Sonntag, 15. Juli 2012

Nur Träume eines kleinen Mädchens

Ich halte es nicht mehr aus. Hier. Zuhause. Ich will weg, einfach nur weg, weg, weg. Ich ertrage es einfach nicht mehr. Dass ich keine Familie habe, obwohl wir doch alle unter einem Dach leben. Aber wir sind keine Familie. Wir sind nicht einmal mehr die Fassade einer halbwegs normalen Familie. Nein. Wir sind gar nichts mehr. Eine kaputte Familie. Ein Irrenhaus. Das trifft es manchmal wirklich am besten. Irrenhaus. Ich fühle mich hier eingesperrt, obwohl ich es nicht bin. Ich kann jederzeit den Raum verlassen, das Haus verlassen, irgendwo hin gehen, überall hin gehen. Doch diese Theorie scheitert schon an der einfachen, kleinen Frage "wohin?". Ich habe im moment keinen Ort an den ich gehen kann. Also bleibe ich hier. Fühle mich eingesperrt, gefangen, in meinem eigenen Leben. Alles was ich tun kann, ist träumen.

Ich träume von besseren Zeiten. Träume davon, einfach davonzugehen. Ein ein Bündel packen und losmarschieren. Und schauen, wohin mich der Weg führt. Abenteuer suchen. Und vielleicht meine Antworten auf die Fragen des Lebens finden. Das klingt so schön. Und gleichzeitig so unrealistisch. Das haben Menschen zur Zeit des Mittelalters gemacht. Dumm nur, dass ich dafür hunderte von Jahren zu spät geboren wurde.
Ich träume von Sonnenuntergängen, die nicht immer die selben sind, dem Fenster eines Zimmers mit Fliegengitter beobachtet. Nein, ich träume von wilden Flüssen und Meeren, von Horizonten die dem Begriff Unendlichkeit eine ganz neue Bedeutung verleihen und eine Ahnung von Ewigkeit vermitteln. Mit einem Schiff über den Ozean, Wind und Freiheit im Haar spüren, über Flüsse die sich wie Adern durch das Land ziehen. Und alles hinter sich zurücklassen. All die Traurigkeit und die Dunkelheit fällt hinter einen zurück, wenn man stets dem Licht der Sonne entgegen segelt.
Ich träume davon, die Welt zu sehen. In uralten Gebäuden zu stehen, die eine längst vergessene Mystik in sich tragen. Durch Sandwüsten und Wälder, in all die vielen glänzenden Städte reisen. All das sehen, was man sonst nur von Fotos und Hochglanzbroschüren kennt.
Diese Bilder wecken eine Sehnsucht in mir, die so groß ist. Und auch wenn ich weis, das wohl auch das nicht die Leere in mir füllen kann, träume ich trotzdem davon.
Ich glaube es muss nicht einmal die ganze Welt sein. Klar wäre es schön einmal die Welt zu sehen. Aber einfach nur etwas anderes sehen, als immer nur das ständig gleiche, immer diesen Alltag, dieses Leben, das ich so nicht leben will.
Ich will weg, und nie wieder zurückkommen. Wenn ich einmal von Zuhause raus bin will ich nicht mehr zurück.

Aber all das sind nur Träume. Die Welt sehen. Von Sonnenuntergängen am Strand träumen, all das sind die Träume eines dummen, kleinen Mädchens. Ich weis, dass diese Träume mich auf Dauer kaputt machen werden, wenn sich in meinem Leben nicht irgendwann etwas ändert. Trotzdem träume ich sie, denn sie helfen mir für den Moment.
Ich bin so eine Versagerin. Ich habe nie irgendetwas auf die Reihe bekommen, komme mit meinem Leben nicht klar. Ich bin nur ein dummes kleines Mädchen das nichts anderes als träumen kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Leser ♥