Sonntag, 8. Juli 2012

Streit und böse Worte

Gespräche.
Durch geschlossene Türen klingt kein Wispern und Flüstern, doch laute Stimmen und Streit hört man von draußen als würde man direkt mitten im Geschehen sein. Als würde man zwischen den Menschen stehen, aus deren Mündern böse Worte durch den Raum fliegen und einen mitten ins Herz treffen.

Dieser Vergleich ist auf grausame Art passend. Denn es geht um mich. In sehr vielen dieser Streitgespräche, die ich in meinem Leben durch geschlossene Türen mithören musste, weil man einfach nicht anders kann wenn der eigene Name fällt, ging es um mich. Meine Eltern. Oder meine Mutter am Telefon, wie sie irgendwem ihre eigenen zurechgebogenen Wahrheiten vermittelt, wie sie sich beschwert, über mich.
Ich weis nicht wie lange das schon so ist. Ich kenn es nicht anders, habe die Jahre nicht gezählt. So viel Streit. Von einem weinenden Mädchen an der Treppe belauscht. Ein weinendes Mädchen wie damals, das irgendwie nie älter geworden ist. Es ist wie immer, wie jedes Mal: Hilflosigkeit. Wut. Traurigkeit. Und tausend Stimmen, die in meinem Kopf hämmern: Wertlos. Du hast es verdient. Hast es verdient. Irgendwie musst du es ja verdient haben...

Heute wieder. Meine Mutter und mein Vater. Dieses Mal nicht hinter geschlossener Wohnzimmer- oder Küchentür. Sondern draußen, vor der Haustür. Da es so heiß ist sind die Fenster um die Zeit natürlich alle offen.
Vorhin in der Küche gab es schon Streit. Mein Vater geht nach draußen, um zu rauchen. Ich gehe wieder nach oben, in mein Zimmer, zumindest in die Richtung. Und dann höre ich sie draußen.
sie (stinksauer): "Ich kann nicht mehr. Sie macht mich so fertig. Ich kann einfach nicht mehr."
er (nicht zu verstehen aber sehr wütend)
sie: "beherrsch dich, das bringt doch nichts wenn du ihr jetzt so richtig eine reinschlägst. Das löst doch das Problem nicht, da ist sie ja dann immer noch."
er: (laut) so kanns einfach nicht weitergehen!

Warum?
Ist es nicht so, dass Eltern ihre Kinder  lieben sollten? Ich weis nicht was Liebe ist. Aber alles was ich mir wünsche ist Zuneigung. Ein bisschen Zuneigung. Mich macht diese Ablehnung einfach so fertig, dass sie mich nicht so mögen, wie ich bin. Dass sie mich loswerden wollen, rausschmeissen wollen. Dass sie sagen ich sei ihr Problem, wegen mir haben sie kein schönes Leben.
Ich ertrag das einfach nicht mehr.

Ich wünsch mir ich hätte andere Eltern, eine richtige Familie die auch wirklich eine ist und nicht nur Fassade und was dahinter liegt weis und sieht niemand, macht aber jeden und vor allem mich kaputt. Oder ich  wünschte, ich wäre ein Waisenkind und hätte von Anfang an nie Eltern gehabt. Dann wäre genauso alles anders. Ich weis, dass man sich so was nicht wünschen darf. Und wenn mir dafür ein Platz in der Hölle sicher ist, es ist mir egal. In den Himmel komme ich sowieso nicht. Und gegen seine Wünsche kann man nichts machen. Wünsche sind da. Immer.

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