bin. Ich bin es einfach nicht wert. Ich habe mir gewünscht, einfach tot zu sein. Einfach nur zu sterben, einzuschlafen und nie wieder aufwachen zu müssen.

Während die Stunden vergehen, in meinem Kopf zugleich absolute Leere und viel zu viele Gedanken. In meinen Augen nur Dunkelheit, in meinen Gedanken kein Licht.
Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen, so in den frühen Morgenstunden. Unruhige Träume, Alpträume, Angst. Aufwachen, sich langsam aus dem Gedankentraummatsch im eigenen Kopf zurück in die Wirklichkeit quälen. Versuchen aufzustehen, aber es geht nicht. Langsam und vorsichtig. Ein Blick in den Spiegel. Ich sehe verheult aus und krank. Ich widere mich selbst an. Schnellwegschauen. Mir ist kalt, eiskalt. Und ich habe Fieber. Bin übermüdet, alles tut weh. Augen, Arme, Beine. Nach dem Aufstehen auch Atmen. Schwindel, Schwäche. Und Kopfschmerzen, rasende Kopfschmerzen, vermutlich vom zu vielen Weinen.

„Alles okay?“
„Klar, mir geht’s gut.“ Lächeln. Auch wenn es anstrengend ist, Lächeln. Auch wenn es anstrengend ist und trotzdem niemal ganz echt wirkt, einfach Lächeln. Maske auf, Maskenmädchen. Lügenmädchen.
Lügnerin. Lügnerin.
Gar nichts ist okay. Meine Welt ist in tausend Scherben explodiert. Meine Welt die sowieso schon dunkel und kaputt ist. Ich bin allein, und erkenne dass ich es immer war und immer sein werde. Für mich gibt es wohl sowas wie Freundschaft nicht. Mich nimmt niemand in den Arm und tröstet mich wenn ich weine. Ich bin ein verlorenes Kind, eines das an einer Klippe steht und nicht weis, ob sie springen soll oder nicht. Und wenn sie noch lange zögert, wird sie sowieso fallen, wird ausrutschen, gestoßen werden oder einfach nicht mehr genug Kraft haben dort zu stehen. Ich kann nicht anders als zu weinen und weinen, und mich dabei selbst erbärmlich finden. Ich komme mit dem Leben nicht klar, komme mit gar nichts klar, und wünsche mir einfach jemanden der mich an die Hand nimmt und aus der Dunkelheit zieht. Ich bin eine Gefangene in meinem eigenen Kopf, bin ein Mädchen, das nicht ganz tot ist aber auch nicht lebendig.

Aber das würde ich niemals sagen, stattdessen einfach nur Lächeln und lügen. Alles okay. Mir geht’s gut. Alles okay. Ich belüge andere, ich belüge mich selbst. Ich bin ein Engel, der seine Flügel verlor, und falle. Falle tiefer und tiefer, und komme noch immer nicht unten an.

1 Kommentar:

  1. Danke für deine lieben Worte :)
    Ich hasse sie auch, weshalb auch immer aber dieses Jahr ist es nicht so schlimm wie die Jahren zuvor, da weit & breit keine verwante in Sicht sind. Juhu! :D
    Dankeschön! Werde ich machen, hahah :)
    lg<3

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