Samstag, 5. Mai 2012

sinnlos schlagendes Winterherz

Alles dreht und dreht sich immer weiter, nur ich stehe still. Das einzige was sich bei mir dreht sind meine Gedanken, doch nur wie ein Karussell im Kreis. Ich denke zu viel nach, und es führt zu nichts. Ich kann nicht vor und nicht zurück. 
In mir ist die Zeit stehen geblieben, während ich dabei zusehe wie sie in der Welt vergeht. Ich bringe irgendwie die Tage hinter mich, überstehe die Wochen, alles so anstrengend. Und so sinnlos. Ich versuche nicht nachzudenken, mich nicht zu erinnern, gar nichts mehr. Aber es klappt nicht. Die Gedanken und Gefühle drängen sich in mein Bewusstsein, sind immer da, immer so nah. Nichts wird anders. Es ist auch eine törichte Hoffnung, zu glauben, dass irgendwas besser wird, wenn der Winter vorbei ist. Ich habe es gehofft. Und nun ist es Frühling, und es geht mir nicht besser. Was absolut logisch und von vornerein klar war. Warum bin ich dennoch enttäuscht? 
Die Schönheit der Natur des Frühlings berührt mich nicht. Ich sehe sie, kann sie anfassen. Aber ich fühle nichts. Absolut gar nichts. Es ist, als würde es in mir Winter bleiben, als würden die längst verwelkten Blätter noch immer fallen und zu Staub zerfallen, den ein eisig kalter Wind verweht.
Ich fühle mich tot. Als ich heute am Friehof vorbei gelaufen bin, war plötzlich und wie beiläufig der Gedanke in meinem Kopf, warum ich selbst noch nicht dort unter der Erde liege, wo ich eigentlich schon längst hingehöre. Der Gedanke macht mir keine Angst. Er macht mich nicht einmal mehr traurig. Ich glaube ich habe viel zu lange gebraucht, um es endgültig zu verstehen. Ich kann irgendwie nicht mehr leben, nicht so wie andere es können, in mir ist zu viel kaputt gegangen, ich habe mich zu sehr in der Dunkelheit und in mir selbst verloren. Ich habe die Welt verloren bzw bin in ihr verloren gegangen. Ich bin nur ein Mädchen, einfach irgendjemand, ob ich da bin oder nicht spielt keine Rolle. Für niemanden bin ich wichtig. Ich frage mich, ob man es überhaupt bemerken würde, wenn ich von einem Tag auf den anderen einfach nicht mehr da wäre, unsichtbar und ein Geist geworden.
Zu leben tut sehr weh, das Leben und die Menschen haben mir zu sehr weh getan im Laufe der Jahre. So etwas bleibt für immer, es hinterlässt unauslöschliche Spuren. Eingebrannt in ein kleines Herz, das verzweifelt schlägt und sich nur nach ein bisschen Verständnis und Zuneigung und dem Gefühl nicht überflüssig zu sein, sehnt.
In mir ist es kalt. Schnee fällt in kleinen Flocken und bedeckt die dunkle Welt. In mir ist es leer. Unendlich leer, unendlich leere Winterwüstenwelt.





Ich kann nicht mehr. Ich bin einfach nur am Limit, körperlich und psychisch. Ich halte das nicht mehr aus. Die Gedanken in meinem Kopf schreien so laut, ich ertrag es nicht mehr, und Ohren zu halten bringt natürlich nichts. Ich kann die Welt draußen ausblenden, aber die in mir drinnen nicht. Das alles ist immer da, wo ich auch bin, wohin ich gehe. Und mein Körper kann manchmal nicht mehr so, wie ich das will. Mir ist dauernd schwindlig, ich bin kurz vorm umkippen und zusammenbrechen. Heute lag ich den ganzen Nachmittag nur im Bett, konnte mich fast nicht bewegen, kaum atmen. Alles ist so anstrengend, ich schaffe auch meine Woche kaum. Ich schlafe kaum. In manchen Nächten gar nicht. Ich kann nicht sagen, was schlimmer ist, schlafen oder wach sein. Ich ertrag beides nicht. 
Ich ertrag die Gedanken nicht, die Gefühle, die Erinnerungen, die ständige Angst. Ich ertrag es nicht, ich zu sein. Ich ertrag die Sinnlosigkeit und die Leere nicht mehr. Ich will dieses Leben nicht, das im Grunde keines ist. Wofür lebe ich? Wofür? Im Grunde ist alles sinnlos, alles. Also wofür? Wofür sich jahrelang und Jahrzehnte quälen und weitermachen und vergeblichen Hoffnungen und Träumen hinterherjagen, immer wieder neuen Schmerz zu erfahren, nur um irgendwann dann doch zu sterben? Wofür also? Wofür leben?

2 Kommentare:

  1. Du weißt dass ich dich verstehe Süße und ich bin dir dankbar, dass du das alles aufschreibst, denn dass diese Gedanken und Gefühle auch in dir sind, das macht sie irgendwie erträglicher. Ich hab dich lieb Seelenschwester <3

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  2. Dankesehr für deinen Kommentar. Und doch, er ist nützlich, einfach indem er da ist.
    Ja, das mit der geszungenen Therapie kenne ich. Das war bei mir auch so; ich kam mit Zwangseinweisung in die Klapse und hab absolut nicht mitgemacht. Aber nun möchte ich, nur der erste Schritt, bis es denn soweit ist und ich wirklich diesen Therapieplatz habe ist sehr schwer für mich.

    Fühl dich zurückgednuddelt. ♥

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