Mittwoch, 14. November 2012

Der Schnee der Vergessenen


Ein Blick in den Spiegel. Eingerahmt das immer gleiche Bild. Immer gleich, immer anders. Immer dunkel, immer leer. Immer voll von Selbsthass und nie geweinten Tränen. 
Allein gelassen. Verletzt. Einsam.
Einsamkeit. Ein Wort, das seltsam auf der Zunge schmeckt, wenn man es sein leben lang in sich trägt, doch niemals ausspricht. Stilles Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit, stille Resignation. 

Ich komme mit der Welt nicht klar, und die Welt nicht mit mir. Ich komme mit meinem Leben nicht klar. Ich komme mit der Vergangenheit nicht klar. Nicht mit Gegenwart und Zukunft. Ich komme mit gar nichts klar.

Ich weis nicht einmal mehr was ich noch fühle. In diesen Tagen fühle ich oft gar nichts. Fühle nicht dass ich noch da bin, fühle nicht dass ich noch lebe. Fühle Schmerz, den ich erst nach einer ganzen Weile als solchen registriere. Fühle nur Angst, doch selbst die fühlt sich manchmal irgendwie betäubt an. Fühle mich allein und leer. Fühle all die Tränen in mir, die ich nicht weinen kann. 

Ich will verschwinden. Will einfach nur verschwinden, eintauchen im Meer des vergessen. Ich will nicht in der Erinnerung der Menschen als jemand bleiben, der ich nicht wirklich bin. Ich will vergessen können. Will all die Dinge hinter mir lassen, die mich einfach nicht loslassen, die mich in meinen Träumen einholen, auch wenn ich sie sonst so gut es geht zu verdrängen versuche. Ich will verschwinden.

Eiskalt. Es ist eiskalt in mir. Ich kann nicht aufhören zu zittern, doch es ist keiner da der mich wärmt. Ich spüre die Kälte nicht nur auf meiner Haut, ich spüre sie in mir, tief in mir drin. Für mich ist es Winter. Schneeflocken fallen leise in meinem Inneren, lassen die Tränen erfrieren, bedecken alles in mir. All das Hässliche und Dunkle. Und das letzte bisschen Licht, von dem ich nicht einmal glaube, dass es noch vorhanden ist. Alles wird von Schnee bedeckt. Doch es ist keine wärmende Decke. Es ist ein Leichentuch.

1 Kommentar:

  1. ..wenns zu schlimm wird, geh raus, setz dich in den zug und fahr, du weißt wohin

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