Dienstag, 13. November 2012

dunkle Spiegelschatten und Gedankengeister

Dunkelheit. Wohin ich auch gehe, denn die Dunkelheit ist in mir. Lässt mich nicht schlafen. Quält mich mit all den Bildern meiner Erinnerung. Lässt mich nicht los. Lässt mich niemals los.
Spiegel können die Türen zu anderen Welten öffnen, doch man selbst kann sich auch im Spiegel verlieren. Wenn ich in den Spiegel blicke, dann sehe ich mein eigenes, müdes Gesicht. Meine langen, hellen Haare, meine Augen, die mich daraus anblicken. Der Blick des Spiegelmädchens ist so leer.
Ich sehe ein Mädchen, das mir selbst fremd ist. Sehe mich selbst, sehe meinen Körper, und spüre deutlicher denn je wie sehr ich mich selbst hasse. Am liebsten würde ich den Spiegel zerschlagen, um das Wesen, das ich bin, nicht länger ansehen zu müssen. Will das Spiegelbild zerstören. Will all die Erinnerungen auslöschen, all die Traurigkeit und den Schmerz, will dieses Leben vergessen.

Meine Welt ist grau und dunkel. Und sie ist so leer. Sinnlosigkeit liegt wie ein schwerer Mantel über allem gebreitet und nimmt mir die Luft zum atmen. Ich habe tausende Fragen. Tausend "Warum?!" spuken mir in blutig roter Leuchtschrift durch den Kopf. Tausend Fragen. Tausende und abertausende Gedanken, durch meinen Kopf rasend, niemals halt machen, und nicht merkend,dass sie sich selbst nur im Kreis drehen. Keine Wände, keine Ruhe, kein Schlaf, der zumindest für eine kurze Weile das Chaos und all die Gedanken in mir zum verstummen bringt. 

Rote Schlieren mischen sich mit Wasser und werden fortgespült. Schon wieder ein Spiegel, dieses Mal der im Bad. Ich schaue schnell weg. Verlasse das Bad. Um in die Stille und Einsamkeit des Hauses zurückzukehren, das mir im sterbenden Licht des Tages leerer denn je vorkommt. Dunkelheit kriecht durch die Fensterscheiben über den Boden, die Schatten werden länger und dunkler. Ich habe keine Angst vor der Dunkelheit, die habe ich schon lang nicht mehr. Was mir Angst macht ist die Stille, die Leere. 
Ich weis selbst nicht mehr, was ich eigentlich will. Ich will gar nichts mehr. Ich weis gar nichts mehr. Ich bin verwirrt, verloren, allein.
Wenn meine Eltern zuhause sind, fühle ich mich genauso verloren und einsam wie an Tagen, wenn sie nicht da sind. Doch heute, wo sie nicht da sind, treibt mich diese Innere Unruhe dazu, ziellos von einem leeren Raum in den nächsten zu gehen, ohne zu wissen, was ich dort eigentlich will. Ich hasse mich, hasse mich mehr denn je. Dieses Leben, das im Grunde keines ist. Ich fühle mich tot, fühle gar nichts mehr. Bin nicht einmal sicher, ob es mich überhaupt noch gibt. Vielleicht bin ich selbst ja schon lang nicht mehr da, bin schon lange weg und habe es nur selbst noch nicht gemerkt. Oder mein Kopf voller kranker Gedanken hat sich mich selbst ausgedacht, und ich bin nur eine Illusion in meiner eigenen Gedankenwelt. 

Zwischen all den Menschen fühle ich mich so falsch. Fühle mich noch viel fremder und noch viel falscher. Sehe lachende Gesichter, höre Worte, die an mir vorbeigehen wie ein unendlicher Fluss. Sehe Bewegungen die sich in tanzenden Lichtern vor meinen Augen abspielt. Sehe die Welt, die nicht stillsteht. Und fühle mich selbst nur umso falscher, weil ich die einzige bin, die stillsteht. Die stehen geblieben ist und niemals weitergehen wird. Wie eine kaputte Uhr, die man nicht mehr aufziehen kann. Kein Teil mehr des ewigen Zeitflusses. Irgendwo darin verloren gegangen, weil ich es nicht mehr geschafft habe, mitzuhalten.
Ich war nie stark genug. Nie. Wenn man nichts mehr zu verlieren hat, dann macht einen das stärker. Das habe ich schon oft gehört und gelesen, doch es stimmt nicht. Aus eigener Erfahrung weis ich, dass man trotzdem nicht stärker wird. Auch wenn man es sich wünscht. Es macht einen nicht stark, es macht einen nur noch mehr und mehr und mehr kaputt. Ich weis nicht, ob es irgendwas gibt, das einen stärker macht. Ich habe es nicht. Und ich glaube, dass ich es niemals haben werde. 

Warum tut es immer noch weh, nach all diesen Jahren? Warum habe ich mich nicht daran gewöhnt? Warum tut es jedes Mal aufs neue weh? Warum habe ich nicht gelernt damit umzugehen?...Ich bin müde. Müde von all den Gedanken, die durch meinen Kopf geistern, und mir keine Ruhe lassen...


Ich will den Himmel sehen
will auf Wolken stehen
im Glanz der Sterne gehen -
Ich bin ein Träumerkind
in weitem Meer und Wind
hab den Weg verloren
kann keinen mehr sehen,
kann allein nicht mehr stehen
hab keinen Weg zu gehen....

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