Montag, 16. Juli 2012

An wie viel bin ich wirklich schuld?

Ich weis es nicht. Weis gar nichts mehr. Ist es meine Schuld? Ist es wirklich alles meine Schuld?
Ihre Worte stürmen auf mich ein, ich will sie nicht hören, will nicht noch mehr hören. Ich wünsche mich weit weg. Am besten an den Nordpol, dort würden mich ihre Worte nie erreichen können.
Es ist das selbe wie immer. Die selben Vorwürfe. Der selbe Streit. Dieselbe scheisse wie seit so vielen Jahren schon. Und doch ist es anders, irgendwie. Neue Vorwürfe, neue Schuld, die so noch nicht ausgesprochen wurde.

Was meine Mutter mir seit langem vorwirft:
Ich mache die Familie krank und kaputt. Wegen mir hat keiner hier ein schönes Leben. Ich mache meinen Vater krank, und es tut ihm weh mich anzusehen, wie krank ich bin. Ich will nicht erwachsen werden. Dass ich sie hasse. Dass ich mein Leben nicht auf die Reihe bekomme. Dass ich psychisch krank bin.
All das höre ich so oft. Und es tut weh. Jedes mal tut es weh. Wie Giftpfeile die direkt in mein Herz treffen. Es tut nie weniger weh. Könnte man nicht eigentlich meinen, dass ich mich nach so vielen Jahren an all den Hass und die Ablehnung und Vorwürfe usw gewöhnt haben sollte? Habe ich aber nicht...vielleicht kann man das nicht, sich daran gewöhnen..
Es mag wohl stimmen, dass ich psychisch krank bin. Aber nicht einfach so, ich bin krank geworden mit der Zeit..mich hat das alles krank gemacht. Aber das interessiert niemanden. Natürlich nicht, bin ja nur ich. Und es stimmt nicht, dass ich sie hasse. Sie hasst mich. Und der Rest, ist das wirklich meine Schuld? Kann das meine Schuld sein? Kann das überhaupt die Schuld von irgendjemandem sein?

Was sie heute gesagt hat:
Dass es meine Schuld ist dass sie krank ist. (Sie ist wirklich krank, dauernd beim Arzt und hat in ein paar Tagen die vierte OP dieses Jahr). Dass es meine Schuld ist. Weil niemand weis, woher ihre körperlichen Krankheiten in den letzten paar Jahren, vor allem dem letzten Jahr, gekommen sind. Weil das psychisch bedingt ist dass sie krank geworden ist, weil sie psychisch so einen Stress hat wegen mir. Wegen dem ganzen Streit und allgemein der Situation zuhause. Dass es meine Schuld ist dass sie so krank ist. 
Das hat sie gesagt. Zum ersten Mal so direkt. Angedeutet hat sie es schon öfters mal. Aber kann ein Mensch wirklich etwas dafür, wenn ein anderer krank wird? Kann das überhaupt möglich sein? Kann das wirklich meine Schuld sein? Schuld. Das ist das Wort, um das es viel zu viel geht, in diesem Haus. Auch wenn es selten direkt angesprochen wird. Und sobald ich es im Streit erwähne, dass das alles doch nicht meine Schuld sein kann, dann bekomme ich als Antwort, dass es nicht um Schuld geht. Aber meistens geht es doch darum. Eltern sind verlogen, sie sagen das was ihnen gerade in den Kram passt und biegen sich ihre eigenen Wahrheiten zurecht. Egal was ich auch wie in Worte fasse bei einem Streit, es heißt immer dass es darum nicht geht. Aber um was geht es denn dann? Das kann mir dann auch keiner sagen. Alle tun so, als würde ich nie etwas verstehen. Aber das ist nicht wahr. Die anderen verstehen nicht. Sie verstehen mich nicht und haben auch nie versucht mich zu verstehen. Ich bin diejenige, die kaputt geht und kaputt gegangen ist in all diesen Jahren. Ich bin diejenige, die stundenlang in ihr Kissen weint und einfach nicht mehr weiter weis. Ich bin das Kind, das keiner so haben will wie es ist. Ich bin das Kind, das schuld daran ist dass die Familie kaputt ist und keine Familie ist. Zu viel Schuld. Immer nur schuld. Wie viel ist wirklich meine Schuld? An wie viel kann man Schuld sein in einem einzigen Leben?

Mir ist kalt. Mir ist eiskalt. Ich kann nicht aufhören zu zittern. Sehe es immer noch vor mir. Ich und sie in der Küche. Was gesagt wurde heute. Was sie zu mir gesagt hat. Ich habe richtig Gänsehaut gekriegt.
Als sie dann noch sagt: Der Kühlschrank ist voll und dass genug zu essen da ist für die nächste Zeit. Falls sie nicht mehr wiederkommt. Weil es keine ungefährliche Operation ist.

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