Samstag, 24. November 2012

Gefangenes Spiegelmädchen in eigenen dunklen Gedankenwelten

Ein Lächeln auf den Lippen des Mädchens, das mir aus dem Spiegel in die Augen sieht. Doch es ist kein fröhliches Lächeln. Nichts kann ich dagegen tun, gar nicht, der Selbsthass kommt in Wellen, kommt wie Wind und Sturm. Hass auf dieses Wesen, das ich bin. Dieses dumme Kind, diesen schlechten Menschen, dieses Mädchen, das irgendwo zwischen Leben und Sterben umherirrt, in einer Welt gefangen, die nur in ihrem Kopf und ihren Gedanken existiert, dieses Mädchen, das falsch ist in dieser Welt. 
Dunkle Gedanken hängen in den Wolken über meinem Kopf, senken sich auf meine Welt, nehmen mir die Luft zum atmen, lassen mich in einem Meer aus Tränen ertrinken, die ich nicht weinen kann.
Ich stehe vor dem Spiegel. Und will dieses Ding töten, das darin eingesperrt ist. Dieses Ich, das mich festhält in einer Zeit, die schon längst von der Zukunft eingeholt wurde, doch diese Zukunft gab es nie für mich. Ich stehe noch immer irgendwo in der Vergangenheit. Ich kann nicht nach vorne blicken, sondern nur zurück. Als hätte ich meine Augen auf der falschen Seite. Schatten sind Schatten der Ewigkeit. Sie lassen einen niemals los.

Zu verletzlich. Ich bin viel zu verletzlich. Ich habe keinerlei Schutz, es ist viel zu leicht mir weh zu tun. Es reicht oft schon ein Wort, eine kleine Erinnerung, eine Situation, eine Beobachtung, und schon öffnet sich in mir eine der vielen Türen in mir, hinter denen ich die dunklen Erinnerungen verschlossen halte, verdrängt. Und dann bin ich machtlos. Die Tür fliegt mit einem Knall auf, und ich habe nicht die Kraft, sie wieder zu schließen. Ich stehe da, bewegungsunfähig, während all die Gefühle und Gedanken durch mich fließen, als wäre es nie vorbei sondern geschieht in diesem Moment. Egal wie lang es auch her ist, auch wenn es viele Jahre sind, das spielt keine Rolle. Erinnerungen holen die Zeit zurück. Egal wie viel Zeit auch vergeht, es ist nie genug. Es tut weh. Immer und immer wieder aufs neue. 
Menschen verletzten andere, verletzen mich, denn jeder trägt Messer aus Worten mit sich herum, und die meisten werfen leichtfertig damit um sich, und es ist ihnen egal wenn sie damit treffen. Manchen macht es Spaß in alte Wunden zu stechen, die nie verheilt sind.

Brennende Narben zeigen mir dass ich noch lebe. Dass ich da bin, dass ich nicht nur eine Erinnerung bin, die übrig geblieben ist weil sie vergessen wurde. Ein seltsames Lächeln. Ein Mädchen, das mir so fremd erscheint. Wer oder was bin ich? Wer oder was würde ich gerne sein? Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Wie soll ich an eine Zukunft glauben, wenn ich mich selbst irgendwann auf diesem langen Weg verloren habe? Wenn ich das verloren habe, was man zum leben braucht, sodass sich leben von überleben unterscheidet, bzw. wenn ich das niemals hatte. Wenn mir das, was andere haben, schon immer fehlt, dann ist es kein Wunder dass ich andere Menschen schon seit ich mich erinnern kann um diese Leichtigkeit beneide, diese Fröhlichkeit, die Hoffnung die sie antreibt, und das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Ich habe mich immer gefragt, wie andere es schaffen zu leben ohne zu verzweifeln und sterben zu wollen. Doch andere kennen wohl diese Leere nicht, die Depression und Traurigkeit, die wie ein grauer Nebelschleier über allem hängt und der Welt de Farben entzieht. Auch wenn ich heute Dinge verstehe, die ich früher als ich klein war nicht verstanden habe, so ist es doch das selbe geblieben, es hilft mir nicht zu verstehen, da ich all das andere noch immer nicht verstehe, da ich am Leben verzweifle. Der Wunsch wirklich zu leben statt nur zu existieren ist da, doch genauso die Frage, was "richtig zu leben" eigentlich ist und wie das geht. 
Ich bin die selbe geblieben. In all den Jahren. Und ich werde wohl niemand jemand anders sein können. Wenn in meinem Kopf all die Stimmen flüstern, wenn die Gedanken über mir hereinstürzen, wenn die Dunkelheit in mir mich zu verzehren beginnt, so bin ich gefangen in meinem eigenen Kopf, eingesperrt in meinem eigenen Körper. Aus der Dunkelheit der eigenen Gedankenwelt gibt es kein entkommen. Da führt kein Weg mehr zurück, wenn man sich einmal in dieser Dunkelheit verlaufen und verloren hat.

Ich weis, dass es schlechte und etwas bessere Tage gibt. Auch wenn die besseren sehr selten sind. Und dann gibt es noch diese anderen Tage. Die gefühlsmäßig den absoluten Tiefpunkt darstellen. 
Das was ich habe, kann man nicht Leben nennen. Es ist langsames Sterben, das sich ein Leben lang hinzieht. Auch wenn es ein recht kurzes Leben ist, so kommt es mir selbst vor wie eine Ewigkeit. Viel zu lang.

Ich bin allein und voller Ängste, die die Dunkelheit nur weiter nähren. Ich will weinen, doch ich kann es nicht. Ich sitze da und starre ins Leere, starre hinaus in die Welt, doch ich sehe sie nicht. Mein Blick ist nach innen gekehrt, ich sehe ganze Welten, die sonst keiner sieht. 
Ich habe Angst. Angst vor den Träumen. Angst vor den Erinnerungen und Gedanken. Angst davor einzuschlafen. Angst, am nächsten Morgen wieder zu erwachen.

Meine Tage versinken in Sinnlosigkeit, gehen irgendwo im Strom der Zeit unter. Ich bin so teilnahmslos, alles zieht einfach nur vorüber. Als wäre mein Leben nur eine Zugfahrt. Und keine bei der es sich lohnt auch nur aus dem Fenster zu sehen. 

Ich fühle mich allein. Allein mit all den Gedanken in mir, die auch Gesellschaft nicht vertreiben kann. Diese Art von Einsamkeit, die dem Gefühl von Kälte gleicht, die sich im eigenen Körper eingenistet hat, und einen Wärme von außen nicht länger spüren lässt.

Ich weis nicht mehr weiter. Weis nicht was ich noch tun soll. Fühle mich, als würde ich am Abgrund stehen kurz vor dem Fall, oder schon einen Schritt weiter, ohne es bereits registriert zu haben.

2 Kommentare:

  1. ich kenne das, was du beschreibst sehr gut. außer der selbsthass, den kenne ich nicht. aber es geht jetzt nicht um mich, sondern um dich. immerhin bist du noch hier, auch wenn es dir durch die depression so schlecht geht, das ist doch ein Pluspunkt. hast du mal überlegt, die einen Therapeuten zu suchen?

    ich würde gerne bei dir sitzen, mit dir reden und vielleicht sogar dafür sorgen, dass du wieder lachst, aber es geht nicht, leider.

    fühl dich für's erste mal gedrückt ♥
    halte durch!

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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