Donnerstag, 26. Juli 2012

Kein Mensch mehr

Ein weiterer Tag. Ein besserer? Nein, schlimmer. Aber zumindest fing der Tag gut an. Nach einer weiteren Nacht voller unruhiger seltsamer Träume, lag ich am Vormittag in meinem Bett, zwar schon seit Stunden wach, aber keine Lust und aufzustehen. Erster Ferientag. Als mein Handy klingelte und eine Freundin meinte, ich soll doch endlich mal aufstehen, und ob wir was machen wollen.
Ja, gute Idee. Ein schöner Nachmittag. Sonne, lachen, reden. Weg von zu Hause. Nicht an irgendetwas schlimmes denken, sondern einmal wirklich wieder annähernd so etwas wie fröhlich sein. Spaß haben.
Doch der Tag ging leider nicht so weiter. Sobald ich zu Hause war und meiner Mutter begegnet bin, war es vorbei mit dem schönen Tag. Wieder mal Streit, dieses Mal zwar ein kurzer, aber dafür umso heftiger. Sie wirft mir vor, wie so oft, dass ich so ein schlimmes Kind bin und sie krank mache. Und dann sagt, bzw schreit sie fast, so richtig anklagend: Du hast keinen Funken Menschlichkeit in dir!
Da bin ich gegangen, aus der Küche und vor ihr geflohen, als könnte ich vor dem, was sie gesagt hat davonrennen. Als  würde es dadurch ungeschehen werden. Aber das geht natürlich nicht. Die Worte waren da, haben wie Schwerter auf mich eingestochen. Sich unauslöschlich in mein kaputtes Herz gebrannt.
Du hast keinen Funken Menschlichkeit in dir!
Was bin ich also ihrer Meinung nach? Ein schlechter Mensch? Gar kein Mensch mehr, sondern ein Monster?  Nicht alle Tränen der Welt können ihre Worte aus mir herausweinen, sie verschwinden lassen. Ich kann einfach nicht mehr. Was will sie mir denn noch alles antun? Ich bin doch schon kaputt.
Was bin ich wirklich? Ein schlechter Mensch. Bin ich wirklich ein schlechter Mensch,  so schlecht wie sie mich sieht? Ich bin kein Mensch mehr. Ohne Menschlichkeit ist man kein Mensch mehr.
Menschen haben ein Herz. Menschen haben eine Seele. Ich habe beides nicht mehr, bei mir ist beides kaputt. Ich habe nichts mehr. Ich bin leer, ein seelenloses Mädchen, das vor den Splittern ihres eigenen Herzens steht und das Puzzle nicht mehr ganz bekommt.
Das weis ich. Das wusste ich schon davor. Doch trotzdem war ich noch ein Mensch, irgendwie, irgendwie. Zumindest dachte ich das. Zumindest hielt ich mich dafür.
Doch bin ich wirklich das Monster, für das sie mich hält? Das alle krank macht, das alle krank und fertig machen will, das Spaß daran hat andere Menschen fertig zu machen? Nein. Nein. Nein.  Dem es gefällt dass es nichts anderes als Probleme verursachen kann, das selbst das Problem ist? Nein.
Denn wenn es mich nicht gäbe, mich nie gegeben hätte, dann würde es all die Probleme nicht geben. Wo ich doch das Hauptproblem bin.
Bin ich schuld? Bin ich wirklich an allem Schuld? Nein. Nein, das kann nicht sein. Bitte nicht. Das kann ich nicht ertragen. 
Ich kann nicht mehr. Will mir die Ohren zuhalten. Will schreien, weil ihre Worte mir so weh tun. So verdammt weh tun. Ich will rennen, so weit weg wie es nur geht. Ich will sie nie wieder sehen, will dieses Haus nie wieder sehen. Will weg, egal wohin. Will nicht mehr nachdenken, mich nicht mehr erinnern. Will tot sein.

4 Kommentare:

  1. Meine Mum und ich streite uns auch oft. Kenn ich zu gut. Aber was sie dir da vorwirft ist nicht richtig. Du bist weder ein schlimmer Mensch, noch ein Monster oder sonstiges. Sie kann froh sein so eine wundervolle Tochter wie dich zu haben. Irgendwann werden das alle Eltern mal einsehen. Hör nicht auf sie, okay? Ich weiß, es ist schwer aber lass ihre Worte nicht so nah an dich heran. Das macht dich nur fertig. Kopf hoch, pass auf dich auf und bleib stark! *in arm nehm und knuddel*
    lg <3

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