Samstag, 28. Juli 2012

Sommerzeit

Es ist viel zu heiß. Ich mag dieses Wetter nicht. Kreislaufprobleme, schlimmer als sonst. Also nur zuhause rum sitzen, im Bett liegen, nichts tun und vom nichts tun so erschöpft sein, dass ich beinahe das Bewusstsein verliere. Keine Motivation, keine Energie, für gar nichts.
Ich wünsche mir dass der Sommer vorbei geht. Aber wünsche ich mir wirklich, dass es Winter wird? Nein, ich glaube nicht. Ich wünsche mir gar nichts. Außer, dass es anders sein soll als es ist. Aber wie, weis ich nicht. Ich habe irgendwie meine Wünsche verloren, beziehungsweise sie haben sich alle in Illusionen aufgelöst und sind verschwunden wie Seifenblasen, die zunächst in allen Regenbogenfarben schillernd in die Lüfte zu den Wolken steigen, dann jedoch ohne Vorwarnung einfach zerplatzen und verschwunden sind als hätte es sie nie gegeben.
Dieses Fehlen von konkreten auf die Wirklichkeit bezogene Wünsche, anstatt nur unerfüllbare Träume wie ich sie habe, stellt irgendwie eine Lücke in meinem Leben dar, eine weitere Leere in mir, da mir dadurch auch jegliche Zukunftspläne und Wege und Möglichkeiten fehlen.
Ich bin ein Mädchen, das gefangen ist zwischen der Gegenwart und einer anderen Wirklichkeit, stets verfolgt vom schwarzen Schatten der eigenen Vergangenheit, doch eine Zukunft ist irgendwie unerreichbar für mich. So fühlt es sich an. Als gäbe es zwar tausende Wege auf dieser Erde, aber nicht einen davon für mich, nicht einen den ich gehen kann.
Tage wie diese verstreichen in stummer Depression. Ich bin zu müde, zu erschöpft, zu kaputt, zu schlaflos, zu traurig, zu leer, zu sehr voller Angst. In meinen Gedanken gehe ich durch die Hölle, in der Realität kaum einmal vor die Tür.
Ich sehe die Zeit vorbei gehen. Langsam und zäh kriecht sie über den Boden, durch das geöffnete Fenster über Wiesen und Felder und staubige Straßen. Sie kann nicht mehr zu den Wolken fliegen, kann nicht leicht und hell über das unendliche Blau an den Horizont segeln. Stattdessen bleibt sie zu lange in der Gegenwart kleben.
Es wirkt, als würde der Sommer die Zeit festhalten wollen. Ich weis, dass das ein irrationaler Gedanke ist, der meinem kranken Gehirn entspringt. Aber so wirkt es nun mal auf mich. In meiner Erinnerung ist das letzte halbe Jahr so verschwommen, so kurz. An Silvester erinnere ich mich als einen wirklich schönen Tag. Und die Wochen, vielleicht Monate davor verschwimmen auch in einem Strudel sich aufsaugender Zeit. Im  Gegensatz dazu scheint sich der Sommer so ewig zu dehnen, sich wie Kaugummi in die Länge zu ziehen.

Ich habe irgendwie kein richtiges Zeitgefühl. Wochen, Monate. Oder nur Tage. Kurz. Lang. Zu lang. Alles verschwommen, irgendwie.

Doch der Sommer hat trotzdem schöne Seiten. Wie alles im Leben, das wenigste ist nur positiv oder nur negativ allein. Das hier ist ein See, der hier in der Nähe liegt, vor zwei oder drei Tagen war ich mit dem Fahrrad dort.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Kein Mensch mehr

Ein weiterer Tag. Ein besserer? Nein, schlimmer. Aber zumindest fing der Tag gut an. Nach einer weiteren Nacht voller unruhiger seltsamer Träume, lag ich am Vormittag in meinem Bett, zwar schon seit Stunden wach, aber keine Lust und aufzustehen. Erster Ferientag. Als mein Handy klingelte und eine Freundin meinte, ich soll doch endlich mal aufstehen, und ob wir was machen wollen.
Ja, gute Idee. Ein schöner Nachmittag. Sonne, lachen, reden. Weg von zu Hause. Nicht an irgendetwas schlimmes denken, sondern einmal wirklich wieder annähernd so etwas wie fröhlich sein. Spaß haben.
Doch der Tag ging leider nicht so weiter. Sobald ich zu Hause war und meiner Mutter begegnet bin, war es vorbei mit dem schönen Tag. Wieder mal Streit, dieses Mal zwar ein kurzer, aber dafür umso heftiger. Sie wirft mir vor, wie so oft, dass ich so ein schlimmes Kind bin und sie krank mache. Und dann sagt, bzw schreit sie fast, so richtig anklagend: Du hast keinen Funken Menschlichkeit in dir!
Da bin ich gegangen, aus der Küche und vor ihr geflohen, als könnte ich vor dem, was sie gesagt hat davonrennen. Als  würde es dadurch ungeschehen werden. Aber das geht natürlich nicht. Die Worte waren da, haben wie Schwerter auf mich eingestochen. Sich unauslöschlich in mein kaputtes Herz gebrannt.
Du hast keinen Funken Menschlichkeit in dir!
Was bin ich also ihrer Meinung nach? Ein schlechter Mensch? Gar kein Mensch mehr, sondern ein Monster?  Nicht alle Tränen der Welt können ihre Worte aus mir herausweinen, sie verschwinden lassen. Ich kann einfach nicht mehr. Was will sie mir denn noch alles antun? Ich bin doch schon kaputt.
Was bin ich wirklich? Ein schlechter Mensch. Bin ich wirklich ein schlechter Mensch,  so schlecht wie sie mich sieht? Ich bin kein Mensch mehr. Ohne Menschlichkeit ist man kein Mensch mehr.
Menschen haben ein Herz. Menschen haben eine Seele. Ich habe beides nicht mehr, bei mir ist beides kaputt. Ich habe nichts mehr. Ich bin leer, ein seelenloses Mädchen, das vor den Splittern ihres eigenen Herzens steht und das Puzzle nicht mehr ganz bekommt.
Das weis ich. Das wusste ich schon davor. Doch trotzdem war ich noch ein Mensch, irgendwie, irgendwie. Zumindest dachte ich das. Zumindest hielt ich mich dafür.
Doch bin ich wirklich das Monster, für das sie mich hält? Das alle krank macht, das alle krank und fertig machen will, das Spaß daran hat andere Menschen fertig zu machen? Nein. Nein. Nein.  Dem es gefällt dass es nichts anderes als Probleme verursachen kann, das selbst das Problem ist? Nein.
Denn wenn es mich nicht gäbe, mich nie gegeben hätte, dann würde es all die Probleme nicht geben. Wo ich doch das Hauptproblem bin.
Bin ich schuld? Bin ich wirklich an allem Schuld? Nein. Nein, das kann nicht sein. Bitte nicht. Das kann ich nicht ertragen. 
Ich kann nicht mehr. Will mir die Ohren zuhalten. Will schreien, weil ihre Worte mir so weh tun. So verdammt weh tun. Ich will rennen, so weit weg wie es nur geht. Ich will sie nie wieder sehen, will dieses Haus nie wieder sehen. Will weg, egal wohin. Will nicht mehr nachdenken, mich nicht mehr erinnern. Will tot sein.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Tage wie diese

Ein Tag so überflüssig wie der Dreck der an meinen Schuhen klebt. Den letzten Test verhauen, aber es ist mir egal. Es berührt mich nicht. Noten sind doch auch nur Zahlen auf einem Blatt Papier. Es wird Ärger geben, aber noch nicht jetzt. Musik aus meinem Ipod, Musik in meinem Kopf. Eintauchen, die Welt verlassen. Ein Mädchen das durch die Straßen läuft, doch mit ihren Gedanken ist sie ganz weit fort. Überall und nirgends zugleich. Während auf ihre langen hellen Haare langsam der Regen tropft.

Zwei Gespräche, die überflüssig sind, weil doch nichts dabei herauskommt. Einmal mit meiner Tante. Sie hat nach meiner Hand gefragt, wie es mir geht wegen der Verletzung von vor drei Wochen. Es heilt, aber tut noch weh. Es wird eine hässliche Narbe bleiben und vollständig bewegen werde ich den Zeigefinger wohl auch nicht mehr können. Egal, darum war das Gespräch nicht schlimm. Sondern darum, weil wir irgendwann irgendwie auf das Thema ritzen gekommen sind. Ich weis schon gar nicht mehr wie. Als sie gemeint hat sie kann das gar nicht verstehen wie Leute das machen, das tut doch weh und ist absolut krank, hab ich nur mit den Schultern gezuckt und angefangen zu lachen. Keine Ahnung warum ich gelacht habe. Es war nicht lustig, absolut nicht. Aber das Gespräch ist mir so unangenehm gewesen. Denn ich spüre die relativ frischen Schnitte an meinem linken Arm, als sie das gesagt hat. Krank. Das Wort hat sich in meinem Kopf eingenistet. Mal wieder. Wie so oft schon. Sie sieht mich mit einem seltsamen Blick an, fragt: Warum lachst du? Machst du das selbst?! Nein, lüge ich. Meine Stimme klingt heiser, ich weiche ihrem Blick aus. Gehe.

Das zweite Gespräch war mit meinen Eltern. Vorhin. Mein Vater setzt mich wieder unter Druck. die schlechten Noten hab ich ihm noch gar nicht gesagt. Ein Gespräch, wie schon viele zuvor: Du musst wissen was du machen willst. Ich weis es aber nicht. Du musst es dir überlegen. Du musst dich entscheiden. Ich kann aber nicht. Du musst. Nein. Du musst. Ich will nicht. Du musst. Was glaubst du wohl, von wessen Geld du lebst?! Warum hilft mir nie jemand, warum erwarten alle nur immer von mir? Aber für mich da ist niemand, ist niemand je gewesen! Da ist er sauer geworden.. Was ich denn erwarten würde und was mir einfällt und dass ich kein Kind mehr bin das man an die Hand nimmt usw.. Aber es stimmt, dass mir meine Eltern niemals geholfen haben. Auch wenn ich kein kleines Kind mehr bin, so war ich das doch jahrelang. Und niemals hat mich jemand an die Hand genommen und mir geholfen. Ich war immer allein. Auf mich gestellt. Musste Dinge tun und erledigen und entscheiden, für die ich nicht alt genug war. Und niemals alt genug sein werde.. Denn ich bin immer noch ein Kind, das wollen sie nur nicht sehen, wollen sie nicht verstehen. Ich bin unfähig, weil mir niemals jemand etwas beigebracht und mir geholfen hat.
Und meine Mutter sieht mich nur an, als wäre ich nicht mehr wert als der Dreck unter ihren Füßen. Ich will einfach nur weg. Ich habe ein wenig mitbekommen, dass sie heute Nachmittag stundenlang telefoniert hat. Sie hat Angst vor ihrer Krankheit. Sie hat Angst. Auch wenn sie das noch nie gesagt hat, ich weis es trotzdem: Sie hat Angst zu sterben. Bei dem Gespräch mit meinem Dad, als ich so mehr oder weniger in der Tür gelehnt bin, einfach darauf hoffend schnell weg zu kommen. Meine Mutter, vorwurfsvoll: Seit ich aus dem Krankenhaus zurück bin siehst du mich gar nicht mehr an. Wegen der Narbe, weil du die riesige Narbe nicht sehen willst.
Da wurde mir schlecht. Ihre Worte, die sie zu mir gesagt hat. Dass es meine Schuld ist dass sie so krank geworden ist. Dass sie ins Krankenhaus muss und vielleicht nicht wieder kommt.
Die Worte sind immer da. Hämmern in meinem Kopf. Auch die lauteste Musik kann sie nicht vertreiben.
Schuld. Schuld. Schuld.

Tage wie diese. Ferien, auf die ich mich gefreut habe, aber die nun doch nicht mehr so verlockend erscheinen. Fast zwei Monate, hier zuhause. Mit ihr. Der Gedanke macht mir Angst. Ich weine, aber selbst zum weinen bin ich zu erschöpft. Das Fieber ist immer noch nicht weg. Heute in der Sbahn, wieder fast Bewusstlos geworden. alles zu anstrengend. Fragen im Test, die wie kleine schwarze Punkte vor meinen Augen tanzen und sich nicht zu einem Sinn zusammenfügen.
Wie soll ich Antworten finden, wenn ich nicht einmal die Fragen kenne? Damit meine ich jetzt nicht den Test, der ist mir egal. Ich meine mein Leben.
Habe ich schon zu viel verloren, was ich nie die Chance hatte kennen zu lernen? Läuft die Sanduhr, die Zeit ab, ohne dass sich jemals etwas ändern wird? Graue Tage wie dieser ziehen vorbei, zäh und schwer, und nichts wird sich ändern. Leise und langsam fallen die Blütenblätter, fallen die Sandkörner, fällt der Schnee in mir.

Montag, 23. Juli 2012

Zeit

Zeit. Den einen rast sie davon. Für andere scheint sie beinahe still zu stehen und vergeht nur ganz langsam. Als würde sie zäh über den Boden kriechen. Als würde irgendetwas die Uhrzeiger am weiterschlagen hindern. Andere wollen die Zeit anhalten, doch die Uhr dreht und dreht sich, rasend schnell, und man hat keine Chance.
Zeit ist leben. Zeit ist sterben. Manchmal ist sie beides. Manchmal ist sie weder noch.
Zeit ist ein Rätsel. Zeit ist ewig und das Gegenteil von Ewigkeit zugleich.

Ich habe gerade viel zu viele seltsame Gedanken im Kopf. Dieser ist einer davon. Ich fühle mich nicht gut, fühle mich einfach nur mies. Wertlos. Voller Traurigkeit. Leer. Tot. Zu viele Menschen, die mir immer wieder weh tun. Von manchen fühle ich mich so unverstanden. Von anderen so allein gelassen. Du hast mir versprochen für mich da zu sein. Dass ich immer zu dir kommen kann, wenn es mir schlecht geht. Wo bist du? Ich vermiss dich. So sehr.
Ich bin müde. Müde von zu viel Streit. Müde vom Fieber. Müde von der dauernden Schlaflosigkeit. Müde vom Leben.

Zeit. Ich stelle mir meine eigene Lebenszeit als Sanduhr vor. Leise und Langsam, beinahe unmerklich, fallen die Blütenblätter wie Sandkörner. Ich hab zu viel und zu wenig davon zugleich.
In meiner Vorstellung kommt das Fallen der Blätter einem traurigen Lächeln gleich, das sich von Zeit zu Zeit auf meinem Gesicht zeigt. Ein Lächeln das die Tränen nicht verstecken kann.
Es gibt Tage wie diese, da weis ich nicht, ob ich leben oder sterben will. Leben ist langsames Sterben. Leben ist sterben auf Raten. Das ist es, zumindest bei mir. Aber Leben kann so viel mehr sein. Leben kann lachen sein, bunte Stunden die blühen wie Blumen auf einer Sommerwiese, Leben kann Abenteuer sein, Leben kann  Wärme und Freundschaft sein, Leben kann das sein, was ich mir schon immer wünsche aber nie hatte.
Leben kann sein: herausfinden, was richtig zu leben, vom Wunsch einfach nur tot zu sein, unterscheidet.
Denn im Grunde geht es doch immer darum. Auch wenn man es nicht deutlich sagt. Auch wenn man es versucht zu verdrängen, versucht alle anderen und sich selbst zu täuschen: Sterben wollen ist die Schattenseite des Lebens. Die Kehrseite der Medaille. Der Wunsch ist da, der Wunsch tot zu sein und das Leben nicht mehr ertragen zu müssen. Aber hinter diesem Wunsch steht immer der Wunsch nach einem besseren, einem anderen Leben. Einem richtigen Leben, einem das diese Bezeichnung auch verdient. Der Wunsch zu sterben ist im Grunde der Wunsch nach einem glücklicheren, besseren Leben.
Existieren, das ist eine Sache. Leben eine ganz andere.

Im Grunde ist es traurig. Die Sandkörner, bzw. die Blütenblätter, fallen langsam und lautlos in der Stille. Wie viel Zeit ist vergangen, wie viel Zeit muss vergehen, bis sich für mich etwas ändert? Bis ich es schaffe ein anderes, ein glücklicheres Leben zu führen, von all dem los zu kommen, von Zuhause, von den Depressionen usw? Alles wird nicht verschwinden, das ist klar. Vergangenheit ist und bleibt eine blutende Wunde. Die Zeit heilt keine Wunden. Die Zeit kann keine Wunden heilen. Wie viel Zeit muss vergehen, bis sich bei mir etwas ändert? Wird sich etwas ändern, bevor die Zeit abgelaufen ist?

Streit

Wird es jemals aufhören? All der Streit. All die bösen Worte. All die Vorwürfe. Die Schuldgefühle. Die Lügen, mit denen meine Mutter sich selbst besser darstellt. Sie ist eine Meisterin im verdrehen von Worten und im Behaupten von Dingen, die ich so niemals gesagt habe.
Aber es interessiert keinen. Was ich wirklich gesagt habe oder nicht. Mir glaubt keiner. Alle glauben nur ihr, alle glauben ihre Lügen und sehen mich an, als wäre ich das böse Kind, das die ganze Familie fertig macht. Und das auch noch Spaß daran hat.
Das denken andere von mir, das denkt teilweise auch meine eigene Familie. Meine Oma. Meine Tanten. Und jeder, dem sie es sonst noch erzählt.
Ich habe wieder ein Gespräch mit angehört. Wie schlimm ich doch bin, wie ich sie fertig mache, usw...
Es tut weh. So weh. Und ich kann nichts dagegen machen, mir glaubt sowieso keiner. Schnitte, am Arm. Warmes, rotes Blut. Ich brauchte den Schmerz, um irgendwie damit umgehen zu können.
Mir ist eiskalt. Mein ganzer Körper zittert und es hört nicht auf. Die Tränen brennen in meinen Augen. Es tut weh, all die Bilder und Erinnerungen die durch meine Gedanken rasen, all die schlimmen Worte die sich in mein Herz gebrannt haben, unauslöschlich, als hätte sie sie mit einem blutigen Messer eingeritzt.
Ich kann nicht mehr. Ich will einfach nur verschwinden. Immer kleiner und kleiner werden, weil der Wind alles von mir davonweht, Gedanken und Erinnerungen und Gefühle, die zu schwer sind um sie noch zu ertragen. Bis ich irgendwann nur noch ein Sandkorn bin, das der Wind davonträgt.

Sonntag, 22. Juli 2012

Angst

~ Fear is the only enemy you can't escape. Because it exists in the one place you can't run away off. Your own mind. ~

Angst. Ich habe Angst. Oft wenn das Gefühl übermächtig ist denke ich, dass mein Leben aus gar nichts anderem mehr besteht. Ich selbst bin nichts. Ich bin eine Puppe, eine Marionette, an deren Fäden die ganze Welt zerrt, zu viele Menschen, die versuchen mich in verschiedene Richtungen zu zerren, mich zu dem zu machen, was sie haben wollen. Aber keiner bemerkt, dass sie an einer seelenlosen, leblosen Puppe zerren, einem im Grunde toten Mädchen, das die Maske einer Lebenden trägt.
Ich bin beherrscht von all den negativen Gefühlen, all den Erinnerungen, die wie Gift durch meine Adern fließen. Ich bin nichts. Bin wertlos. Bestehe nur noch aus schlechten Erinnerungen, zu vielen Ängsten und zu vielen schlimmen Gedanken, Erlebnissen und Träumen und zu viel Traurigkeit. Ich bin nichts mehr. Von mir ist nichts mehr übrig. Alles was ich einmal war ist verschwunden, ertrunken in einem Meer aus Tränen Dunkelheit.

Ich habe Angst, meiner Mutter zu begegnen wenn sie aus dem Krankenhaus kommt. Angst vor den Vorwürfen, die kommen werden. Angst vor der Reaktion meines Vaters, wenn er auf die Fragen und die Worte wartet, die ich nicht aussprechen kann. Ich habe Angst vor der Zukunft. Ich habe Angst vor der Vergangenheit. Und Angst vor der Gegenwart. Und ich habe Angst vor den Nächten, die ziemlich furchtbar sind. Und ich habe Angst vor so vielem mehr. Angst davor, ständig weinen zu müssen. Angst für immer traurig und depressiv zu sein, dass es niemals besser wird, nie mehr besser werden kann.

Ich will drei Jahre alt sein, noch nicht wissen was Traurigkeit ist, und vor einem weissen Blatt Papier sitzen. Und dann mit neonbunten Farben, einfach drauflosmalen, für andere nur wirres sinnloses Gekritzel, für mich selbst die ganze Welt, grenzenlos und undefiniert, das Bild kann alles sein und gleichzeitig nichts.


Samstag, 21. Juli 2012

graue Julitage

Ein sinnloser Tag. Heute. Und gestern. Der Tag vergeht, irgendwie. Mit nichts tun. Mit sinnlos aus dem Fenster starren. Mit erschöpft im Bett liegen und zu gar nichts fähig sein.
So mag ich meine Freizeit nicht verbringen. Ich würde gerne irgendetwas tun. Malen. Zeichnen. Gitarre üben. Lesen. Geschichten schreiben. Irgendwas. Aber ich bringe weder die Motivation noch die Energie dafür auf. So bestehen meine Tage also in letzter Zeit hauptsächlich damit, erschöpft im Bett zu liegen oder depressiv vor mich hin zu starren und zu viel nachzudenken.
Gedanken, die in meinem Kopf Karussell fahren. Die sich immer und immer wieder um die selben Dinge drehen, die sich im Kreis drehen. Das führt doch alles zu nichts..
Meine Nächte sind furchtbar. Nicht einschlafen können, aber zu müde und fertig um sich überhaupt noch bewegen zu können. Stundenlang durch wirre Halbschlafträume gleiten. Aus schlimmen Träumen erwachen. Aber meine Tage sind nicht besser...

Draußen regnet es aus grauen Wolkenhimmeln. Es ist Juli. Aber es ist nicht Sommer. Und es ist mir so was von egal.
Ich mag Sonnenuntergänge, und ich mag Wolkenverhangene Himmel. Ich mag allgemein bunt gefärbte Horizonte, aber auch Regenwolken die sich am Himmel auftürmen. Ich finde das faszinierend. Jeder Anblick ist einmalig und wird es so nie wieder geben. Manchmal wenn ich es besonders schön finde, mache ich Fotos davon. Hier ein paar:




Sind nur so Fotos von mir, mit meiner Kamera gemacht.
Das einzige was ich heute auf die Reihe bekommen habe, ist meinen Kleiderschrank fertig aufzuräumen, was ich gestern zwar angefangen, aber nicht fertig gemacht hatte. Aber den Rest des Zimmers müsste ich eigentlich auch aufräumen, so wie es hier aussieht..Aber ich frage mich, wieso aufäumen.. Ich hab einfach keine Lust. Keine Motivation.
Und ich glaube ich hab mich erkältet, vorgestern als ich bei Freunden war und wie im Garten saßen. Ich glaub ich hab Fieber. Hurra, als wär das Wochenende nicht schon blöd genug...

Freitag, 20. Juli 2012

Ein kleines Stück leben?

Den Test gestern habe ich hinter mich gebracht, irgendwie. Keine Ahnung wie, denn mir war schon wieder alles zu viel an dem Tag. Allein das aufstehen am Morgen, das Rad fahren, das Laufen.... Aber irgendwie hab ich es geschafft.  Obwohl ich es nicht geschafft habe, für den Test zu lernen. Ich hab es mir mal durchgelesen, wahllos ein paar Stichpunkte mit Textmarker angestrichen. Mehr nicht. Aber ich hab es vermutlich geschafft. Reicht für eine vier. Denke ich mal.

Gestern war einer dieser seltenen Tage, an denen die Zeit nicht einfach nur irgendwie vergeht und keinen Eindruck hinterlässt außer Traurigkeit. Nein, das gestern fühlte sich an wie ein kleines Stück leben, ein kleines Stück das einen Eindruck auf das riesige ganze vermittelt, das andere Leben nennen. Das andere täglich haben. Reden. Lachen. Fröhlichkeit. Spaß. Leben.
Ich war nicht Teil davon. Nein, das nicht. Aber ich war trotzdem irgendwie soweit da, dass ich es ansehen und fast anfassen konnte. Ein schöner Abend, bei Freunden. Wir saßen draußen im Garten, bis es dunkel wurde. Es war scheisskalt, aber egal. Ich hatte zwei T-shirts an, eine Jacke und einen dicken Schal. Es war trotzdem eiskalt. Mir war kalt, andere sitzen im Tshirt da. Es ist Juli. Egal. Wenn ich mich erkältet hab ist mir das egal. Im Gras liegen, während die Sonne langsam untergeht. Reden, zuhören. Vor allem zuhören. Ich bin immer zu still, weil ich irgendwie nichts zu sagen habe, weil ich mich so fremd fühle in dieser Welt als würde ich nicht mehr zu den Lebenden gehören. Aber es war schön. Sinnlose Gespräche, Alltagszeug. Das alles einfach nur zu hören. Das war schon schön. Und auch selbst mal wieder lachen zu können. Über irgendeinen Unsinn, irgendeinen Blödsinn. Irgendjemand kam irgendwann auf die Idee uralte blöde Kindergartenspiele zu spielen. Es war lustig. Und total bescheuert. Es tat so gut, einfach mal wieder absolut Blödsinn zu machen. Wie lang ist das her, seit dem letzen Mal? Ein halbes Jahr? Auf jeden Fall viel zu lang. Bei einem Spiel standen wir im Kreis und hielten uns an den Händen. Die Hände der anderen so warm, halten die meinen die so kalt sind. Freundschaft. Es tut so gut Freunde zu haben, auch wenn sie viel zu selten Zeit haben. Weil alle irgendwie kaum mehr Zeit haben, und ich mehr davon als mir lieb ist. Lachen. Unter Regenwolken die nicht regnen liegen, während der Wind sie vorrüber weht.  Durch die Wiese rennen als wären wir vier Jahre alt und die Welt ein Abenteuer das grenzenlos ist und vor dem ich keine Angst habe. (Ich glaube mit vier hatte ich das noch nicht. Dauernd Angst. Aber es fing gar nicht mal viel später an.)
Der seltsame Gedanke, als ich im Gras lag, und dachte wir alle sind aus Wolken gemacht, Sonnenscheinwolken oder graue und schwarze Regenwolken. Wir alle sind aus frischem Gras, dessen Geruch mich umgibt, Grashalme die sich rauh und kalt und stachlig anfühlen wenn ich mit der Hand darüber streiche. Und die trotzdem lebendig sind, atmen. Wir alle könnten aus Sonnenschein gemacht sein, und einige sind es auch. Ich bin der Regen und die Dunkelheit. Wir sind die Gedanken die wir in unseren Köpfen denken, das Lachen das bis in die Wolken schaukeln kann. Wir sind warm und lebendig, wenn wir uns an den Händen halten, wir fallen wenn wir uns schubsen, aber das Gras ist weich genug um sich nicht zu verletzen. Wir sind die unsinnigen Worte die viel zu laut durch den Garten hallen, der Blödsinn über den vermutlich die spießigen Nachbarn nebenan hinter dem Zaun nur ihre Köpfe schütteln. Wir sind das was wir immer sind, und doch so viel mehr.
Irgendwann ist es dunkel und noch kälter, der Wind bläst die letzten Teelichter aus. Es war ein schöner Abend.
Ein kleines Stück leben.

Mittwoch, 18. Juli 2012

Kein guter Tag

Kein guter Tag, absolut nicht. Wie viel habe ich überhaupt geschlafen in der Nacht? Zwischen all den vielen Tränen, den nicht aufhörenden Gedanken, den seltsamen Träumen zwischen Schlafen und Wachen.
Alles was bleibt ist Leere. Im Kopf, in den Gedanken, im Körper. Alles nur leer. Bäume und Häuser rauschen vorbei, als ich in der S-Bahn sitze, ich sehe sie nicht, nehme sie nicht wahr. Mein Blick verschwimmt, alles wird schwarz. Aber ich zwinge mich, dem nicht nachzugeben, zwinge mich bei Bewusstsein zu bleiben. Wie so oft. Wie eigentlich jeden verdammten Tag.  Kopf an die Fensterscheibe lehnen, zumindest schön kühl. Atmung zu schnell. Tanzende Punkte vor den Augen. Auch die Musik aus meinem Ipod rauscht irgendwie an mir vorbei. Es hätte sein können dass ich zwanzig Minuten lang das selbe Lied gehört habe ohne es zu merken. Aufstehen, ohne umzufallen. Treppen hoch, Treppen runter. Die Welt scheint nur aus Treppenstufen zu bestehen. Welcher Idiot hat so was wie Treppen erfunden?! Ich kann nicht, kann nicht mehr. Zu anstrengend. Treppensteigen. Quälerei. Es tut weh. Ungefähr da wo das Herz ist: So ein Stechen. Irgendwie oft beim Treppensteigen.
Aber eins ist das wichtigste. Normal sein. Zumindest normal wirken. Auch wenn ich weis, dass an mir gar nichts normal ist. An manchen Tagen merke ich schlimmer als an anderen, wie kaputt mein Körper eigentlich ist.
Zumindest ein kurzer Tag. Auch wenn sich die Stunden wie eine Ewigkeit ziehen, in denen uninteressanter Unterrichtsstoff durch den Raum schwebt wie Wolken und einfach an mir vorüberzieht. Keine Ahnung um was es eigentlich ging. Ist mir auch egal.
Morgen die Klausur schreiben. Ich weis nichts. Hab zu oft gefehlt. Hab nie zugehört. Ich darf den Test nicht verhauen.Sonst krieg ich kein Geld mehr von meinem Dad. Ich muss das irgendwie schaffen. Wie? Wie soll ich das schaffen? Ich fürchte ich werde es nicht schaffen. Wie geht es dann weiter? Nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt. Ich will schlafen, einfach nur schlafen, einmal ohne schlechte und wirre Träume. Ich will einmal schlafen und mich beim Aufwachen erholt und wach fühlen. Ich will schlafen. Aber ich kann nicht schlafen. Zu viele Gedanken halten mich davon ab. Zu viele Tränen. Zu viel Angst. Angst. Angst. Jede Nacht.

Montag, 16. Juli 2012

An wie viel bin ich wirklich schuld?

Ich weis es nicht. Weis gar nichts mehr. Ist es meine Schuld? Ist es wirklich alles meine Schuld?
Ihre Worte stürmen auf mich ein, ich will sie nicht hören, will nicht noch mehr hören. Ich wünsche mich weit weg. Am besten an den Nordpol, dort würden mich ihre Worte nie erreichen können.
Es ist das selbe wie immer. Die selben Vorwürfe. Der selbe Streit. Dieselbe scheisse wie seit so vielen Jahren schon. Und doch ist es anders, irgendwie. Neue Vorwürfe, neue Schuld, die so noch nicht ausgesprochen wurde.

Was meine Mutter mir seit langem vorwirft:
Ich mache die Familie krank und kaputt. Wegen mir hat keiner hier ein schönes Leben. Ich mache meinen Vater krank, und es tut ihm weh mich anzusehen, wie krank ich bin. Ich will nicht erwachsen werden. Dass ich sie hasse. Dass ich mein Leben nicht auf die Reihe bekomme. Dass ich psychisch krank bin.
All das höre ich so oft. Und es tut weh. Jedes mal tut es weh. Wie Giftpfeile die direkt in mein Herz treffen. Es tut nie weniger weh. Könnte man nicht eigentlich meinen, dass ich mich nach so vielen Jahren an all den Hass und die Ablehnung und Vorwürfe usw gewöhnt haben sollte? Habe ich aber nicht...vielleicht kann man das nicht, sich daran gewöhnen..
Es mag wohl stimmen, dass ich psychisch krank bin. Aber nicht einfach so, ich bin krank geworden mit der Zeit..mich hat das alles krank gemacht. Aber das interessiert niemanden. Natürlich nicht, bin ja nur ich. Und es stimmt nicht, dass ich sie hasse. Sie hasst mich. Und der Rest, ist das wirklich meine Schuld? Kann das meine Schuld sein? Kann das überhaupt die Schuld von irgendjemandem sein?

Was sie heute gesagt hat:
Dass es meine Schuld ist dass sie krank ist. (Sie ist wirklich krank, dauernd beim Arzt und hat in ein paar Tagen die vierte OP dieses Jahr). Dass es meine Schuld ist. Weil niemand weis, woher ihre körperlichen Krankheiten in den letzten paar Jahren, vor allem dem letzten Jahr, gekommen sind. Weil das psychisch bedingt ist dass sie krank geworden ist, weil sie psychisch so einen Stress hat wegen mir. Wegen dem ganzen Streit und allgemein der Situation zuhause. Dass es meine Schuld ist dass sie so krank ist. 
Das hat sie gesagt. Zum ersten Mal so direkt. Angedeutet hat sie es schon öfters mal. Aber kann ein Mensch wirklich etwas dafür, wenn ein anderer krank wird? Kann das überhaupt möglich sein? Kann das wirklich meine Schuld sein? Schuld. Das ist das Wort, um das es viel zu viel geht, in diesem Haus. Auch wenn es selten direkt angesprochen wird. Und sobald ich es im Streit erwähne, dass das alles doch nicht meine Schuld sein kann, dann bekomme ich als Antwort, dass es nicht um Schuld geht. Aber meistens geht es doch darum. Eltern sind verlogen, sie sagen das was ihnen gerade in den Kram passt und biegen sich ihre eigenen Wahrheiten zurecht. Egal was ich auch wie in Worte fasse bei einem Streit, es heißt immer dass es darum nicht geht. Aber um was geht es denn dann? Das kann mir dann auch keiner sagen. Alle tun so, als würde ich nie etwas verstehen. Aber das ist nicht wahr. Die anderen verstehen nicht. Sie verstehen mich nicht und haben auch nie versucht mich zu verstehen. Ich bin diejenige, die kaputt geht und kaputt gegangen ist in all diesen Jahren. Ich bin diejenige, die stundenlang in ihr Kissen weint und einfach nicht mehr weiter weis. Ich bin das Kind, das keiner so haben will wie es ist. Ich bin das Kind, das schuld daran ist dass die Familie kaputt ist und keine Familie ist. Zu viel Schuld. Immer nur schuld. Wie viel ist wirklich meine Schuld? An wie viel kann man Schuld sein in einem einzigen Leben?

Mir ist kalt. Mir ist eiskalt. Ich kann nicht aufhören zu zittern. Sehe es immer noch vor mir. Ich und sie in der Küche. Was gesagt wurde heute. Was sie zu mir gesagt hat. Ich habe richtig Gänsehaut gekriegt.
Als sie dann noch sagt: Der Kühlschrank ist voll und dass genug zu essen da ist für die nächste Zeit. Falls sie nicht mehr wiederkommt. Weil es keine ungefährliche Operation ist.

Sonntag, 15. Juli 2012

Nur Träume eines kleinen Mädchens

Ich halte es nicht mehr aus. Hier. Zuhause. Ich will weg, einfach nur weg, weg, weg. Ich ertrage es einfach nicht mehr. Dass ich keine Familie habe, obwohl wir doch alle unter einem Dach leben. Aber wir sind keine Familie. Wir sind nicht einmal mehr die Fassade einer halbwegs normalen Familie. Nein. Wir sind gar nichts mehr. Eine kaputte Familie. Ein Irrenhaus. Das trifft es manchmal wirklich am besten. Irrenhaus. Ich fühle mich hier eingesperrt, obwohl ich es nicht bin. Ich kann jederzeit den Raum verlassen, das Haus verlassen, irgendwo hin gehen, überall hin gehen. Doch diese Theorie scheitert schon an der einfachen, kleinen Frage "wohin?". Ich habe im moment keinen Ort an den ich gehen kann. Also bleibe ich hier. Fühle mich eingesperrt, gefangen, in meinem eigenen Leben. Alles was ich tun kann, ist träumen.

Ich träume von besseren Zeiten. Träume davon, einfach davonzugehen. Ein ein Bündel packen und losmarschieren. Und schauen, wohin mich der Weg führt. Abenteuer suchen. Und vielleicht meine Antworten auf die Fragen des Lebens finden. Das klingt so schön. Und gleichzeitig so unrealistisch. Das haben Menschen zur Zeit des Mittelalters gemacht. Dumm nur, dass ich dafür hunderte von Jahren zu spät geboren wurde.
Ich träume von Sonnenuntergängen, die nicht immer die selben sind, dem Fenster eines Zimmers mit Fliegengitter beobachtet. Nein, ich träume von wilden Flüssen und Meeren, von Horizonten die dem Begriff Unendlichkeit eine ganz neue Bedeutung verleihen und eine Ahnung von Ewigkeit vermitteln. Mit einem Schiff über den Ozean, Wind und Freiheit im Haar spüren, über Flüsse die sich wie Adern durch das Land ziehen. Und alles hinter sich zurücklassen. All die Traurigkeit und die Dunkelheit fällt hinter einen zurück, wenn man stets dem Licht der Sonne entgegen segelt.
Ich träume davon, die Welt zu sehen. In uralten Gebäuden zu stehen, die eine längst vergessene Mystik in sich tragen. Durch Sandwüsten und Wälder, in all die vielen glänzenden Städte reisen. All das sehen, was man sonst nur von Fotos und Hochglanzbroschüren kennt.
Diese Bilder wecken eine Sehnsucht in mir, die so groß ist. Und auch wenn ich weis, das wohl auch das nicht die Leere in mir füllen kann, träume ich trotzdem davon.
Ich glaube es muss nicht einmal die ganze Welt sein. Klar wäre es schön einmal die Welt zu sehen. Aber einfach nur etwas anderes sehen, als immer nur das ständig gleiche, immer diesen Alltag, dieses Leben, das ich so nicht leben will.
Ich will weg, und nie wieder zurückkommen. Wenn ich einmal von Zuhause raus bin will ich nicht mehr zurück.

Aber all das sind nur Träume. Die Welt sehen. Von Sonnenuntergängen am Strand träumen, all das sind die Träume eines dummen, kleinen Mädchens. Ich weis, dass diese Träume mich auf Dauer kaputt machen werden, wenn sich in meinem Leben nicht irgendwann etwas ändert. Trotzdem träume ich sie, denn sie helfen mir für den Moment.
Ich bin so eine Versagerin. Ich habe nie irgendetwas auf die Reihe bekommen, komme mit meinem Leben nicht klar. Ich bin nur ein dummes kleines Mädchen das nichts anderes als träumen kann.

Freitag, 13. Juli 2012

Da sein. Existieren. Mehr nicht.

Natürlich hab ich beim Arzt kein Wort über meinen körperlichen Zustand verloren. Und wie es mir psychisch geht auch nicht. Das wusste ich gestern schon, dass ich es sowieso nicht mache. Ich bin so erbärmlich, da überhaupt darüber nachzudenken. Ich kann doch schon gar nicht mehr anders, als den Leuten weis zu machen, dass alles in Ordnung ist. Ein gequältes Lächeln, eine Maske aus Licht die all meine Dunkelheit versteckt.
Keiner kennt die Wahrheit. Nur der Spiegel scheint meine schreienden Gedanken zu hören, die Nacht meine schlimmsten Gefühle zu verstehen und die Tränen und die Einsamkeit meine einzigen Begleiter zu sein. 
Ich weis manchmal gar nichts mehr. Weis nicht so recht wo ich stehe. Irgendwo außerhalb vom Leben. An einem Ort, an dem ich zwar zusehen kann, wie alle anderen ihr Leben leben, aber an mir geht das irgendwie vorbei. Als würde ich in einem Bahnhof stehen, und vergeblich auf die Bahn warten, darauf den Anschluss irgendwie zu bekommen. Aber der letzte Zug ist schon lang gefahren. Und ich stehe immer noch da, wartend und nicht wirklich wissend worauf. Ich stehe da und habe irgendwie den Anschluss ans Leben verloren. Ich bin da, aber mehr auch nicht.

Donnerstag, 12. Juli 2012

So tun als wäre ich normal, als wäre ich gesund, als würde es mir gut gehen...

Ich weis dass ich nichts davon bin. Weder  normal noch gesund noch geht es mir gut.

Morgen muss ich zum Arzt. Wegen meiner Hand, nachschauen lassen ob die Wunde halbwegs gut verheilt und wann man Fäden ziehen kann.

Ich denke gerade darüber nach, dass vielleicht zu sagen, beim Arzt. Wie es mir wirklich geht. Wie schlecht es mir geht. Psychisch und Physisch. Mich mal richtig untersuchen zu lassen. So wie es jetzt ist kann es nicht wirklich weitergehen...
Aber gleichzeitig weis ich, dass ich es doch nicht tun werde. Dass ich nichts sagen werde. Sondern, so wie immer: Lächeln aufsetzen. Auf die Frage die ohne Zweifel kommt antworten "Doch mir gehts gut. Alles okay, wirklich. Mir gehts gut."

Lügnerin.

Gar nichts ist okay. Es geht mir gar nicht gut. Ich kann nicht mehr. Ich schaff das nicht mehr allein. Ich kann einfach nicht mehr.
Das würde ich nie sagen, das könnte ich niemals sagen.
Ich kann nur Lügen. Eine Maske mit einem falschen Lächeln über mein weinendes Gesicht ziehen und die Menschen glauben machen dass es mir gut geht.
Natürlich funktioniert es nicht wirklich. Man sieht es mir an, dass es mir nicht gut geht. Ein kritischer und besorgter Blick. Ob sie meine Lügen nun glauben oder nicht ist mir egal, zumindest fragen sie nicht weiter.

Versagerin. Versagerin. Versagerin.

Ich weis genau, dass ich es nicht tun werde. Dass ich niemals darüber reden könnte. Ich denke nicht ernshaft darüber nach, es sind eher Gedankenspiele, so nach dem motto "was wäre wenn.."


Sonntag, 8. Juli 2012

Streit und böse Worte

Gespräche.
Durch geschlossene Türen klingt kein Wispern und Flüstern, doch laute Stimmen und Streit hört man von draußen als würde man direkt mitten im Geschehen sein. Als würde man zwischen den Menschen stehen, aus deren Mündern böse Worte durch den Raum fliegen und einen mitten ins Herz treffen.

Dieser Vergleich ist auf grausame Art passend. Denn es geht um mich. In sehr vielen dieser Streitgespräche, die ich in meinem Leben durch geschlossene Türen mithören musste, weil man einfach nicht anders kann wenn der eigene Name fällt, ging es um mich. Meine Eltern. Oder meine Mutter am Telefon, wie sie irgendwem ihre eigenen zurechgebogenen Wahrheiten vermittelt, wie sie sich beschwert, über mich.
Ich weis nicht wie lange das schon so ist. Ich kenn es nicht anders, habe die Jahre nicht gezählt. So viel Streit. Von einem weinenden Mädchen an der Treppe belauscht. Ein weinendes Mädchen wie damals, das irgendwie nie älter geworden ist. Es ist wie immer, wie jedes Mal: Hilflosigkeit. Wut. Traurigkeit. Und tausend Stimmen, die in meinem Kopf hämmern: Wertlos. Du hast es verdient. Hast es verdient. Irgendwie musst du es ja verdient haben...

Heute wieder. Meine Mutter und mein Vater. Dieses Mal nicht hinter geschlossener Wohnzimmer- oder Küchentür. Sondern draußen, vor der Haustür. Da es so heiß ist sind die Fenster um die Zeit natürlich alle offen.
Vorhin in der Küche gab es schon Streit. Mein Vater geht nach draußen, um zu rauchen. Ich gehe wieder nach oben, in mein Zimmer, zumindest in die Richtung. Und dann höre ich sie draußen.
sie (stinksauer): "Ich kann nicht mehr. Sie macht mich so fertig. Ich kann einfach nicht mehr."
er (nicht zu verstehen aber sehr wütend)
sie: "beherrsch dich, das bringt doch nichts wenn du ihr jetzt so richtig eine reinschlägst. Das löst doch das Problem nicht, da ist sie ja dann immer noch."
er: (laut) so kanns einfach nicht weitergehen!

Warum?
Ist es nicht so, dass Eltern ihre Kinder  lieben sollten? Ich weis nicht was Liebe ist. Aber alles was ich mir wünsche ist Zuneigung. Ein bisschen Zuneigung. Mich macht diese Ablehnung einfach so fertig, dass sie mich nicht so mögen, wie ich bin. Dass sie mich loswerden wollen, rausschmeissen wollen. Dass sie sagen ich sei ihr Problem, wegen mir haben sie kein schönes Leben.
Ich ertrag das einfach nicht mehr.

Ich wünsch mir ich hätte andere Eltern, eine richtige Familie die auch wirklich eine ist und nicht nur Fassade und was dahinter liegt weis und sieht niemand, macht aber jeden und vor allem mich kaputt. Oder ich  wünschte, ich wäre ein Waisenkind und hätte von Anfang an nie Eltern gehabt. Dann wäre genauso alles anders. Ich weis, dass man sich so was nicht wünschen darf. Und wenn mir dafür ein Platz in der Hölle sicher ist, es ist mir egal. In den Himmel komme ich sowieso nicht. Und gegen seine Wünsche kann man nichts machen. Wünsche sind da. Immer.

Samstag, 7. Juli 2012

Machen Träume einen gleichermaßen kaputt, wie sie einem helfen?


Träume.
Jeder hat sie. Ich meine nicht die Träume in der Nacht, oder die auf die Zukunft bezogenen Wünsche. Ich meine Tagträume. Das, was man sich so in Gedanken zusammenträumt, was man sich so sehr wünscht, was man sich vorstellt, in seiner eigenen Gedankenwelt vorstellt. Dort ist es real. Dort ist es echt. Dort hilft es zu überleben, wenn man nicht mehr kann.

Tagträume die einem ein kleines Lächeln auf das weinende Gesicht zaubern können.

Diese Träume helfen. Das Leben zu ertragen. Zumindest mir. Für einen Moment. Doch gleichzeitig weis man, dass sie nie real werden können. Dass die reale Situation nun mal ganz anders aussieht und es niemals so kommen wird wie man es sich zusammenträumt. Oder dass es niemals so gekommen ist, wie man es sich in Traumwelten vorstellt. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Alles offen, alles einen Platz meiner Welt, einen Teil meiner Traumwelt, wie ein Buch, mit bunten Farben all das hässliche überschreiben. Für einen Moment. Einen kostbaren, kurzen Moment. Ein Lächeln. Ein inneres aufatmen meines verkrampften Herzens. Ein paar Tränen getrocknet.

Doch im Grunde ist es eine Lüge. Ein leeres Versprechen. Eine Schutzmauer vor der Wirklichkeit. Um die Realität zu ertragen.

Doch ich glaube, auf Dauer machen einen auch die Träume kaputt. Weil man weis, dass sie nicht Wirklichkeit sind, es nie waren und niemals sein werden. Es nicht sein können. Ich glaube diese Hoffnungslosigkeit die dahinter steht, macht einen auf Dauer kaputt. Man zerbricht langsam daran weil man weis dass es nie so sein wird. Das macht einen kaputt. Genau wie all das andere, das einen kaputt macht. All das, wovon man in seinen Träumen zu entkommen versucht.

Träumen ist nur ein Trost für den Moment. Keine Möglichkeit, dass es einem wirklich besser gehen kann. Kein Weg, irgendwie rauszukommen. Das weis ich. Das weis ich schon so lange. Aber einen Weg raus gibt es für mich irgendwie nicht. Das Leben ist wie ein Alptraum, ein schwarzes Karusell dass sich immer und immer weiter dreht, immer im Kreis, immer schneller. Ohne Anfang und ohne Ende. Man kann nicht aussteigen. Je länger man schon drin steckt, umso unmöglicher wird es.
Ich habe im Grunde nichts. Außer meine Träume. Und wenn mich das auch noch kaputt macht, ist es eben so. Meine Träume sind irgendwie wie eine Droge für mich. Vielleicht ein dummer Vergleich.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Kaputt

Ich kann nicht mehr.
Es tut weh. Alles tut weh.
Zu viele Gedanken in meinem Kopf. Ich will nicht mehr denken. Ich will weinen. Will schreien. Aber ich kann nicht. Zu erschöpft. Schwindel, Übelkeit, Schmerzen. Kann mich nicht auf den Beinen halten. Aber schlafen kann ich nicht. Kaputter Körper.
Alles dreht sich im Kreis. Ein Gedanke, immer wieder: Ich vermiss dich. Warum bist du nicht da, jetzt wo es mir schlimmer denn je geht. Ich vermiss dich..
Alles was ich will ist meine Ruhe. Schlafen. Am besten für die nächsten hundert Jahre. Einfach nur schlafen. Nicht mehr denken, nicht mehr fühlen, mich nicht mehr erinnern, will nie mehr weinen müssen, nie mehr allein gelassen werden, nie mehr Angst haben müssen. Aber die bösen Worte zuhause hören nicht auf. Und auch wenn sie längst verklungen sind, verfolgen sie mich und hallen in meinem Kopf tausendfach nach. Immer neue, immer mehr. Alle alten nicht vergessen. Verletzt. Wertlos. Fehler. Es kann nichts heilen, wenn die alten und neuen Wunden immer wieder aufgerissen werden. Kaputte Seele.
Es wird nie aufhören. Es wird nie aufhören weh zu tun. Das hat mich das Leben gelehrt. Hoffnung ist vergeblich. Trotzdem ist sie da.

Dienstag, 3. Juli 2012

Krankenhaus

Ich hasse es. Krankenhaus. Zu viele Ärzte. Zu viele Fragen. Erst viel zu dunkel. Dann zu hell. Schreie aus dem Flur die bis an mein Ohr dringen, zu laut, schmerzerfüllt. Mein ganzer Körper zittert. Kann nicht aufhören zu weinen. Sehe durch den Tränenschleier. Es tut weh. So weh.
Ärtzte mit einer Maske aus einem Lächeln. Die meisten nicht mal das. Stunden fließen dahin. Kann mich nicht bewegen. Alles verschwimmt vor meinen Augen, Schwindel. Warten. Es tut weh. Warten.
Stimmen auf dem Flur. Nadelstiche. Hektik. Ich kann die Minuten durch das Sekundenglas rieseln hören, langsam und zäh. Dann nichts mehr.
Irgendwann nach Hause. Endlich.


Ich habe so viel geweint. Den ganzen Tag geweint. Warum? Weil es so weh tut? Nein. Weil meine Mutter mich die ganze Zeit fertig gemacht hat. Davor, danach, währenddessen.
Ich kann nicht mehr. Es tut weh. Alles tut weh.
Warum hat sie nicht einmal wenn es mir so schlecht geht ein nettes Wort für mich? Nur Vorwürfe. Nur Angemotze.
Warum kann ich keine Mutter haben die mich mag? Eine die mich nicht allein lässt, die meine Hand hält und mir verspricht dass es wieder gut wird. Aber so eine habe ich nicht. Verdiene ich das einfach nicht? Dass jemand bei mir bleibt, mich nicht allein lässt, mich tröstet, mich aufmuntert, mich in die Arme nimmt - verdiene ich das einfach nicht? Bin ich so falsch, so ein Fehler, so wertlos?


Ich will schlafen. Stunden, Tage, Jahre. Ich will einfach nur schlafen. Aber es tut weh. Ich werde so nicht schlafen können. Ich bin müde. Der Tag hat mich fertig gemacht. Furchtbarer Tag. Einer der schlimmsten. Das viele Weinen hat mich fertig gemacht.

Montag, 2. Juli 2012

Tage und Nächte

In unruhigen Träumen ziehen die wenigen Stunden der Nacht vorbei. Die meiste Zeit weis ich gar nicht, ob ich schlafe oder wach bin. Vermutlich irgendwas dazwischen. Regentropfen fallen leise auf das Dach, gegen mein Fenster. Mein Körper tut weh. Im Traum, in Wirklichkeit? Tausend Gedanken in meinem Kopf. Tausend Ängste umklammern mein Herz.
Immer müde. Viel zu müde. Stehe auf und wünsche mir nur dass der Tag irgendwie vorbei geht. Und nachts werde ich mir wieder wünschen dass die Nacht endlich vorbeigeht. Was ist das nur für ein scheiss Leben?
Ich will nicht mehr.


Leser ♥